Essen. . Auf der Techno-Classica in Essen sind bis Sonntag wieder fast 3000 Traumautos zu sehen. Besucher erzählen, was sie an Oldtimern so fasziniert.

Die Reise in die automobile Vergangenheit beginnt schon auf dem Parkplatz. Wo Enten neben Käfern stehen, und der Kadett-C neben dem Ford-Escort. Und wo manchmal auch ein Schneewittchen-Sarg abgestellt ist und sich eine „Göttin“ namens Citroen DS die Ehre gibt . Weil drinnen wieder Techno-Classica ist – die besucherstärkste Oldtimermesse der Welt.

Deshalb kommen sie aus dem ganzen Land und aus den Nachbarländern kommen sie auch. Christian (52), Wilm (46) und Hergen sind aus Friesland angereist. Seit zehn Jahren machen sie das schon zur Techno-Classica und bleiben alle Tage. „Weil es hier so viel zu sehen gibt.“

„Die alten Autos haben noch Charakter“

Das Trio aus dem Norden kennt sich aus in Sachen alte Autos. „Ford Capri RS“, sagt Christian. „Nur Ami-Karren“, lässt Wilm gelten. „Dodge, Plymouth, Jeep, einen Ford Pick-Up.“ Manche täglich im Einsatz, andere nur zu besonderen Anlässen. Zu denen holt auch Hergen sein MG B aus der Garage. „Ich steh auf alte britische Autos.“ So unterschiedlich die Vorlieben, so einig ist die Erklärung für die Faszination Oldtimer. „Die Autos haben noch Charakter“, sagt Christian. „Ein ganz spezielles Gesicht.“

Ein Traum für Oldtimer-Freunde: Ein Blick in einen: Mercedes Benz 300Sl Roadster von 1962.
Ein Traum für Oldtimer-Freunde: Ein Blick in einen: Mercedes Benz 300Sl Roadster von 1962. © Julia Tillmann

So ähnlich denken viele Besucher. Zu Ausstellungsbeginn streifen sie über das Freigelände, wo Chrom und polierter Lack in der Sonne glänzen. Was dort steht ist immer alt und meistens teuer. Manchmal auch sehr teuer. Doch das schreckt kaum einen Messebesucher. Unter die Wagen kriechen sie, streichen zärtlich über die Motorhaube, drücken auf Polster, blicken in Kofferräume. Gemeckert wird wenig, von früher erzählt ganz viel. „So einen Mercedes hatte mein Papa“, sagt einer und ein anderer erkannt den 2CV wieder, wie er ihn als Student gefahren hat. „1000 Mark habe ich damals bezahlt.“ Heute würden 15000 Euro fällig. „Sie sieht aber auch viel besser aus, als meine Kiste damals.“

Das tun fast alle der hier gezeigten Wagen. Auch deshalb klicken ununterbrochen die Fotoapparate und Handy-Kameras. „Wahnsinn“, sagt Peter, als er vor einem Mercedes_Benz O-319 D Panorama-Bus aus dem Jahr 1966 steht. 220.000 Euro soll das Gefährt kosten. Immerhin, TÜV ist bis 2020. Natürlich geht es noch teurer. Ein Bentley S1 Continental Drophead, Jahrgang 1955 etwa ist für 1,25 Millionen britische Pfund zu haben. Und das ist längst nicht das Ende der Fahnenstange.

Händler dürfen keine Emotionen zeigen

„Erinnerungen und Emotionen“, fasst ein Händler zusammen, was Kunden tief in die Tasche greifen lässt. Nichts für ihn sagt er leise und ohne Nennung seines Namens. „Für mich ist das Blech. Wenn das nicht so wäre, würde mir jeder Verkauf das Herz brechen.“ Früher, sagt er, habe moderne Autos verkauft, neu und gebraucht. Aber mit Oldtimern zu handeln sei besser. „Ganz anderes Publikum“

Oldtimer-Liebhaber aus Essen präsentiert alte Klassiker

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    Und mit besonderen Bedürfnissen. Denn so ein Oldtimer will natürlich auch versichert werden, vor allem, wenn man damit auf öffentlichen Straßen fahren will. Dafür gibt es Spezialisten wie Rainer Klamser. Schadensklassen interessieren ihn ebenso wenig wie Messepreise. „Ohne unabhängig erstelltes Gutachten versichern wir keinen Wagen.“ Aber damit ist es nicht getan.

    Miniatur-Ausgaben für knapp 20.000 Euro

    Denn anders als normale Autos wächst der Wert der Oldtimer mit der Zeit. „Manche Autos müssen alle paar Monate neu bewertet werden.“ Das ist nicht billig und manchmal zieht ein Kunde von Klamser nicht mit. Bis das einst für 25.000 Euro versicherte aber mittlerweile für das Vierfache gehandelte 50er-Jahre Cabriolet geklaut wird. „Dann“, weiß Klamser, „ist das Geschrei groß.“

     Janina Belilowski von der Firma  HK-Engineering in einem Mercedes 300SL mit Flügeltüren. Foto: Julia Tillmann / FUNKE Foto Services
    Janina Belilowski von der Firma HK-Engineering in einem Mercedes 300SL mit Flügeltüren. Foto: Julia Tillmann / FUNKE Foto Services © Julia Tillmann

    Natürlich gibt es auf der Techno-Classica auch für den kleineren Geldbeutel Angebote: altes Spielzeug, Modellautos, Literatur, Kleidung oder Kunst gehören dazu. Vorsicht aber, wenn sie etwas sehen, das aussieht wie ein zu heiß gewaschener und eingelaufener Ferrari oder Porsche. Das sind keine Tretautos, sondern mit Benzinmotor und Schaltung ausgestattete Modelle für den technikaffinen Nachwuchs. Sofern Papa bereits ist, knapp 20.000 Euro dafür auszugeben.

    Manchmal sind es aber gar keine finanziellen Gründe, an denen ein Kauf scheitert. Wie bei den beiden älteren Herren, Ende 60, vielleicht Anfang 70, die ausführlich einen Jaguar E-Cabriolet begutachten. Rotmetallic, Top-Zustand, über 50 Jahre alt und knapp über 100.000 Euro teuer. „Reizt mich schon“, sagt der eine. „Lass es“, sagt der andere. „Da kommst du vielleicht rein, aber ohne Hilfe steigst du da nicht mehr aus in unserem Alter.“

    Information

    Mehr als 2700 Liebhaberfahrzeuge sind auf der Techno-Classica zu sehen und größtenteils auch zu kaufen. Erstmals ist auch das renommierte Auktionshaus Sotheby’s dabei, das 230 Autos zur Versteigerung gemeldet hat.

    Geöffnet ist die Messe bis kommenden Sonntag täglich ab 9 Uhr. Erwachsenen-Tickets kosten 25 Euro (Vorverkauf 22 Euro). Weitere Preise und ausführliche Informationen gibt es unter www.siha.de im Internet