Dortmund. Dortmund ist wieder Tatort. Zum 50-jährigen Jubiläum der Krimireihe arbeiten die Ermittler aus dem Revier und München zusammen. Darum geht es.
Kalt und dunkel ist der Abend am Lütgendortmunder Hellweg. Aber es ist trocken und das ist gut so. Denn hier wird gedreht. Für den Dortmunder Tatort. Aber auch für den aus München. Denn zum 50. Jubiläum der ARD-Krimi-Reihe arbeiten die Teams aus dem Revier und von der Isar für eine Doppelfolge zusammen. Deshalb waren schon am Morgen auch schon Ivo Batic (Miroslav Nemic) und Franz Leitmayr (Udo Vachtveitl) im Einsatz. Gedreht wird der erste Teil bis Mitte Dezember. Im März folgt Teil 2 in München. Zu sehen ist der Zweiteiler „In der Familie“ dann in ziemlich genau einem Jahr.
Direkt an der Straße parken ein roter Mercedes-Transporter und ein unauffälliges weißes Wohnmobil. Leise diskutieren Hauptkommissar Faber (Jörg Hartmann) und Hauptkommissar Pawlak (Rick Okon) im Schatten zwischen Autos und Hauswand. Die Stimmung scheint gereizt, aber das ist beim Dortmunder Tatort ja sehr oft so. Kein Grund zur Besorgnis also für die Mitglieder des Filmteams, die die Szene aus einiger Entfernung auf kleinen Monitoren verfolgen.
Griechisches Restaurant wird zur Trattoria
Bis plötzlich ein Frau mit Hund auf dem Arm durch das Bild läuft. Als sie die Kamera bemerkt, wirft sie sich in den nächsten Hauseingang – aber da ist es schon zu spät. „Aus“, ruft jemand. Gleich noch einmal. „Tut mir leid“, sagt die Frau mit Hund, „aber ich habe sie erst gar nicht gesehen.“ Was jetzt irgendwie blöd ist, andererseits aber zeigt, dass die Szene gut gemacht ist. Denn es geht um eine geheime Observierung.
Beobachtet wird das Treiben rund um ein Restaurant. Im wahren Leben gibt es dort griechische Spezialitäten. Für den TV-Krimi haben es die Filme-Macher zu einer italienischen Trattoria gemacht. Und das mit viel Liebe zum Detail, die bei der eigens erstellten Foto-Tapete – romantischer Blick auf Dorf in Kalabrien – beginnt und mit einer passenden Speisekarte endet. Eigentlich nicht nötig, aber „Sie glauben nicht, auf was alles die Leute so achten“, sagt Produzent Michael Polle. Könne ja mal sein, dass die Speisekarte ungeplant im Bild zu sehen ist.
Mafia treibt ihr Unwesen im Ruhrgebiet
Trattoria? Kalabrien? Man ahnt, es geht in den Jubiläumsfolgen um die Mafia. Der Besitzer des schlecht laufenden Dortmunder Lokals stellt der „Ndrangheta“ sein Lokal als Umschlagplatz für illegale Waren zu Verfügung, um die eingeweihte Frau und die nichts ahnende Tochter ernähren zu können. Bis die Verbrecher-Organisation ihn dazu zwingt einen Mann zu verstecken, der in München einen Mord begangen hat. Doch die Polizei bekommt Wind von der Aktion, die Kommissare von der Isar reisen zwecks Festnahme ins Revier – aber Faber will zunächst mehr wissen über die Hintermänner.
Für Konflikte ist also einmal mehr gesorgt im Tatort aus Dortmund. Genau, wie es die Macher gewollt haben. Man habe lange Gespräche geführt, welche Ermittler man für den Jubiläumsfall zusammenführe, sagt der zuständige Redakteur Frank Tönsmann. Dabei ging es nicht nach dem Motto „Gleich und gleich gesellt sich gern“, sondern eher anders herum. Tönsmann spricht – ganz in der Tradition des Dortmunder Tatortes – von Teams, die sich aneinander reiben. So wie es Faber und Kollegen schon lange machen. „Hinter der Kamera“, versichert Tönsmann, „verstehen wir uns aber alle gut.“
Streit zwischen Sierau und Tatort-Machern ist beigelegt
Und das nicht nur im Filmteam. Auch die Unstimmigkeiten zwischen den Tatort-Machern und Oberbürgermeister Ullrich Sierau sind seit wenigen Tagen Geschichte. Sierau hatte sich nach der Folge „Zorn“ im Januar darüber beschwert, seine Stadt werde zu negativ dargestellt und in Richtung WDR gesagt: „Ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn Sie den Dortmund-Tatort einstellen und Kommissar Faber und sein Team in den vorzeitigen Ruhestand schicken würden.“
Erster neuer Fall aus Dortmund schon im Frühjahr
Die Fans des Dortmund-Tatortes müssen sich nicht bis November 2020 gedulden, um Hauptkommissar Faber und sein Team wiederzusehen. Schon im kommenden Frühjahr lösen sie in „Monster“ ihren 15. Fall.
Faber und Schudt kehren sogar noch früher auf den Bildschirm zurück. Sie gehören zu dem großen Ermittlerteam, mit dem der WDR in einem „Tatort“ ohne Drehbuch am 1. Januar das Jubiläumsjahr einläutet.
Davon ist längst keine Rede mehr. In der vergangenen Woche hat Hartmann den Oberbürgermeister auf ein „lecker Pilsken“ eingeladen. Seitdem freut sich Sierau „auf viele Originaldrehorte, durch die viele Facetten Dortmunds im Tatort zu sehen sein werden“. Und auch auf ein „Tatort“-Rudelgucken in Dortmund, „bei dem wir diese Produktion gemeinsam ansehen werden“. Ja selbst ‚Faber-Touren‘ sind nun geplant, die die Fans der Krimiserie zu den unterschiedlichen Drehorten im Stadtgebiet führen werden.
Hartmann alias Faber ist dann auch zufrieden. „Der Dampf ist aus dem Kessel“, sagt er. Und mehr noch: „Das Treffen mit Herrn Sierau hat großen Spaß gemacht.“