Münster/Leipzig. Manche zeigen sich schon genervt vom derzeitigen Regen-Wetter. Doch es gibt Gründe, sich darüber zu freuen. Und auf noch mehr Regen zu hoffen.

Sonne satt und Temperaturen bis zu 25 Grad: Der Oktober vor einem Jahr war das, was man mit Blick auf das Wetter gemeinhin „golden“ nennt. Was Biergarten-Betreiber jubeln ließ, machte indes Bauern zu schaffen. Ein Jahr danach stehen die Dinge anders: Der Oktober 2019 startet mit April-Wetter. Vor allem der Regen wird dringend gebraucht - je mehr und je länger, desto besser!

„Die Böden sind insgesamt bis in größere Tiefen schon im zweiten Jahr in Folge viel zu trocken. Dieser Zustand hält auch bis heute noch an“, sagt Andreas Marx, Koordinator des „Dürremonitor“ beim Helmholtz-Institut für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. Der Dürremonitor des UFZ misst laufend und bundesweit die Bodenfeuchte und berechnet die Daten auf die für Pflanzen wichtige Bodentiefen von 25 Zentimetern und 1,80 Meter.

„Die Bauern freuen sich über das Wetter“

Für den sogenannten Oberboden wirke sich der Regen der vergangenen Woche jedoch bereits spürbar aus, sagt Marx: „Während vor acht Tagen weite Teile des Landes noch im Pflanzenwasserstress waren, hat sich das Wasser im Oberboden deutlich erhöht und fast überall die kritische Marke von 30 Prozent ‘Pflanzenwasserverfügbarkeit’ positiv überschritten“.

Bis Sonntag soll es weiter wechselhaftes Wetter mit viel Regen geben, prognostiziert der Deutsche Wetterdienst. Nach Tief „Mortimer“ hat nun Tief „Nils“ übernommen, das feuchte Luft von der Nordsee nach NRW trägt.

„Die Bauern freuen sich über das Wetter“, sagt Heinrich Brockerhoff, Getreide-Experte bei der Landwirtschaftskammer NRW in Münster. Er vergleicht den Boden mit einem „Schwamm“, der nach der extremen Trockenheit im vergangenen Jahr zum Jahresbeginn 2019 „in vielen Regionen keine Wasserreserven mehr hatte“. Damit sich die Böden landauf, landab regenerieren könnten, „bräuchten wir mindestens zwei Monate lang immer wieder ergiebigen Regen“, sagt Brockerhoff.

Wir bräuchten jetzt vier bis sechs Monate „überdurchschnittlich Regen“

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Bei UFZ schätzt man die Zahlen sogar noch höher ein: „Die große Gesamtbodendürre braucht vier bis sechs Monate - also das gesamte Winterhalbjahr - stark überdurchschnittliche Regenmengen, um aus der Dürre herauszukommen“, sagt Alexander Marx.

Die Trockenheit in diesem Jahr hat besonders Bäume stark geschädigt. Der Blick auf die jüngsten Dürremonitor-Karten zeigt: In tieferen Bereichen des Bodens, aus denen Bäume ihr Wasser ziehen, ist es nach wie vor viel zu trocken. „Da die Böden unterhalb von 30 Zentimetern sehr trocken sind, sickert das Wasser nur langsam nach unten durch. Je nasser ein Boden ist, desto schneller kann er Wasser aufnehmen und nach unten weitertransportieren“, erklärt Alexander Marx.

Die aktuelle Wetterlage ist „ein typisches Herbstwetter“, sagt unterdessen eine Meteorologin beim DWD in Essen. Die Zehn-Tage-Prognose des DWD sieht auch für den Beginn der kommenden Woche noch vereinzelt Regen als wahrscheinlich an. „Oktober und November sind die Monate, in denen es im Jahr am meisten regnet“, heißt es beim DWD. Normalerweise...