Dortmund. . Die Messe „Jagd und Hund“ ist seit Dienstag in Dortmund geöffnet. 80.000 Menschen werden bis Sonntag kommen. Sie erwartet ein neuer Schwerpunkt.

Der Biber ist ja das Zugpferd unter den Salamis. „Die Leute sagen immer, die armen Biber, da haben wir ,Arme Biber’ an den Stand geschrieben“, sagt Verkäuferin Victoria Platonov. Elch, Reh, Rentier gibt es hier bei „Artur’s Gourmet“ in verwursteter Form, „der Trend geht zu Wildfleisch, die Tiere haben frei und glücklich gelebt und sind nicht gespritzt“, sagt Platonov.

Dem Trend hat sich die Messe „Jagd und Hund“ dann gleich komplett hingegeben: und präsentiert zur Eröffnung am gestrigen Dienstag erstmals die ganze Westfalenhalle 1 voll mit Wildbret. Die frühere Essmeile ist ganz schön groß geworden.

„Beim Halali wird ein Whisky getrunken“

Es gibt offenbar nichts, was es nicht auch in der Fassung,Wild’ gibt.
Es gibt offenbar nichts, was es nicht auch in der Fassung,Wild’ gibt. © Ralf Rottmann

Wem der Sinn steht nach Wildburger, der ist hier richtig, nach Chili-Beißern und Hirsch-Leberkäse, Känguru-Wurst und Fasan mit Cognac. Salami stapelt sich und Speck und Gänseleber, aufgespießte Pröbchen werden auf sehr großen Messern gereicht, und Messestände heißen „Bockfieber“ oder „Hirschrudel“.

Und dann stehen mitten dazwischen Wolfgang Peetz und Christian Kretschmer an ihrem Stand und bieten Whisky und Gin an. Ist Ihr Whisky wild, Herr Peetz, und der Gin geschossen worden? „Beim Halali wird ein Whisky getrunken, ist doch ganz normal, um Freude und Männlichkeit zum Ausruck zu bringen“, sagt der Münchener: „Wir Männer sind doch alle Jäger.“

Viel Filz und Loden unterwegs, gern auch mit Hund

Wem am Dienstagmorgen noch nicht nach Fleisch ist, der geht dann doch lieber erst mal weiter in die herkömmliche „Jagd und Hund“: Und das sind schon ganz schön viele am ersten Tag, von halb zwölf an ist es stellenweise geradezu, nun ja, messeeng. 80 000 Besucher erwarten sie hier in Dortmund bis Sonntagabend, viel Filz und Loden ist schon unterwegs, gern auch mit dem Hund. Wer kommt? Der Mensch als Jäger und Angler.

Und irgendwo auf der Messe bläst immer jemand ins Horn.
Und irgendwo auf der Messe bläst immer jemand ins Horn. © Ralf Rottmann

Ferngläser und Haftpflichtversicherungen gibt es hier, Gewehre und Geländefahrzeuge, Hochsitze, Ansitzjacken, Scheren, Messer, Modenschauen, Hundevorführungen, Probefahrten über Hindernisparcours: und bei den Lockstoffen Rundum-Arglos-Pakete für die unerfahrene Sau. „Das Tier wird nicht nur angelockt, sondern auch zum Verweilen veranlasst“, wirbt ein Veranstalter: Gegebenenfalls macht es da einen Fehler, den es nur einmal macht.

Die wahren Stars sind Adler, Falke, Habicht, Kauz

Eine Halle weiter gibt’s dasselbe Programm dann in nass, auf der deutlich kleineren „Fisch und Angel“: Ruten, Fliegen, Boote, Köder, man kann hier eine Hochseeangelreise buchen oder sich beraten lassen beim „Deutschen Hechtangler-Club“.

Die wahren Stars findet man aber hinten in Halle 3b: die Falkner mit ihren umlagerten und viel fotografierten Vögeln. Adler, Falke, Habicht, Uhu, Waldkauz, „boah“, sagen Kinder. Heinz Deckers erzählt ihnen gerade, wie er jagt mit seinem Steinadler Ares (18).

Auch Falkner leben gefährlich

„Das Schönste für uns alle ist es, das freie Spiel der Kräfte in der Natur zu beobachten“, sagt der Mann vom Niederrhein: „Der Vogel fliegt frei, der Hase schlägt Haken.“ Und das durchaus nicht chancenlos: Vier bis fünf Flüge brauche ein Jagdvogel für eine Beute, so Deckers. Und dann wird’s gefährlich. Also, für Deckers.

Denn der 82-Jährige muss ja noch seinem Adler die Beute entwinden, die der mit zehn spitzen Krallen entschlossen festhält. Deckers hält Ares dann Fleischstückchen vor den Schnabel, nach denen der Adler sich strecken muss: bis er den Hasen loslässt. Und zack – eine Decke über den Hasen! „Was er nicht sieht, das will er nicht“, sagt der Falkner. Freilich geht es nicht immer gut: „So ein paar Schrammen und Kratzer hat jeder Falkner.“

Salami, Salami, Salami in der Westfalenhalle 1.
Salami, Salami, Salami in der Westfalenhalle 1. © Ralf Rottmann

Doch zurück nochmal in die große Westfalenhalle, wo sie die Lebensmittel bewerben mit „100 Prozent Genuss aus dem Wald“. „Wie sinnvoll das ist, wird man Sonntagabend sehen“, sagt ein Verkäufer: „Lebensmittel kaufen die Leute ja immer erst zum Schluss.“ Und ein Stand hat sogar ein bisschen Erbarmen mit den Leuten, denen Ren, Krokodil oder Zebra vielleicht ein bisschen zum Hals rauskommen: Dort gibt es „Bohneneintopf mit Kochbananen“. Weidmannsdank!

>>>>>>>Preise und Öffnungszeiten

Die „Jagd und Hund“ in den Dortmunder Westfalenhallen ist bis Sonntag, den 3. Februar, täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Vollzahler zahlen online 16 Euro, an der Tageskasse 19 Euro.