Rees. Der Leiter einer Klinik in Rees soll sich seinen Posten mit gefälschten Unterlagen erschlichen haben. Er hat offenbar weder Doktor-Titel noch Approbation oder Abitur. Der mittlerweile gefeuerte Chef der Fachklinik für Suchtpatienten soll zudem selbst in ein Drogendelikt verwickelt sein.

Die Geschichte klingt wie aus einem Krimi. Ein Diplom-Psychologe gerät in eine routinemäßige Fahrzeugkontrolle, einen Führerschein hat er nicht dabei. Bei der anschließenden Abfrage stellen die Beamten fest, dass der Mann überhaupt keinen Führerschein besitzt. Im Zuge weiterer Ermittlungen kommen weitere unschöne Dinge zu Tage. Der Mann ist anscheinend in ein Drogendelikt verwickelt. Mehr noch: Er soll sich mit gefälschten Unterlagen bei einer Klinik beworben haben und dort seit rund zwei Jahren den Posten der Klinikleitung inne haben. Dabei hat der Mann offenbar keinen Doktor-Titel und keine Approbation, also keine staatliche Zulassung zu einem Heilberuf. Die Nachricht muss in Rees wie eine Bombe eingeschlagen sein, denn in der dortigen Fachklinik für Drogenabhängige „Horizont” arbeitete der Mann, dem dies alles vorgeworfen wird. Der Mann soll sich nach Festnahme derzeit wieder auf freiem Fuß befinden.

Fristlose Entlassung

Heinrich Schnieders, Geschäftsführer der Träger-GmbH Pro Homine, hat den Mann, der sich mit gefälschten Papieren den Job erschlichen haben soll, bereits fristlos entlassen, wie er auf NRZ-Nachfrage mitteilte. Schnieders bestätigt, dass der inzwischen gefeuerte Leiter von „Horizont” kein Psychologe ist und auch keinen der Doktor-Titel hat. „Er hatte uns einen lückenlosen Lebenslauf vorgelegt, der keinen Anlass gegeben hat, irgend etwas davon anzuzweifeln.“ Auch im Laufe der zweijährigen Tätigkeit in der Klinik habe es keinerlei Anzeichen gegeben, dass der angebliche Psychologe nicht über eine entsprechende fachliche Kompetenz verfügt habe, so Schnieders weiter.

Pikant auch, dass der ehemalige Leiter in ein Suchtdelikt verwickelt sein soll, hat er doch selbst bis Montag eine Sucht-Klinik geleitet. „Ja”, bestätigt Schnieders auf Nachfrage, „es gibt diese Vermutung.”

Wie kann ein Mann ohne Studium der Psychologie es schaffen, sich in die Leitung einer Fachklinik für Suchtkranke zu gelangen? Der Sprecher der Holding Pro Homine berichtet, dass der Mann – er ist Mitte 50 – bei seiner Bewerbung laut Papieren hervorragend qualifiziert schien. „Er hatte laut seinen Zeugnissen bereits vorher als Diplom-Psychologe gearbeitet und das auch in leitender Stellung.“ Bei seiner Einstellung vor rund zwei Jahren hatte sich der Mann nicht nur einer einzelnen Person, sondern einer ganzen Kommission von Medizinern und Verwaltungsleuten gestellt. „Der Bewerber hat damals einen so überzeugenden Eindruck gemacht, dass wir keine weiteren Nachfragen gestellt haben.” Somit habe man auch keinen Grund gesehen, mit seinen angeblichen früheren Arbeitgebern das Gespräch zu suchen. Ein schweres Versäumnis, wie sich heute herausstellt.

Dennoch glaubt Heinrich Schnieders nicht, dass in der Reeser Fachklinik für Drogenabhängige jemand zu Schaden gekommen ist. „Dort arbeitet ein festes Team, insofern bin ich ziemlich sicher, dass es zu keinen Nachteilen für die Patienten gekommen ist”, fuhr Schnieders auf NRZ-Nachfrage fort.

Der Mann muss eloquent und überzeugend sein, durchaus Beziehungen zum Beruf haben oder sich das Wissen angelesen haben. Wie sonst lässt sich erklären, dass der die Bewerbung offenbar mit Bravour meisterte. Dabei soll der Mann, dem Urkundenfälschung zur Last gelegt wird, nicht einmal über die Allgemeine Hochschulreife, also das Abitur, verfügen.