Essen. . Die Helmpflicht für Radfahrer soll viele Schwerverletzte vermeiden. Auch am Radschnellweg 1 durchs Ruhrgebiet kam auf einer Tagung Kritik auf.
Die Gewerkschaft der Polizei fordert die Helmpflicht für Fahrradfahrer. „Alle Appelle für eine freiwillige Nutzung sind ins Leere gelaufen“, sagte der stellvertretende NRW-Landesvorsitzende Heiko Müller auf einem Verkehrsforum in Essen zum Thema „Neue Regeln für den Radverkehr“.
Man könne bei der Helmpflicht mit den Pedelec-Fahrern anfangen, die mit einem Hilfsmotor Mofa-Tempo erreichen. „Der Unterschied zwischen Radfahrer und Mopedfahrer ist der Helm“, so Müller. Viele Schwerverletzte ließen sich vermeiden, wenn mehr Fahrradfahrer einen Helm trügen.
Zahl der Unfälle mit Pedelecs fast vervierfacht
In den ersten neun Monaten des Jahres 2018 sind mehr als 13.000 Radfahrer in NRW verunglückt und 50 getötet worden – ebenso viele wie im ganzen Jahr 2017. „Dabei sind die Städte der Rheinschiene und die größten Städte des Ruhrgebiets auffällig“, sagte Rüdiger Wollgramm, der Referatsleiter Verkehr im NRW-Innenministerium.
Die Zahl der Unfälle mit Pedelecs hat sich gegenüber 2013 fast vervierfacht auf etwa 2000, betroffen ist vor allem die Altersgruppe der 50- bis 70-Jährigen im ländlichen Raum. Bei den Zahl der Unfälle insgesamt habe auch der lange Sommer eine Rolle gespielt, hieß es.
Ohne Helm Mitschuld an der Schwere der Verletzungen
Hilfe erhofft sich die NRW-GdP von Versicherungen und Gerichten. So bewege sich die Rechtsprechung in die Richtung, zumindest „sportlich ambitionierten Radfahrern“ eine Mitschuld an der Schwere ihrer Verletzungen zu geben, wenn sie bei ihrem Unfall keinen Helm trugen. Das mindere ihre finanziellen Ansprüche, sagte der Fachanwalt Michael Herkenhoff aus Bochum.
Heiko Müller von der GdP meinte, Versicherungen würden „zunehmend eine Helmtragepflicht für Fahrradfahrer aus der Schadensminderungspflicht bei Unfällen“ ableiten.
„Aus schnell wird langsam“
Auch der Radschnellweg 1 war ein Thema, der einmal zwischen Duisburg und Hamm durch fast das ganze Ruhrgebiet führen soll. Thomas Kerb aus der Direktion Verkehr des Polizeipräsidiums Essen kritisierte das Modellprojekt an mehreren Stellen. So sei ungeklärt, wie man auffahre: „Wie an der Autobahn oder rechts vor links?“
Der Radweg ist asphaltiert, der vorgeschriebene parallele Fußweg mit Schotter belegt: „Da laufen die Fußgänger ständig auf den Radweg.“ Und in Mülheim habe die Stadt „Sitzmöglichkeiten“ auf den Schnellweg gestellt. „Aus schnell wird langsam“, kommentierte Kerb.