Lügde. Der Missbrauchskandal von Lügde belastet das Image der Stadt. Der Bürgermeister spricht von einem „Stigma“ - und berichtet von Morddrohungen.
Der Bürgermeister von Lügde berichtet von Hunderten Hassmails und Drohanrufen seit Bekanntwerden des Falls von massenhaftem Kindesmissbrauch in seiner Stadt. «Sätze wie: Ich sollte mit dem Kinderschänder zusammen in eine Zelle gesperrt werden, gehören noch zu den harmloseren Sachen, die ich zu hören bekomme», sagte Heinrich Josef Reker der «Rheinischen Post». Einschüchtern lasse er sich von den Hassmails nicht: «Ich habe deswegen keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Ich will der Bürgermeister zum Anfassen bleiben», sagte der 65-Jährige.
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Reker beklagte, dass die Menschen in Lügde in Zusammenhang mit dem Kindesmissbrauch unter Generalverdacht gestellt würden. «Überall, wo man hinkäme, werde man verbal angegriffen, angefeindet, sobald man sagt, dass man aus Lügde käme. Das ist ein Stigma», sagte Reker. «Wir sind Tatort, aber nicht Täter. Die Menschen hier wollen endlich in Ruhe gelassen werden.»
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Der jahrelange massenhafte Missbrauch von Kindern im Alter zwischen vier und 13 Jahren auf einem Campingplatz im ostwestfälischen Lügde soll Ende Juni in einem Prozess strafrechtlich aufgearbeitet werden. Dem 56-jährigen Hauptverdächtigen wirft die Staatsanwaltschaft in der Anklage 293 Fälle vor. Demnach soll sich der Mann unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen, schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern sowie dem Besitz von kinderpornografischen Schriften verantworten. (dpa)