Dortmund/Bochum/Duisburg. . Karfreitag ist als „Carfreitag“ der offizielle Saisonstart für Raser, Tuner und Poser. Die Polizei im Ruhrgebiet rüstet sich für Großkontrollen.
Mit den steigenden Temperaturen beginnt auch die Zeit für Raser, Tuner und Poser. Als offizieller Saisonstart für die Szene gilt der zum „Carfreitag“ umbenannte Karfreitag, der in diesem Jahr auf den 19. April fällt. Besonders in den Großstädten im Ruhrgebiet bereitet sich die Polizei auf Sondereinsätze vor. Vor allem in Bochum, Dortmund, Duisburg, Krefeld, Oberhausen und im Kreis Recklinghausen kontrollieren die Einsatzkräfte verstärkt den Verkehr.
Wo die Sicherheitsbeamten aber zuschlagen, entscheidet sich vielerorts noch. Meist in geschlossenen Facebook-Gruppen und anderen Treffpunkten im Netz vereinbaren die Auto-Fans ihre Treffpunkte, erklärt Cornelia Weigandt, Polizeisprecherin in Dortmund. Allzu viel erwarten die Dortmunder Polizisten aber nicht. „Die Szene hat bisher nicht für Dortmund eingeladen“, sagt sie.
Aus ganz NRW ins Ruhrgebiet
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Man sei aber trotzdem wachsam – besonders an den Schwerpunkten Wall und Phoenix-West. Dort finden manchmal illegale Straßenrennen statt. Auch am „Carfreitag“ 2018 erwischte die Polizei zwei Personen, die an einem Straßenrennen teilnahmen. Die Beamten beschlagnahmten den Mercedes C300 und den Audi TT der Raser und deren Führerscheine. Weiterhin wurden elf Fahrzeuge zum Gutachter geschickt, vier Mal wurde die Weiterfahrt untersagt, ein Auto wurde aufgrund technischer Mängel stillgelegt.
Die Bochumer Polizei kümmert sich am „Carfreitag“ weniger um illegale Rennen, sondern um die Poser und Tuner vor Ort. Mit einer gewissen Regelmäßigkeit trifft sich die Szene in der Nähe eines „Autoteile- und Tuning-Fachhandels“ am Dückerweg. Genügend Platz für die „aufgemotzten“ Wagen findet sich auf dem McDonalds-Parkplatz an der A40-Ausfahrt. „Hier treffen sich Tuner aus ganz NRW“, sagt Volker Schütte, Sprecher der Bochumer Polizeibehörde.
Jedes Jahr der gleiche Treffpunkt
Dementsprechend plant die Polizei auch ein Großaufgebot. Die Bereitschaftspolizei ist auf Abruf vor Ort, zudem dürfte die Autobahnpolizei Dortmund die Beamten unterstützen. Weiterhin kümmert sich ein unabhängiger Sachverständiger um technische Details.
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600 Fahrzeuge hat die Polizei am „Carfreitag“ im vergangenen Jahr überprüft, bei 169 habe es Beanstandungen gegeben. Die Weiterfahrt wurde vorerst bei 42 Fahrzeugen untersagt. Der Großteil der Mängel konnte aber durch Reparaturen, Austauschen der Felgen oder Reifen behoben werden. Zwölf Autos durften den Parkplatz am Karfreitag allerdings nicht verlassen. „Ich weiß nicht, warum immer noch so viele Fahrer mit illegalen technischen Veränderungen dort auftauchen. Es müsste ja mittlerweile bekannt sein, dass wir kontrollieren“, sagt Volker Schütte. Führerscheine zog die Bochumer Polizei nicht ein.
Angeben und Flirten auf dem Parkplatz
In Duisburg hat die Polizei ebenso die Tuner- und Poser-Szene auf dem Schirm. „Die Raser-Szene ist in Duisburg nicht so ausgeprägt wie früher“, sagt Jacqueline Grahl von der Polizeipressestelle Duisburg. Nur vereinzelt finden, so Grahl, noch Rennen statt – zum Beispiel auf der Hammer oder Duisburger Straße, am Franz-Lenze-Platz und Willy-Brandt-Ring. Das seien auch von Tunern bevorzugte Plätze. Diese treffen sich, um ihre Wagen vorzuführen – oder auch zum Flirten.
