Ruhrgebiet. Alle reden vom Wetter. Die Anbieter von E-Scootern auch. So wollen sie mit ihren Rollern durch die kalte Jahreszeit kommen.

Der Winter ist da. Und es ist der erste Winter, in dem man mit E-Scootern durch die großen Städte des Ruhrgebietes rollen kann. Was aber, wenn Sturm den Schnee durch die Straßen treibt und die Temperaturen weit unter den Gefrierpunkt sinken? Wenn es kalt wird und glatt? Darf man weiter mit den Rollern fahren? Das darf man. Ob man es auch kann, ist eine andere Frage.

Der TÜV-Verband warnt, dass im Winter gerade in Bereichen mit Kopfsteinpflaster Sturzgefahr bestehe und fordert, E-Scooter bei schlechtem Wetter zu sperren. Ohnehin, so glauben Experten des Überwachungsvereins, würden die Akkus der kleinen Flitzer bei Kälte schwächeln und sich deutlich schneller entladen. Was nicht nur die Reichweite einschränkt, sondern auch wesentlich häufigeres Aufladen erfordert.

Erfahrungen zeigen: Kälte ist weniger ausschlaggebend als Nässe

Auch in der dunklen Jahreszeit bleiben die meisten E-Scooter auf der Straße
Auch in der dunklen Jahreszeit bleiben die meisten E-Scooter auf der Straße © picture alliance/dpa | dpa Picture-Alliance / Henning Kaiser

Bei den Anbietern gibt man sich allerdings gelassen. Erfahrungen aus anderen Ländern hätten gezeigt, dass extreme Wetterlagen in den vergangenen Wintern „nur an sehr wenigen Tagen“ geherrscht hätten. „In Wien etwa gab es gar keine Probleme“, sagt ein Sprecher von Lime, das seine Roller unter anderem in Essen, Bochum und Dortmund anbietet. „Kälte ist weniger ausschlaggebend als Nässe“, sagt auch David Krebs, Sprecher von Tier, das ebenfalls in Essen, Bochum und Dortmund mit seinen Rollern vertreten ist.

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Deshalb sollen Kunden auch in den kommenden Monaten auf die Scooter steigen können. „Wir stellen uns darauf ein, dass es im Winter weniger Nutzer werden, aber immer noch so viele, dass wir den Betrieb regulär aufrechterhalten. Generell bleiben Tier- Scooter ganzjährig auf der Straße“, sagt David Krebs. Genau wie die von Lime und Circ, dem dritten Anbieter im Ruhrgebiet. Letzterer allerdings will, so haben Kunden es gehört, seine Flotte in der kalten Jahreszeit verkleinern. Anfragen dazu ließ das Unternehmen unbeantwortet.

Scooter lassen sich bei schlechtem Wetter flächendeckend sperren

Kommt der Winter allerdings mit Macht, kann schnell Schluss sein mit rollern. „Bei riskanten Wetterlagen behalten wir uns vor, den Betrieb einzustellen“, sagt Tier-Sprecher Krebs. Dafür müssen die Zweiräder nicht einmal eingesammelt werden. Man könne die Scooter in einer Stadt binnen kürzester Zeit flächendeckend aus der Ferne sperren, bestätigt Lime. Die Entscheidung darüber treffe der so genannte Operation Manager vor Ort, denn: „Von Stadt zu Stadt kann das Wetter ja anders sein.“ Sollte der Betrieb eingestellt werden, erfahren Kunden das angeblich nicht erst, wenn sie im Schneegestöber auf das Trittbrett steigen. Sowohl Tier als auch Lime informieren über ihre Apps.

Fahren auf eigenen Verantwortung

Wer bei Sturm, Eis und Schnee mit dem E-Scooter verunglückt, kann die Verantwortung nicht auf die Anbieter der Roller abwälzen.

Bei Fahrzeugen, die „bauartbedingt nicht schneller als 20 Kilometer in der Stunde fahren“, gibt es nach § 8 StVG keine Halterhaftung. Da haftet der Fahrer selber für alle Schäden

Technisch sehen sich die Anbieter der kalten Jahreszeit übrigens gut gewappnet. Sorgen um sich schnell entladende Akkus macht man sich bei Lime jedenfalls nicht. Die „mittlerweile dritte Generation“ halte auch bei tiefen Temperaturen durch, versichert ein Sprecher. Bei Tier weiß man sogar, wie tief die Temperaturen sein dürfen. „Minus 15 Grad.“ Circ setzt noch einen drauf und behauptet, den hauseigenen Roller-Batterien würden auch minus 20 Grad nichts ausmachen.

Anbieter Tier rüstet seine Roller für den Winter auf

Ansonsten ist bei den meisten Anbietern nicht speziell für den Winter aufgerüstet worden. Mit einer Ausnahme. Tier ist – auch im Ruhrgebiet - gerade dabei, ein neues Scooter-Modell in Deutschland einzuführen. „Die neue Generation sorgt mit einem größeren Vorderrad, Hinterradantrieb und einem höheren Gewicht für bessere Bodenhaftung“, sagt David Krebs. Die Scooter kämen mit rutschigem Untergrund deutlich besser zurecht und würden auch eine noch mal verbesserte Bremsleistung aufweisen. „Und auch das Licht des Scooters ist auf die dunkle Jahreszeit angepasst, also noch heller.“

Zu Fuß oder mit dem Roller? Ganz ungefährlich ist die Nutzung der E-Scooter bei Schnee nicht.
Zu Fuß oder mit dem Roller? Ganz ungefährlich ist die Nutzung der E-Scooter bei Schnee nicht. © AFP via Getty Images | BRENDAN SMIALOWSKI

Damit nicht genug. Die neuen Scooter müssen auch nicht mehr aufwändig und kostenintensiv eingesammelt werden, denn sie sind auswechselbar. Sie können nun durch Lastenräder angefahren werden, deren Fahrer die Batterien vor Ort austauschen. Einsammeln per Transporter ist überflüssig. „Das ermöglicht es uns, unsere komplette Logistik umzustellen“, erklärt Krebs.

Aller Technik zum Trotz haben die Anbieter aber einen guten Rat für alle ihre Kunden parat. „Im Winter“, mahnen sie eindringlich und immer wieder, „bitte ganz besonders vorsichtig fahren.“ .