Ruhrgebiet. . 15 neue Radrouten sollen mehr Touristen ins Ruhrgebiet holen. Sie können sich beim Fahren an Zahlen orientieren. Das System hat noch Lücken.

Schöne Aussicht geht im Ruhrgebiet so: Im Westen ist alles Natur, im Osten ist alles Thyssenkrupp. Alles! So sieht’s aus vom Alsumer Berg in Duisburg, und eine Halde ist der auch noch: Perfekt. Geheimtipp für schöne Aussicht wird er aber nicht bleiben – sondern ein Radfahrerziel. Schnauf. Beim „Regionalverband Ruhr“ und der „Ruhr Tourismus GmbH (RTG)“ haben sie in den letzten Monaten nämlich 15 neue Radtouren zwischen Hamm und Wesel, Haltern und Hattingen zusammengetackert.

Weil sie in den letzten Jahren gemerkt haben, dass Radeln im Ruhrgebiet tatsächlich viele Leute anzieht, die dann auch noch ihr Geld hier lassen: in Hotels, in Gaststätten, in Museen und Geschäften.

Auf Rang vier der beliebtesten Radreiseregionen

Axel Biermann, Geschäftsführer der „Ruhr Tourismus GmbH“.
Axel Biermann, Geschäftsführer der „Ruhr Tourismus GmbH“. © Kerstin Kokoska

Nach einer Erhebung des „Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC)“ war das Revier 2018 schon auf Rang vier der beliebtesten Radreiseregionen. „Mit der Blechmedaille wollen wir uns nicht zufrieden geben“, sagt RTG-Geschäftsführer Axel Biermann am Freitag in Essen, als er die 15 Routen vorstellt: überwiegend autofern, kreuzungsarm und anstiegsarm, wie er beteuert.

Die Routen, elf Rundkurse und vier Streckentouren, sind nach Themen sortiert und tragen sprechende Namen: „Kanalpassage“ etwa steuert den Datteln-Hamm-Kanal und das Dattelner Meer an, „Bahngeschichte“ besucht unter anderem die Erzbahntrasse und das Eisenbahnmuseum in Bochum, „Schwarzes Gold“ führt zu Zeche Zollern in Dortmund, Kokerei Hansa und Phoenix West, und zu „Stahlküche“ gehört dann der Alsumer Berg.

„Eine Woche Urlaub machen, ohne sich zu langweilen“

Das vergleichsweise kurze „Probierstück“ umrundet Gelsenkirchen, sozusagen zum Warmfahren; „Auenland“ geht den Rhein rauf und runter und „Haldenglück“ stark bergauf: Da macht man dann doch ein paar Höhenmeter mehr. Doch bis auf ein kurzes Mountainbike-Stück in Herten namens „Geländeritt“ sind alle Routen 30 bis 70 Kilometer lang.

„Da kann man eine Woche Urlaub machen, ohne sich zu langweilen“, sagt Geschäftsführer Biermann und charakterisiert die dann hoffentlich kräftig radelnde Kundschaft als „kaufkräftig, gebildet und interessiert“.

EU fördert die Roten mit 1,9 Millionen Euro

„Die Gäste möchten ein klares Angebot bekommen“, sagt RTG-Mitarbeiter Jochen Schlutius. Sich also nicht mit unbekannten, manchmal doch komisch klingenden Ortsnamen herumschlagen. Deshalb sind die neuen Routen überwiegend auch wieder an das Knotenpunktnetz angeschlossen: ein Orientierungssystem nach dem Prinzip „Fahren nach Zahlen“. Lücken in den Zahlen sollen noch in diesem Jahr geschlossen werden.

Eine junge Frau fährt im April 2016 Fahrrad an der Ruhr in Mülheim.
Eine junge Frau fährt im April 2016 Fahrrad an der Ruhr in Mülheim. © Lars Heidrich

Bis 2021 fördert die EU die Routen mit 1,9 Millionen Euro für Ausstattung und Werbung. Danach müssen sie sich selbst tragen, wie es der „Ruhrtal-Radweg“ und die „Route der Industriekultur per Rad“ schon geschafft haben. So geht schöne Aussicht.

>>>>>>> Service

Es gibt eine kostenlose Übersichtskarte, von April an Detailkarten und vom Sommer an eine digitale Routenplanung. www.radrevier.ruhr.