Essen. . Im Sommer wird es laut Experten besonders viele Zecken geben. Immer mehr übertragen Krankheiten. Die „Superzecke“ wird zur Bedrohung.
Biologen rechnen in diesem Sommer mit einer Zeckenplage im Ruhrgebiet. Denn der milde Winter und die frühlingshaften Temperaturen zum Jahresbeginn hätten den Blutsaugern beste Bedingungen geboten. Schon jetzt lauerten deshalb ungewöhnlich viele Zecken in den Wäldern. Experten warnen: Ein Stich sei nicht nur unangenehm, immer häufiger würden die Spinnentiere gefährliche Krankheiten übertragen – auch in Regionen, die bisher - wie das Revier - nicht als Risikogebiete galten. Eine besondere Bedrohung gehe dabei von der „Superzecke“ Hyalomma aus. Sie ist fünfmal so groß wie heimische Arten und kann das tödliche Krim-Kongo-Fieber übertragen.
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Im vergangenen Oktober war das erste Exemplar der in Südeuropa, Asien und Afrika heimischen Art in NRW entdeckt worden. Forscher der Universität Duisburg-Essen gehen davon aus, dass die Tiere sich wegen des ungewöhnlich heißen Sommers hier angesiedelt haben. Weil sie in Deutschland keine natürlichen Fressfeinde haben, könnten sie sich in diesem Sommer weiter vermehren. Zwar habe das Virus bisher bei keinem der in Deutschland gefundenen Spinnentiere nachgewiesen werden können, doch Experten des Robert-Koch-Instituts (RKI) warnen: „Neben der Zecke könnte sich auch das Virus in Deutschland etablieren.“
Zahl der Infektionen nach Zeckenstich auf Rekordhoch
Längst etabliert ist die von heimischen Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die eine Entzündung der Hirnhaut auslöst. 161 Kreise hat das RKI in diesem Jahr bundesweit als FSME-Risikogebiete für ausgewiesen, fünf mehr als 2018. Während die Krankheit bislang vermehrt in Süddeutschland auftrat, gehört nun auch das niedersächsische Emsland zu den gefährlichen Regionen. Im vergangenen Jahr waren nach Angaben des Bundesinstituts für Infektionskrankheiten deutschlandweit 583 Menschen an dem Virus erkrankt, so viele wie nie zuvor. Und obwohl in NRW noch kein Kreis als riskant eingestuft ist, zählte das RKI auch hier acht FSME-Fälle. Das sind fast so viele wie in den 15 Jahren davor zusammen.
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Nabu-Spinnenexperte Stephan Locksler beobachtet diese Entwicklungen besorgt. „Immer mehr Zecken verbreiten Krankheiten. Das kannte man früher nur aus Südosteuropa“, sagt der Biologe. Es sei deshalb umso wichtiger, nach einem Spaziergang im Wald den Körper umgehend nach den kleinen Blutsaugern abzusuchen. Sollte eine Zecke bereits zugestochen haben, muss sie schnell entfernt werden. Bis zu 35 Prozent der Tiere übertragen nämlich Bakterien, die Lyme-Borreliose auslösen können. Da die Bakterien sich im Darm der Spinnentiere befinden, ist eine Infektion laut RKI jedoch erst etwa 12 Stunden nach dem Stich wahrscheinlich.