Gelsenkirchen-Ückendorf/Altstadt. Aus der angedachten Unterstützung des Marienhospitals ist laut Vater nichts geworden. Klinik: Paar lehnte Spenden ab. Wie die GGW helfen will.

Ein außergewöhnlicher Tag war der 3. September 2018 für Hazim Ali H., seine Frau Lozan Y. und Chefarzt Dr. Marcus Lutz vom Marienhospital. Roni, Razin, Rezan und Ronia erblickten im Perinatalzentrum das Licht der Welt. Während Zwillinge statistisch gesehen mit einer Häufigkeit von 1:85 geboren werden, sind Vierlinge gut 7000 Mal seltener.

Schlagartig hat sich die Lebenssituation des christlichen Paares verändert. Sie wohnen im vierten Stock in der Altstadt, Hilfe seitens der Verwandtschaft ist weit weg – in Celle und Hannover. „Wie soll das gehen, wenn erst sechs Kinder zuhause sind?“, fragte Hazim Ali H., der seinen Job als Friseur „aufgeben musste“, um sich um seine Frau, die Babys und die zwei größeren Kinder im Vorschulalter zu kümmern.

Wohnungsangebote? Fehlanzeige

Kinderwagen, Pampers, Babynahrung, Kleidung und mehr – all das geht ins Geld. Also beschloss das Marienhospital Sponsoren zu besorgen und auch über andere Einrichtungen und Verbände sollte es Hilfestellung geben, darunter auch über die Stadt. In erster Linie brauchte das Paar eine größere Bleibe – und zwar am besten in der Parterre: vierter Stock in der Altstadt, dazu ohne Aufzug, „das geht nicht auf Dauer“.

Was ist aus der Hilfe geworden, fragte die WAZ. Die Darstellungen der Beteiligten gehen da auseinander. Dem Vater zufolge, der mit der deutschen Sprache zu kämpfen hat, ist „nichts passiert“, die Dinge des täglichen Bedarfs und eben Babyartikel finanziere er aus dem Geld, das sie „über das Jobcenter erhalten“.

Vermieter winken ab

Größere Wohnung? Angebote seien bis dato Fehlanzeige, sagt er, er selbst habe danach gesucht. Doch viele Vermieter hätten wegen seiner Arbeitslosigkeit direkt abgewunken. Und wenn einmal nicht, seien die Wohnungen zu klein gewesen für acht Menschen.

© Michael Korte

Wolfgang Heinberg, Sprecher des Marienhospitals, stellt die Lage anders dar: „Die Familie hat der Klinik nach der Entlassung signalisiert, dass die Vielzahl großzügiger Sachspenden aus der Bevölkerung weitere Sachspenden unsererseits nicht nötig werden ließen. Unser Unternehmen hat sich bei der Suche nach einer adäquaten Wohnung für die größer gewordene Familie engagiert und ihr selbst wurde von uns, quasi als Weihnachtsgeschenk, ein vierstelliger Betrag als Geldspende für den Kauf von Gütern des täglichen Bedarfs respektive für die Baby-Ausstattung zur Verfügung gestellt.“

Angebote von der GGW

Wie genau das Engagement für eine größere Bleibe ausgesehen hat, ob beispielsweise konkrete Mietangebote an die Familie herangetragen wurden, ließ Wolfgang Heinberg aber unbeantwortet.

Stefan Eismann, Prokurist der Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH (GGW), ist irritiert von Hs Aussagen und kann sie sich nicht erklären – vielleicht ein Verständigungsproblem. Denn die GGW hätte sich Eismann zufolge sehr gefreut, wenn ein Mietverhältnis zwischen beiden Parteien zustande gekommen wäre.

Gleich drei ausreichend geräumige Wohnungen in wirklich „soliden Quartieren“ – am Boxkampweg, an der Schweidnitzer Straße und Josefinenstraße – habe das Unternehmen dem Paar vorgeschlagen, unterschrieben worden sei ein Mietvertrag leider aber nicht. Eismann: „Job oder nicht ist für uns überhaupt kein Kriterium. Viel entscheidender war und ist für uns: Herr H. hat bei seinen Besuchen einen tadellosen Eindruck gemacht.“

Kontakt zur Familie wurde gesucht

Der GGW-Prokurist, selbst dreifacher Vater, weiß nur zu gut, „was das für eine Herkulesaufgabe ist mit vielen Kindern.“ Deshalb will Eismann „einen neuen Vermittlungsversuch starten“.

Ihm gleich tun will es auch die Stadt Gelsenkirchen. Stadtsprecher Oliver Schäfer: „Jugend- und Sozialamt haben schriftlich als auch mit einem persönlichen Besuch den Kontakt zur Familie gesucht – bislang aber hat es keine Rückmeldung gegeben beziehungsweise es hat uns niemand aufgemacht vor Ort.“

Vielleicht klappt es nun im nächsten Anlauf.