Dortmund/Unna. Vor 20 Jahren kam der Kult-Film „Bang Boom Bang“ in die Kinos. Gedreht wurde fast nur im Ruhrgebiet. So sieht es an den Spielorten heute aus.
Hinter der mit Graffiti geschmückten Mauer wächst das Gras hüfthoch. Mindestens. Daran, dass hier lange Zeit Fußball gespielt wurde, erinnert nur noch ein umgestürztes Tor. „Vereinsheim, Kabinen, sonst ist alles weg“, sagt David Rommerskirchen. Geblieben ist die Erinnerung. An Rot-Weiß Unna, das hier lange Jahre kickte, vor allem aber an den Film „Bang Boom Bang – ein todsicheres Ding“, der in diesen Tagen seinen 20. Geburtstag feiert. Denn der Platz war einer der Hauptdrehorte des Films, den viele für die Ruhrgebietskomödie schlechthin halten.
Werner Kampmann war die letzte Filmrolle von Diether Krebs
Die Geschichte von Bang Boom Bang, sie ist ein wenig kompliziert. Ganz grob gesagt geht es um kleine und große Gauner aus dem Ruhrgebiet, die sich zwischen Zechensiedlung und B1 gegenseitig immer wieder übers Ohr hauen. Unter der Regie von Peter Thorwarth spielt Oliver Korittke den chronisch kiffenden Kleinkriminellen Keek, Martin Semmelrogge gibt den unterbelichteten „Schlucke” und Ralf Richter einen Fiesling namens Kalle Grabowski mit wunderbarer Vokuhila-Frisur. Und Diether Krebs wird in seiner letzten Filmrolle zum schmierlappigen Spediteur Werner Kampmann.
Keine schlechte Besetzung, aber viele Kritiker sind trotzdem enttäuscht, als der Film damals in die Kinos kommt. „Dramaturgisch unausgegoren“ oder „streckenweise zotig“, urteilen sie. Doch die Kinogänger im Revier sehen das anders. Knapp eine halbe Million Zuschauer strömt ins Kino, und der Film wird Kult. Tausende Menschen im Ruhrgebiet können ihn bald mitsprechen und niemand schreit auf, wenn Kampmann seiner von Alexandra Neldel gespielten Angestellten Melanie sagt: „90 60 90, dat sind die Noten weswegen wir dich eingestellt haben.“
Lange Zeit gab es regelmäßig Touren zu den Drehorten
Rommerskirchen sieht den Streifen altersbedingt allerdings erst Jahre später in einer Silvesternacht zum ersten Mal. „Ich war sofort begeistert.“ So begeistert, dass er und sein Freund Achim Leder schon bald „selber watt am Planen dran“ sind. Eine Reise zu den Drehorten wollen sie organisieren. Liegen ja fast alle vor der Haustür in Dortmund oder Unna.
Wo genau erfahren die beiden von einer Quelle aus dem Filmteam. Bei einem Junggesellenabschied startet die erste Tour und wird so erfolgreich, dass Rommerskirchen und Leder immer größere Busse chartern und die Fans durch das Revier karren. Bis ihre Berufe sie so einspannen, dass sie keine Zeit für „Bang Boom Bang – Die Tour“ mehr haben. „Nachfragen“, sagt der 32-Jährige, „gibt es aber bis heute.“
Einige Kulissen sind mittlerweile verschwunden
Irgendwann wollen sie dann auch wieder los. Wobei die Touren dann notgedrungen kürzer werden würden. Da ist Rommerskirchen ganz „realistisch“, kein „Hans-Guck-in-die-Luft“. Manche Drehorte gibt es nach 20 Jahren einfach nicht mehr. Das vom Verein im Jahr 2014 aufgegebene Gelände am Hertinger Tor ist mittlerweile nur eine wilde Wiese und sollte eigentlich schon längst bebaut werden. Auch Kampmanns Firma existiert nicht mehr. „Ein Teil ist abgebrannt, ein anderer einer Neubausiedlung gewichen“, weiß Rommerskirchen. „Aber im Grunde gab es die Firma so auch nie. Da wurden damals einfach Container aufgestellt.“
Anderswo sieht es besser aus. Wer will, kann an der Dortmunder Galopprennbahn in Wambel immer noch „Alles auf Horst“ setzen und auch das alte Terminal am Dortmunder Flughafen, in dem der Film endet, steht noch. Nur die Schließfächer darin sind weg. „Die wurden nur für die Dreharbeiten aufgestellt.“
Franky’s Videopower sieht immer noch so aus wie vor 20 Jahren
Der bei den Fans beliebteste Drehort aber ist „Franky’s Videopower“, im Film wie in der Realität nur ein Katzensprung entfernt von Keeks Haus in einer Siedlung am Stadtrand von Unna. „Keine zwei Minuten und man ist vom einem zum anderen gelaufen“, sagt Rommerskirchen und zeigt dann in Richtung Fassade: „Sieht heute noch original aus wie damals.“
Auch interessant
Nur ist keine Videothek mehr im Haus, sondern „Dollys Backstube“. Innen gab es allerdings schon damals keine Filme. „Die Innenaufnahmen wurden ganz woanders gemacht“, weiß David. „Trotzdem“, sagt Betreiber Detlef „Dolly“ Doll, „kommen immer wieder Besucher nur wegen des Films. Auch nach all den Jahren noch.“ Er plaudert gerne mit ihnen, zeigt alte Fotos. „Ich mag den Film“, sagt der 61-Jährige, auch weil er „sehr nah am echten Ruhrgebiet ist“.
Große Party im UCI in Bochum
20 Jahre „Bang Boom Bang“: Das wird am Freitag (23.) groß gefeiert. Das UCI-Kino im Ruhrpark, in dem die Revierkomödie seit 1999 ununterbrochen gezeigt wird, räumt für das Jubiläum sämtliche 14 Säle leer. Sie sind allesamt schon seit April ausverkauft. Unter anderem haben Peter Thorwarth, Oliver Korittke und Ralf Richter ihren Besuch angekündigt.
Wer den Film noch nie gesehen, kann das auch nach dem Jubiläum nachholen. „Bang Boom Bang“ läuft auch weiterhin im UCI. Jeden Freitag, Saal 14. Aktuell in der 1044 Spielwoche.
Auch im Fernsehen wird der Film zum Dauergast. Zum Jubiläum wiederholt der Sender Tele5 die Ruhrpottkomödie ein Jahr lang jede Woche auf demselben Sendeplatz. „Das ist keine Ente, wir haben den Film ein Jahr lang im Programm“, sagte eine Sendersprecherin. Der Gaunerfilm soll ab nächster Woche jeweils in der Nacht von Freitag auf Samstag nach Mitternacht laufen, zum Auftakt an diesem Freitag (23. August) beginnt er um 20.15 Uhr.
Eine Fortsetzung hält Doll dennoch nicht für nötig. Genau wie Rommerskirchen. „Der ist ein Meisterwerk“, findet er. „Den sollte man für sich allein stehen lassen.“