Herten. . Die TV-Moderatorin wird bei einer Ehrung durch die Ruhrpotthelden in Herten vom Heimatgefühl gepackt und ruft zum Kampf gegen Rassismus auf.

Ja, wer wie Dunja Hayali 2018 das Bundesverdienstkreuz am Bande und bereits zwei Jahre zuvor den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen bekommen hat, muss schon mit guten Gründen überzeugt werden, von einer weiteren Auszeichnung begeistert und emotional ergriffen zu sein. Wenn es um Herkunft und Heimatgefühle aber geht, klappt das in der Regel ganz gut.

Das hat sich am Donnerstagabend jedenfalls gezeigt, als die TV-Journalistin und -Moderatorin im Revuepalast Herten mal wieder für ihr Engagement für Minderheiten und ihren Kampf gegen Unterdrückung und Rassismus gewürdigt wurde – und sich zu einer Liebeserklärung ans Ruhrgebiet hinreißen ließ.

Hayali: „Für mich ist Datteln meine Heimat“

Hayali wurde in Datteln geboren, ihre Eltern christlichen Glaubens stammen aus Mossul/Irak und kamen Ende der 50er Jahre nach Deutschland. „Sie hatten das große Glück, auf der einen Seite selbst ein offenes Herz zu haben. Andererseits aber auch auf Menschen getroffen zu sein, die eine helfende Hand angeboten haben“, erzählte die 44-Jährige in Herten. „Das hat offensichtlich ganz gut geklappt, dass wir uns hier zu Hause gefühlt haben und auch immer noch fühlen. Für mich ist Datteln meine Heimat.“

Ausgezeichnet wurde Hayali von den Ruhrpotthelden, einer vom früheren Schalke-Profi Ingo Anderbrügge gegründeten Benefiz-Fußballmannschaft. Bei den Ruhrpotthelden kicken ehemalige Bundesligaspieler mit anderen Prominenten sowie Unternehmern aus Recklinghausen und Umgebung für einen guten Zweck.

Auch Matze Knop wurde ausgezeichnet

Sie ehrten im Revuepalast anlässlich ihres fünfjährigen Bestehens den mittlerweile in Recklinghausen beheimateten Schauspieler Matthias Brambach (Helden-Award lokal für sein Engagement im örtlichen Kinderhospiz), Comedian Matze Knop (Helden-Award regional für sein Engagement im Verein Kinderlachen) und Schauspielerin Jutta Speidel (Helden-Award national für ihr Engagement in der von ihr vor 22 Jahren gegründeten Organisation Horizont, mit der obdachlosen Kindern und deren Müttern geholfen wird) – und Dunja Hayali (Helden-Award Respekt).

Für die Moderatorin des Aktuellen Sportstudios lag es auf der Hand, die Kohleabbau-Vergangenheit des Ruhrgebiets mit ihrer Vorstellung von freiem Leben zu verbinden. „Ich wünsche mir mehr Zivilcourage, dass mehr auf die anderen geguckt wird“, erklärte Hayali. „Unter Tagen waren alle gleich, waren alle schwarz, waren alle Menschen. Das macht den Ruhrpott doch aus: Was unten passierte, wurde nach oben getragen.“ Statt auf Hautfarbe, Konfession oder sexueller Orientierung sei es wichtiger zu achten, „ob jemand einen guten Charakter hat. Das sind Dinge, die mir meine Eltern mit auf den Weg gegeben haben.“

Es könnten sich noch mehr Menschen engagieren

Nach Datteln zurückzukehren, um Familie oder Freunde zu besuchen, „bei denen ich im Prinzessinnenbett der Tochter schlafen darf, weil ich mich da sehr sicher und gut aufgehoben fühle“, sei für Hayali immer noch ein ergreifendes Gefühl. „Das ist, was ich schöne finde am Pott: Die Menschen hier sind etwas Besonders. Daran möchte ich festhalten und weiter glauben – aber jeden ermutigen, sich auch einzusetzen, Gesicht zu zeigen.“

Denn zu häufig sei im Alltag die hässliche Fratze des Rassismus zu erkennen: „Es geht gerade um etwas. Nicht nur weil es politisch schwierig ist“, sagte Hayali und richtete sich an die rund 160 Gäste im Revuepalast: „Reden Sie mal auf der Straße mit Menschen, die eine andere Hautfarbe haben oder ein Kopftuch tragen, was denen im Moment widerfährt. Menschen, die seit 20, 30, 40 Jahren hier leben und die eine neue Art von Rassismus, Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Homophobie, Islamophobie zu spüren bekommen. Das sind Themen, die alle angehen, denn dies ist unser Land und unsere Heimat und unsere Gemeinschaft und unsere Gesellschaft. Ich glaube, es ist noch nicht jedem einzeln klar, dass er etwas bewegen kann – auch wenn es nur in seinem ganz kleinen Umfeld ist. Ich weiß, dass im Ruhrgebiet jeder Dritte engagiert ist. Aber es könnten noch mehr Menschen sein.“ (ab)