„Wenn alles im legalen Bereich auftritt, dann haben wir damit kein Problem. Ruhestörungen durch Motorengeräusche oder unerlaubte Umbauten akzeptieren wir aber nicht“, erklärt Jacqueline Grahl. Am vergangenen „Carfreitag“ stellte die Polizei 184 Tempoverstöße fest. Ein Fahrzeug wurde von den Beamten sichergestellt.
In Oberhausen kann es zu Sperrungen kommen
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Oberhausen hatte auch einmal eine aktive Tuner- und Straßenrennen-Szene. „Das ist aber schon Jahre her“, sagt Polizeisprecher Axel Deitermann. Das Gebiet am Sterkrader Tor, Bero-Zentrum, Brahmerring wird am „Carfreitag“ unter anderem aber auch überwacht. Teilweise könne es sogar zu Sperrungen kommen.
Auch Krefeld plant einen Sondereinsatz mit mehreren Teams. Illegale Straßenrennen seien dort aber kein Problem, so Polizeisprecherin Karin Kretzer.
Die Polizei des Kreises Recklinghausen plant ebenso Schwerpunktkontrollen "zur Bekämpfung der Raserszene und des illegalen Tunings am Karfreitag". Welche der elf Städte des Kreises aber konkret am "Carfreitag" betroffen sind, konnte René Borghoff von der Recklinghauser Polizeipressestelle noch nicht verraten. "Wir beobachten die Szene dahingehend sehr genau und gucken wo es Sinn macht Kontrollen durchzuführen", sagt er.
Tuner-Szene in Essen oder Gelsenkirchen wenig vertreten
Am vergangenen Carfreitag wurden im Kreis Recklinghausen unter anderem 15 Fahrzeuge nach Erlöschen der Betriebserlaubnis sichergestellt. Zudem stellte die Polizei 507 Tempo-Verstöße fest. Ein illegales Rennen gab es laut Polizei aber nicht.
Essen ist kaum vom „Carfreitag“ betroffen, sagt Polizeisprecher Peter Elke. „Wir haben keine Strecken, wo sich solche Rennen lohnen würden“, erklärt er. Auch die Gelsenkirchener Polizei hat festgestellt, dass am „Carfreitag“ „vermehrtes Aufkommen von getunten Fahrzeugen beziehungsweise Poser“ nicht festzustellen sei.
>>>Geldstrafen von bis zu 110 Tagessätzen
- Seit 2017 sind illegale Rennen übrigens keine Ordnungswidrigkeit mehr, sondern eine Straftat. Laut Staatsanwaltschaft Dortmund gab es im Jahr 2018 rund 60 Verfahren wegen dieses Tatbestands im Zuständigkeitsbereich des Landgerichts Dortmund. Der Bezirk umfasst neben Dortmund große Teile des Kreises Unna, Castrop-Rauxel und Hamm.
- 37 Mal gab es eine Verurteilung, die übrigen Strafsachen wurden gegen Geldauflagen eingestellt. „Das höchste Urteil war eine Geldstrafe von 110 Tagessätzen. In der Regel wird auch die Fahrerlaubnis entzogen oder eine Sperrfrist für die Fahrerlaubnis verhängt“, sagt Henner Kruse, Pressesprecher beim Landgericht. Durchschnittlich belief sich die Strafe auf rund zwei Monatsgehälter der Verurteilten.
- Die Staatsanwaltschaft Bochum geht für den Zuständigkeitsbereich um Bochum, Witten, Herne, Recklinghausen, Herten, Datteln, Waltrop und Oer-Erkenschwick von rund 20 Verfahren wegen illegaler Straßenrennen aus. Sechs wurden laut Sprecher Dr. Christian Kuhnert zum Strafrichter weitergeleitet, neun zum Jugendrichter, fünf Fälle wurden mangels hinreichenden Tatverdachts fallengelassen, drei wegen geringer Schuld.
- 59 Verfahren wegen Verbotener Kraftfahrzeugrennen hat die Staatsanwaltschaft für den Bezirk Duisburg verfolgt. Da dabei aber auch mögliche Fehleintragungen hinzuzählen, könne die tatsächliche Zahl der Verfahren davon abweichen. Wie viele Prozesse eingestellt worden sind oder welche Strafen die Raser erhalten haben, konnte Pressesprecherin Marie- Theres Fahlbusch nicht in Erfahrung bringen.