Die Stadt Dortmund geht gegen die Neonazis-Szene vor und lässt die Schmierereien entfernen. Peinlich, wie viele Jahre man darauf warten musste.

6. September 2019: Die Stadt Dortmund macht sich daran, die sichtbaren Spuren eines unappetitlichen Problems zu beseitigen. Die Schmierereien, mit der Neonazis ihr vermeintliches Revier in Dorstfeld markieren, werden übersprüht. Warum nur hat es Jahre gedauert, bis man den Hauseigentümern klarmachen konnte, dass man als Stadt diese Graffiti nicht dulden kann? Warum hat die Stadt nicht schon längst alles erdenkliche unternommen, um diesen Schandfleck zu entfernen? Es gibt keine Ausrede: Dortmund hat zu lange gewartet.

Völlig egal, ob es sich um eine Hauptstraße handelt oder eben diese unscheinbare Seitenstraße in Dorstfeld: Es ist unerträglich, wenn eine Stadt so etwas über eine so lange Zeit hinnimmt. Natürlich ist es ein Spagat: Redet man zu viel und zu oft über die kleine, aber gefestigte Nazi-Szene in Dortmund, gibt man ihr womöglich mehr Gewicht als sie hat. Dortmunds Oberbürgermeister Ulrich Sierau allerdings hat das Naziproblem im Gegensatz zu seiner sehr engagierten Polizei stets gern kleingeredet. Auch er muss wissen, dass es zweitrangig ist, ob der harte Kern nur aus 30, 40 Leuten besteht, wenn die Strahlkraft groß genug ist: Größere Nazi-Demos finden in Dortmund statt. Nicht in Essen, nicht in Bochum, nicht in Duisburg. Fürs Image einer Stadt, die sich ansonsten gut entwickelt, beste Anti-Werbung.

Gewiss, kein Mensch ist so naiv zu glauben, dass mit dem Entfernen von Parolen das Problem gelöst sei. Aber die weitreichende Symbolik der Nazi-Graffiti war unbestreitbar: Haut ab, hier ist unser Kiez, den haben wir besetzt. Die Polizei steht den Neonazis auf den Füßen, die Stadt muss das auch tun. Wenn sie das nun endlich begriffen hat, dann ist es gut.