Essen. . Der brutale Angriff auf einen Manchester-Fan hatte Entsetzen ausgelöst. Einem Schalke-Hooligan wirft der Staatsanwalt nun versuchten Mord vor.
Die brutale Attacke auf Fans des britischen Klubs Manchester City beim Champions-League-Spiel auf Schalke im Februar hat juristische Folgen: Die Essener Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen drei Anhänger von Schalke 04 erhoben, mutmaßliche Mitglieder der Ultra-Gruppierung Hugos.
Dem Hauptbeschuldigten, 30 Jahre alt, wirft sie versuchten Mord vor. Er sitzt seit Ende Februar in Untersuchungshaft. Ein 45-Jähriger und ein 27-Jähriger sollen sich vor dem Essener Landgericht wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den dreien vor, den Angriff auf City-Fans geplant zu haben.
Opfer schwebte mehrere Wochen lang in Lebensgefahr
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Eines der Opfer, ein 32-jähriger Brite, schwebte mehrere Wochen lang in Lebensgefahr. Er erlitt damals ein schweres Schädel-Hirn-Trauma mit Einblutungen ins Gehirn, sein Unterkiefer und das Jochbein waren gebrochen. Die Ärzte hatten ihn notoperiert und ins Koma versetzt.
Eine Sprecherin des Essener Landgerichts bestätigte am Freitag auf Nachfrage den Eingang der Klage, wollte sich aber nicht zu Details äußern. Das Landgericht muss über die Zulassung der Anklage entscheiden.
Der „Spiegel“ berichtet, der City-Fan habe sich mit Freunden und Verwandten in der Umlaufzone hinter dem Gästeblock aufgehalten habe und das Spiel an den Bildschirmen verfolgt. Als Manchester kurz vor Spielende den Siegtreffer zum 3:2 erzielte, schreibt das Magazin, habe der Engländer beide Mittelfinger in Richtung Schalke-Block hochgereckt.
Auf dem Weg zurück in seinen Block sei er von einem der Angeklagten angerempelt worden, habe aber auf die Provokation nicht reagiert. Dann soll einer der Beschuldigten dem Vater des City-Fans mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben, direkt danach habe der Hauptbeschuldigte den Fan niedergeschlagen. Den Vater habe er zudem mehrfach geschlagen. Auch die Schwester des Opfers wurde bei dem Angriff leicht verletzt.
Schalker wollten bewusst provozieren
Laut Anklageschrift, so der „Spiegel“ weiter hätten sich die drei Schalker bewusst im Bereich der Gästefans aufgehalten, um einen Angriff auf gegnerische Fans zu provozieren. Der Hauptbeschuldigte habe beabsichtigt, „die Arg- und Wehrlosigkeit des Geschädigten gezielt zur Tötung auszunutzen“. Im Haftbefehl des Amtsgerichts Gelsenkirchen von Ende Februar war noch von gefährlicher Körperverletzung die Rede.
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Was aus Sicht der Staatsanwaltschaft ebenfalls schwer wiegt: Der Hauptbeschuldigte ist Geschäftsführer eines Gelsenkirchener Sportstudios und erfahrender Kampfsportler – er hätte also wissen müssen, was seine Schläge anrichten können. Bei der Polizei wird er laut „Spiegel“ als „Gewalttäter Sport“ geführt. Er nutze „jede Gelegenheit, sich an gewalttätigen Auseinandersetzungen zu beteiligen“. Er ist vorbestraft und wurde zuletzt vor fünf Jahren unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung zu neun Monaten auf Bewährung verurteilt.