Ruhrgebiet. . Für Freiheit, Toleranz, Zusammenhalt: Fünf Freunde aus dem Ruhrgebiet dichten und singen den „Song for Europe“. Es ist ein Liebeslied geworden.

To all the people of Europe, this song ist straight from the heart. Hold on to this bond... Stay united!

So fängt er an, der „Song for Europe“, das Lied für Europa, mit einem Aufruf an alle Europäer, der von Herzen kommt: Haltet fest an eurem Bund, steht zusammen! Ein Essener, zwei Wittener, ein Wuppertaler haben ihn gemacht, ein Deutscher, zwei gebürtige Polen, ein Brite. Er ist fertig geworden in diesen Tagen vor der Europawahl und soll danach nicht mehr verstummen. „Die Zukunft gehört uns, the future is ours“, heißt es am Ende des Refrains.

Autor und Komponist Neal Antone Dyer (Tony T) und Produzent Paul Urbanczyk im Tonstudio.  
Autor und Komponist Neal Antone Dyer (Tony T) und Produzent Paul Urbanczyk im Tonstudio.   © clipmode

Es war ein ziemlich europäisches Treffen, bei dem die Idee entstand: Gemeinsam saßen die internationalen Freunde am niederländischen Strand und sprachen über Frankreich, wo es nach der Wahl des neuen Präsidenten Emmanuel Macron gerade eine „grundpositive, pro-europäische Stimmung“ gab, wie Oliver Hermes sagt, der dabei war. Das ist nun auch schon wieder zwei Jahre her, und viel von jener Stimmung ist gekippt. Aber der Gedanke blieb: Man müsste doch was machen für dieses Europa, und überhaupt, es hat ja gar kein richtiges Lied!

Werte Europas sind „nicht selbstverständlich“

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„Keinen Song, der sich mit Europa befasst“, sagt Hermes, der in Dortmund Chef der Wilo-Gruppe ist und sich privat für die Bewegung „Pulse of Europe“ engagiert. So etwas wie „California Dreamin’“ für Kalifornien, etwas Moderneres als die Eurovisions-Hymne aus Charpentiers „Te Deum“. Etwas, das „die gemeinsamen Werte“ be- und vertont, sagt Camilla Urbanczyk, die in Witten eine Produktionsfirma führt, Toleranz, Freiheit, „das ist alles nicht selbstverständlich“.

Ideengeber und Mitautor: Oliver Hermes, Essener und Chef der Wilo-Gruppe in Dortmund, engagiert sich für Europa.
Ideengeber und Mitautor: Oliver Hermes, Essener und Chef der Wilo-Gruppe in Dortmund, engagiert sich für Europa. © Sebastian Konopka

So kam es, dass sie sich hinsetzten und ihren „Song for Europe“ dichteten: Oliver, Camilla und ihr Bruder Paul, die als Kinder aus dem polnischen Oppeln nach Deutschland gekommen sind, Neal Antone Dyer, gebürtiger Brite. Alle vier Menschen, die überzeugt sind von Europa, die ein Gemeinschaftsgefühl spüren, das sie weitergeben wollen. „Musik verbindet“, sagt Camilla Urbanczyk, „mit ihr können wir manches besser ausdrücken als mit Worten.“ Dabei ist der Text durchaus lang geworden. „So viele Länder“ gehen darin „Hand in Hand“. Es geht um die Freuden der Freiheit, um Gleichheit und Grenzen, die hinter uns liegen.

Hörbarer Gegenpol zu nationalistischen Gedanken

Dyer, eher bekannt unter seinem Künstlernamen Tony T, hat Bausteine aus Macron-Reden, Gedanken aus dem gerade gefeierten Grundgesetz und die Gefühle seiner Mit-Songwriter zu einem eingängigen Popsong gemacht. Der Brite, in den USA aufgewachsen und bald wohl kein EU-Bürger mehr, singt, den Kehrvers übernehmen Camilla Urbanczyk und Alba Krasniqi alias Alba Kras (eine deutsche Künstlerin und Studentin mit kosovo-albanischen Wurzeln, deren zweite Heimat erst noch in die EU will). „Lasst uns leben und frei sein“, singen sie, „wir sind Europäer und so weit gekommen.“ Ein hörbarer Gegenpol zu europafeindlichen und nationalistischen Tendenzen; „es macht jetzt noch viel mehr Sinn“, sagt Oliver Hermes, „dieses Lied auf den Weg zu bringen“.

Vier für Europa: Neal Antone Dyer, Alba Krasniqi, Paul und Camilla Urbanczyk.  
Vier für Europa: Neal Antone Dyer, Alba Krasniqi, Paul und Camilla Urbanczyk.   © clipmode

Wohin dieser Weg führt, ist völlig offen. Bislang gibt es das Lied zum Anhören nur auf Youtube, Soundcloud oder direkt über die Internetseite www.sounds4europe.com. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wirbt ebenso dafür wie in Dortmund der BVB. Beide verbanden ihre Zustimmung mit einem Wahlaufruf zur Europawahl am Sonntag. Camilla Urbanczyk sagt dazu den Satz, der gerade eine doppelte Bedeutung hat: „Wir erheben unsere Stimme.“

We remember where we come from, we are Europe you and me. Wir erinnern uns, wo wir herkommen, wir sind Europa, du und ich.

>> INFO: EIN AUFRUF AN REGIERUNGSCHEFS

Das Lied (www.sounds4europe.com) endet mit einem Aufruf an Europas Regierungschefs: „Ihr seid gewählt“, heißt es dort, „um unsere Werte zu schützen und eine sichere und freie Zukunft zu erhalten.“

Eine Langversion des Liedtextes spricht die Gemeinten namentlich an, neben Merkel, Macron oder Rutte auch den Türken Erdogan, den Ukrainer Wolodymyr Selenskyj und den Russen Putin – und mit Theresa May eine Premierministerin, die alsbald nicht mehr dabei ist.