Düsseldorf. Nach neuen Tumulten meiden erste Besucher das Düsseldorfer Rheinbad. Wie die Betreiber für mehr Sicherheit sorgen wollen – ein Ortsbesuch.
Dunkle Wolken ballen sich am späten Samstagnachmittag über dem Düsseldorfer Rheinbad. Malte (20) und Leon (21) haben ihre Schwimmtaschen gepackt. „Zeit nach Hause zu gehen. Keinen Bock, in den Regen zu kommen. Ist ja eh nichts los heute.“ Ganz anders als 24 Stunden zuvor.
Erneut Tumulte im Rheinbad: Migrationshintergrund – nordafrikanischer Typus
Da gibt es wieder Ärger im Freibad neben der Düsseldorfer Arena. Von „Tumult“ ist später die Rede und von „Randale“. Eine Gruppe junger Männer, heißt es, habe die Breitrutsche und den Sprungturm des Bades blockiert. Die Mitglieder der Gruppe, sagt der Düsseldorfer Polizeisprecher Markus Niesczery, „hatten allem Anschein nach alle Migrationshintergrund – nordafrikanischer Typus.“
Anweisungen des Aufsichtspersonals seien nicht nur ignoriert worden, einer Schwimmmeisterin sei sogar gedroht worden. „Ich klatsch dich an die Wand.“ Über die Größe der auffällig gewordenen Gruppe gibt es unterschiedliche Angaben. Laut Badleitung sind es etwa 60 Personen, ein Mitarbeiter der Security spricht am nächsten Tag von „vielleicht 30“ und „vielen bekannten Gesichtern“, eine unbeteiligte Augenzeugin will „maximal 20“ gezählt haben.
Polizei räumt das komplette Freibad
Es sind auf jeden Fall so viele, dass die sechs Mitarbeiter des Wachdienstes sowie der städtische Ordnungsdienst nach Einschätzung der Badleitung der Lage nicht Herr werden. Die Verantwortlichen entschließen sich, das komplette Bad zu räumen, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Bereits Ende Juni war das nach Streits und kleineren Schlägereien zwei Mal geschehen. Um 17.45 Uhr geht ein Notruf an die Polizei raus.
Kurze Zeit später sind 18 Beamte vor Ort. Nach einer Stunde sind alle 1500 Tagesgäste draußen. Zwei Anzeigen schreiben die Beamten. Eine wegen Beleidigung eines Polizisten, die andere wegen der Bedrohung der Schwimmmeisterin. Ansonsten, sagt Niesczery, „gab es keine Zwischenfälle“.
„Ich habe mich zu keiner Zeit ernsthaft bedroht gefühlt“, erzählt Steffi S., die zum Zeitpunkt der Räumung im Rheinbad war. Auch von Tumulten an der Rutsche hätten weder sie noch ihrer achtjähriger Sohn etwas mitbekommen. „Aber das muss nichts heißen, das Bad ist groß.“ Erst kurz vor der Räumung sei Unruhe aufgekommen. Eigentlich würde sie gerne weiter hierhin kommen. Aber im Freundes- und Bekanntenkreis würden die Vorbehalte gegen das Bad immer größer. „Die gehen alle nicht mehr hierhin.“
„Entspannend ist ein Badbesuch nicht mehr“
Ganz anders als Steffi (22) und Melanie (24). „Wir haben uns gesagt, dass es an diesem Wochenende wahrscheinlich kein Freibad gibt, das sicherer ist“, sagen die Studentinnen. Die jungen Frauen haben Recht behalten. „Pro Gast eine Security“, scherzt Steffi, wird dann aber wieder ernst. „So richtig entspannend macht das einen Schwimmbadbesuch nicht.“
Es ist jedenfalls leer im Rheinbad am Wochenende. Ob wegen der jüngsten Vorfälle oder des durchwachsenen Wetters ist unter den wenigen Gästen umstritten. Da die Stadt auf Sonnenschein und Temperatur wenig Einfluss hat, will sie sich darauf konzentrieren, die Sicherheit zu erhöhen. Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel spricht von der erneuten Provokation einer „Jugendbande“, die „vollkommen inakzeptabel“ sei.
Noch am Samstag kommt es zu einer spontanen Krisensitzung mit Geisel, Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, dem Einsatzleiter der Polizei vom Freitag, Vertretern der Bädergesellschaft und des Sicherheitsdienstes „IHS“.
Ausweispflicht und noch mehr Security
Ergebnis: Kurzfristig soll die Zahl der Sicherheitskräfte noch einmal spürbar erhöht werden. Und seit Sonntag gilt im Rheinbad eine Ausweispflicht, um die Besucher „aus der Anonymität“ zu holen und unerwünschte Gäste gar nicht erst ins Bad zu lassen. Falle jemand auf, sei es dadurch wesentlich einfacher, die Personalien festzustellen, glaubt Geisel. „Die müssen sie gegenüber der Security zwar nicht angeben, räumt Polizeisprecher Markus Niesczery ein, rät aber zur Kooperation. „Sonst kommen wir.“
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Vor dem Rheinbad selbst winken sie ab, wenn sie die Ankündigungen der Stadt hören. „Nach den ersten Vorfällen vor vier Wochen ist auch viel versprochen worden“, sagt Werner Friedrichs (62). „An diesem Wochenende hat man ja gesehen, was es gebracht hat. Warten wir mal ab, bis es wieder heiß wird.“