Essen. . Die WAZ am Jakob-Funke-Platz 1 in Essen - Verlegerin Julia Becker eröffnete die neue Funke-Zentrale in der Innenstadt: „Das ist ein ganz besonderer und emotionaler Tag“.
Es gibt Süßes. Wer am Montagmorgen die neue Unternehmenszentrale der Funke Mediengruppe betritt, zu der auch die WAZ zählt, den erwarten Schokokugeln, Muffins, Saft und ein – natürlich gedrucktes – Schulterklopfen. „Nervennahrung für den ersten Arbeitstag“ steht auf einer kleinen Schultüte, aber es wird sich im weiteren Verlauf dieses Montags zeigen: Gottlob war die gar nicht nötig. In der Regel.
Wir sind umgezogen, nach 60 Jahren aus der Essener Sachsenstraße richtig in die Innenstadt. Jakob-Funke-Platz 1, zwischen dem Limbecker Platz und dem Essener Universitätscampus, gekommen, um zu bleiben. „Wir wünschen Ihnen einen tollen ersten Tag im neuen Funke-Medienhaus“ steht in Leuchtschrift im Foyer und selbst die High-Tech-Stufen der „Medientreppe“, die in den ersten Stock führt, begrüßen die Ankommenden mit immer neuen Nachrichten und Projektionen.
Ein neues Kapitel in der Geschichte des Medienhauses
Verlegerin Julia Becker, die Funke-Mediengruppe-Geschäftsführer Ove Saffe, Andreas Schoo und Michael Wüller und WAZ-Chefredakteur Andreas Tyrock erwarten die Mitarbeiter hinter dem Haupteingang des neuen Gebäudes. „Willkommen!“, „Schön, dass Sie da sind“. Freilich fällt ein Satz noch häufiger an diesem Morgen: „Wo muss ich denn jetzt hin?“ Und wer Glück hat, der bekommt an dieser verunsicherten Stelle zur Antwort: „Ich nehme Sie mit.“
632 Menschen müssen nämlich ihre Etage finden, ihren (Groß-)Raum, ihre Schreibtische. Und die sind verteilt auf bis zu fünf Geschosse in einem Turm mit Europas größter elektronischer Nachrichtenwand und einem langgezogenen, schwarzen Gebäude auf Stelzen. Wer in der letzten Woche schon mal hier war neugierhalber und sich durchfragte zwischen Bauarbeitern, Reinigungskräften, IT-Experten und Sicherheitsleuten, der hat jetzt eindeutig Vorteile.
Julia Becker, die Verlegerin, ist sichtlich bewegt. „Das ist ein ganz besonderer und emotionaler Tag“, sagt sie im Foyer. Sie sei selber „ganz aufgeregt“. Der Einzug in das neue Gebäude ist für sie und ihre Familie „ein sehr besonderer Moment“. „Es ist ja nicht mal eine Woche her, dass wir an alter Stelle Tschüss gesagt haben.“ Nun schlage man „ein neues Kapitel“ in der Geschichte des Medienhauses auf. Es sei „eine Riesenaufgabe und eine Herausforderung, diesen Neuanfang zu gestalten“.
Die neuen Redaktionsräume, die zu den modernsten der Welt zählen würden, sagt Julia Becker, sie seien ein Bekenntnis zum Ruhrgebiet, zum Standort Essen, aber auch zu Print. „Für uns ist es aber nicht einfach ein neues Haus, es ist ein Zeichen des Neuanfangs für unser gesamtes Unternehmen.“ Das neue Gebäude wäre aber „nur eine Hülle, wenn wir nicht die Mitarbeiter mit ihrer Kreativität hätten, die es mit Leben füllen“.
Der erste Teil des Kraftakts ist geschafft. Er begann mit dem Abbau der IT und mit dem Packen letzte Woche, es gab eine Abschiedsparty, ungezählte Erinnerungsfotos auf sämtlichen Kanälen und diese Tafel, auf die die Kollegen „Tschüss“ geschrieben haben, „Auf Wiedersehen“, „Au revoir“, „Adios“ – bestimmt noch 20 Sprachen mehr.
Am Freitagnachmittag dann sah man tatsächlich die ersten Möbelwagen am alten Standort, 2,3 Kilometer von hier entfernt. 632 Arbeitsplätze sind nun über das Wochenende umgezogen, 710 Umzugskisten Archiv dazu, fünf Laster waren unterwegs, 21 IT-Fachleute – wie abgebaut, so aufgebaut – 27 Spediteure, zahlreiche Funke-Mitarbeiter. Gut 480 Frauen und Männer kommen am nächsten Wochenende noch nach, und wenn es nach dem gestrigen Montag geht, dann muss man sagen: Euer Arbeitsplatz wird da sein und die Technik läuft.
Und Heiko Hansler hat daran mitgeschraubt. „Ich bin unglaublich stolz“, sagt der Gesamtprojektleiter: „Man macht sich erst jetzt klar, was passiert ist. Das ist wie der Zieleinlauf beim Marathon. Alles, was geplant war, ist jetzt real.“ Und es ist gut. „Sie haben einen Top Job erledigt“, bescheinigt Funke Mediengruppe-Geschäftsführer Michael Wüller dem Gesamtprojektleiter und seinem Team. „Alles funktioniert wunderbar.“
Ja, selbst die Bienenvölker, die seit letztem Jahr auf dem Dach des Funke-Medienhauses wohnen und arbeiten, scheinen sich wohl zu fühlen über der Redaktion. Ganz sicher sei er sich zwar noch nicht, sagt Imker Günter Holberndt, der am Morgen im Foyer kleine Gläschen Honig ausgibt. Aber das liegt vor allem am extrem heißen Sommer 2018. „Da ist viel vertrocknet in der Stadt und die Bienen haben nicht viele Pollen gefunden.“ Kann nur besser werden. „Wenn Sie auf das Dach steigen, gucken Sie nur auf begrünte Dächer in der Umgebung“, sagt Holberndt. „Und das ist ideal für Bienen. Wird schon.“
Wie alles hier.