Der Sommer ist zurück. Nicht nur Menschen, auch Pflanzen leiden unter der Hitze und Dürre. Was Experten raten, um das Grün im Garten zu retten.
Hohe Temperaturen, extreme Trockenheit – der Sommer ist mit Macht zurück. Wird es den Menschen zu warm, können sie aus der Sonne gehen. Viele Pflanzen dagegen sind der Hitze ungeschützt ausgesetzt. Reichlich gießen hilft. Die wichtigsten Fragen.
Wann sollte man am besten gießen?
Theoretisch wäre zwischen drei und vier Uhr nachts die ideale Zeit, den Garten zu bewässern. „Dann ist die Aufnahmefähigkeit der Pflanzen am höchsten“, bestätigt Thorsten König, Kreisgärtnermeister für Den Ennepe-Ruhrkreis, Hagen und Witten. Weil das – zumindest ohne programmierbare Bewässerungsanlage – kaum möglich ist, empfiehlt nicht nur König, den frühen Morgen. In der Mittagszeit verdunsten 90 Prozent der Feuchtigkeit nach dem Beregnen einer Rasenfläche wieder. Am Morgen werden dem Boden laut Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) nur 25 bis 30 Prozent entzogen.
Wie sollte ich gießen?
Möglichst nah an Stamm und Wurzel, bloß nicht auf die Blätter. Sonnenlicht auf den Wassertropfen kann dort nämlich zu Verbrennungen führen. „Die Tropfen wirken wie ein Brennglas“, weiß König.
Wie viel sollte ich gießen?
Schwierig zu sagen. Fast jede Pflanze hat einen anderen Wasserbedarf. Lehmige Böden müssen länger gegossen werden als sandige. Dafür müssen letztere häufiger bewässert werden. Fragen Sie im Zweifel den Gärtner ihres Vertrauens.
Was muss ich beim Rasensprengen beachten?
Natürlich auch die Wassermenge. Experten stellen oft ein leeres Glas auf das Grün. Steht das Wasser darin rund 1,5 Zentimeter hoch, haben die Halme ausreichend abbekommen. Und mähen sie den Rasen im Sommer nicht zu kurz. Ideal ist eine Halmlänge zwischen drei und vier Zentimetern. Bei einem kürzeren Schnitt verbrennt der Rasen bei starker Sonneneinstrahlung leicht und wird braun. Umstritten ist, ob man den Rasenschnitt im Sommer liegen lassen sollte. „Ja“, sagen manche Gärtner. Der Schnitt speichere Feuchtigkeit und schütze so das Grün vor dem Austrocknen. „Nein“, rät König, „der Schnitt beginnt schnell zu faulen.“
Ich fahre in Urlaub. Wie kriegen meine Pflanzen Wasser?
Zum Beispiel mit dem so genannten Flaschentrick. Der geht bei großen Blumentöpfen wie folgt: Zunächst müssen mehrere Löcher in den Plastikkörper der Flasche gebohrt werden. Unbefüllt gräbt man sie nun vorsichtig in die Erde, so dass der Flaschenkopf noch ein Stück weit herausragt. Anschließend gießt man die Pflanze, damit die Erde feucht ist. Nun kann die Flasche mit Wasser befüllt werden. Das Wasser wird nun über die Löcher an die Erde abgegeben und versorgt die Pflanze. „Klappt grundsätzlich“, sagt König. „Aber nur wenn man nicht zu lange verreist. Die Flaschen sind nämlich schnell leer.“ Bei längerer Abwesenheit, rät er deshalb dazu die Nachbarn zu fragen oder einen Gärtner zu engagieren.
Brauchen Topflanzen im Haus eigentlich mehr Wasser bei der Hitze?
Laut König ein „weit verbreiteter Irrglaube“. „Brauchen sie nämlich nicht“, sagt der Gärtner. Blumen im Haus müsse man eigentlich im Winter mehr gießen. „Dann ist die Luft im Haus viel trockener.“
Ich habe gar keine Zeit regelmäßig zu gießen. Muss ich mich jetzt komplett von meinem Garten verabschieden?
Kommt natürlich auf den Garten an. In den meisten Fällen aber, sagt König, würden viele Pflanzen auch ohne intensive Pflege durch den Sommer kommen. Vor allem Tiefwurzler würden auch längere Trockenperioden meist unbeschadet überstehen. „Sie wachsen dann vielleicht weniger, überleben aber.“ Auch Hartriegelgewächse sind sehr genügsam und nur wenig durstig. Zudem, so König weiter, würden sich viele Rasenflächen zum Herbst hin wieder von ganz alleine erholen. Lediglich junge Pflanzen und Bäume, die nur oberflächlich verwurzelt sind, kämen ohne Bewässerung meist nicht durch die heiße Jahreszeit.
Gilt das auch für Straßenbäume?
Ja, das tut es. Vor allem wenn sie, wie heute üblich, von Gitterplatten, Bürgersteigen und Asphalt umgeben sind. „Da kommt bei Regen kaum was ins Erdreich“, weiß der Experte. Auch deshalb rät Birgit Königs vom NABU.NRW beim Wässern von Straßenbäumen zur alten Devise „klotzen statt kleckern“. „Gießen Sie lieber einmal viel, als ständig kleine Mengen.“ 100 Liter Wasser dürfen es laut NABU.NRW-Sprecherin schon sein. Mit einem Schlauch kein Problem. Bei einem gewöhnlichen Eimer mit zehn Litern Fassungsvermögen aber ordentlich Lauferei. Allerdings auch ein kleines Fitnesstraining. Zumindest bei der Hitze.
Können sich Bäume auch selber helfen?
Bis zu einem gewissen Grad ja. Wenn Bäume unter Trockenheit und Hitze leiden werfen sie Blätter und Früchte ab. Das hilft ihnen dabei, den Wasserverlust über Verdunstung durch die Blätter zu reduzieren. Birken zum Beispiel können nach Angaben der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald gleich alle Blätter auf einmal abwerfen, was die Transpiration um 95 Prozent verringert. Geht es manchen Bäumen besonders schlecht, trennen sie sich auch mal von ganzen Ästen. Die Bäume bilden Korkgewebe am Zweig und trennen ihn so von der Versorgung ab. Fällt der Ast ab, ist die Wunde damit schon verheilt.