Düsseldorf. . Düsseldorf hat am Montag seine erste Umweltspur freigegeben. Nur für Busse, Taxis, Fahrräder und E-Fahrzeuge. Anlieger fürchten den Dauerstau.

Wenn man sich mit Maximilian Schütz unterhalten will, schließt er zunächst die Tür seines Ladenlokals – sonst versteht man einander kaum. So. Schütz betreibt in Düsseldorf „Nasz Sklep“ („Unser Geschäft“) und verkauft hier seit Jahren polnische Lebensmittel. Da kann er durchaus als Experte auftreten für den Autoverkehr, der sich vor seinem Laden austobt. „Große Katastophe“, sagt Schütz: „Morgens Rückstau bis Neuss und abends bis in die Innenstadt.“ Und Neuss ist wirklich weit.

Seit Montag hat diese Straße, die Merowingerstraße, Typ Straßenschlucht, vierspurig, auch noch eine Autospur weniger in Richtung Düsseldorf-Innenstadt. Um im Bild des erfahrenen Lebensmittelmannes zu bleiben: Jetzt befürchten viele Anlieger, der Rückstau reiche bald bis Korschenbroich.

Die Polizei kommt auffallend häufig des Weges

Lieferwagen und Fahrräder sollen sich nicht mehr in die Quere kommen.
Lieferwagen und Fahrräder sollen sich nicht mehr in die Quere kommen. © Kai Kitschenberg

Denn auf der umgewidmeten Spur („Umweltspur“) dürfen nur noch Busse, Taxis, Fahrräder sowie E-Autos und -Kräder fahren. In Zukunft vielleicht auch noch Verbrenner mit mindestens vier Insassen, das ist noch nicht entschieden.

Am Vormittag klappt das problemlos, fädeln praktisch alle ein auf die verbleibende Spur. Allerdings kommt auch die Polizei auffallend häufig dahergefahren, als wenn nichts wäre.

„Die Schilder sind ja länger als die Spur“

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Größere Staus, für Düsseldorfer Verhältnisse, entstehen jedenfalls nicht auf der eingeschränkten Straße – was aber keine Überraschung ist, die Stadtverwaltung hat den ersten Tag der Umweltspur ja nicht zufällig auf einen ersten Ferientag gelegt. Es sei „gut, in den Ferien zu beginnen, damit man sich an die Situation gewöhnen kann“, sagt Cornelia Zuschke, die Verkehrsdezernentin der Stadt.

Und so hängen da nun an mehreren provisorischen Masten auf 500 Metern Länge immer vier Schilder übereinander: ein blaues Bus-Schild, darunter jeweils schwarz auf weiß „Fahrräder frei“, „Taxis frei“. Und das unterste zeigt ein stilisiertes Auto, aus dem ein Kabel hängt: „frei“. „Die Schilder sind ja länger als die Spur“, witzelt daher am Morgen ein Mann. Ganz fair ist das aber nicht: Die Umweltspur ist sogar um die 500 Meter lang.

„Woher kommt die Banane?“, fragt die Dezernentin

Max Wall dreht die Schilder in Fahrtrichtung.
Max Wall dreht die Schilder in Fahrtrichtung. © Kai Kitschenberg

Der Witzbold schaut zu, wie Max Wall gerade einen der Schilderbäume in Fahrtrichtung dreht. Das hat der Mann vom Baustellen-Absperrservice zwar im Morgengrauen gegen halb sechs schon einmal getan, er macht es aber jetzt nochmal für die vielen Fotografen.

Hatte die Stadt am Freitag doch gemailt: „ ... 15. April/11 Uhr ... Sie sind eingeladen, das Umdrehen des Verkehrsschildes im Bild festzuhalten.“ Denn die Erfahrung besagt: Manchmal kommen zu einem Termin um 11 Uhr noch mehr Journalisten als um halb sechs.

Bananenstaude soll Stickoxide absorbieren

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Nicht nur sie sind jetzt neu am Ort des Umdrehens eines Verkehrsschildes, sondern die Bananenstaude ist es auch, die in einem Pflanzkübel auf einem Rollwägelchen vor dem Schild steht. „Woher kommt die Banane?“, fragt Cornelia Zuschke, die Dezernentin, erntet zunächst aber nur das Schulterzucken ihrer Hintersassen.

Das Rätsel löst sich erst, als der Künstler Tim Eiag näher kommt: Er hat das Wägelchen mit der Staude an der Ecke abgestellt, denn Bananen sind sein Thema. „Bananen sind sehr gute Stickoxide-Killer. Die Staude absorbiert sie“, sagt Eiag, legt aber großen Wert darauf, dass die Banane kein Kommentar zur Umweltspur sein soll.

„Ich wollte das hier nur ein bisschen begleiten.“ Dann weist er aber doch noch auf seine Internet-Seite hin; sie trägt einen Namen, der wirklich passt: bananenstau.de.

Am Dienstag kommt eine zweite Straße hinzu

Der Merowingerstraße wird am heutigen Dienstag in verschärfter Form die Prinz-Georg-Straße folgen: Auf dieser großen Einfallstraße wird sogar eine Spur pro Richtung zur Umweltspur. Das Experiment soll ein Jahr währen, dann will die Stadt es auswerten. Umbau und Auswertung sollen zusammen 122.000 Euro kosten.

Und Maximilian Schütz, der Gemüsehändler? Sagt, dass er aus ökologischen Gründen ja für die Umweltspur sei, dass sie aber in der Praxis nicht funktionieren werde. Bei den Markierungsarbeiten am vergangenen Freitag sei der Verkehr bereits komplett zusammengebrochen: „Vier, fünf Autos, dann war die Ampel wieder rot.“ Freilich muss man auch sagen: Später am Tag steht seine Ladentür offen.