Essen. Ein Kunde der Essener Sparkasse ist der festen Überzeugung, dass ein Angestellter seiner Filiale ihm eine 500-Euro-Blüte ausgegeben hat. Die Bank sieht sich jedoch nicht in der Pflicht - dort hält man den Falschgeldfall nicht für plausibel. Nun droht der Kunde mit rechtlichen Schritten.

Blick zurück

Es war vor achteinhalb Jahren, als die hiesige Staatsanwaltschaft und Polizei den letzten großen Essener Blüten-Fall publik machten - und es war gleich einer der spektakulärsten in der Währungs-Geschichte des Landes:

Bei dem damaligen Schlag gegen die organisierte Kriminalität haben Staatsanwaltschaft und Polizei eine Geldfälscher-Bande ausgehoben und kopierte Banknoten im Nennwert von nahezu einer viertel Million Mark sichergestellt

27 Tatverdächtige wurden festgenommen, 15 Haftbefehle waren die Folge. Den Chef der Organisation, ein in der Innenstadt wohnhafter Familienvater, wurde kurz vor der Flucht ins Ausland abgefangen.

Die Geldscheine waren wenige Millimeter kleiner als echte Banknoten, weil die Fälscher der ansonsten auch nicht täuschend echten Banknoten beim Schneiden nicht allzu professionell vorgingen.

Auch zu Euro-Zeiten gilt noch: Genau hinsehen, auf die Sicherheitsmerkmale der Banknoten achten und im Verdachtsfalle entweder das Geldinstitut seines Vertrauens aufsuchen oder gleich zur Polizei gehen, aber auf keinen Fall versuchen, mit vermutlichem Falschgeld zu bezahlen. Denn dann kann einem ganz schön was blühen.

Jetzt soll dem Essener Geldinstitut richtig was blühen. Selbst mit seinem Rechtsanwalt hat der erboste Kunde schon gedroht, der seit seinem Gang zum Kassenschalter der Filiale in der Innenstadt der festen Überzeugung ist, dass ihm da einer untergejubelt wurde: ein falscher 500er, eine Blüte, ein völlig wertloses Stück Papier. Die in der Tat nachgemachte Euro-Banknote fiel auf, als der Mann den zuvor angeblich in Essen ausbezahlten 500 Euro-Schein bei der Düsseldorfer Sparkasse einreichen wollte.

"100-prozentige Sicherheit für Bankkunden"

Dort wurde die Fälschung eingezogen, jetzt ermittelt die Kripo der Landeshauptstadt, und der Bürger aus dem Ostviertel fühlt sich betrogen um sein hart verdientes Geld. Denn das auszahlende Unternehmen sieht sich nicht in der Pflicht: Weder gebe es einen generellen Ersatzanspruch, heißt es auf Nachfrage bei der Essener Sparkassenzentrale, noch halte man den beklagten Falschgeld-Fall für plausibel - zumal der Kunde zuvor 2500 der insgesamt 3000 abgehobenen Euro ohne Probleme bei einem anderen Geldinstitut in Essen eingezahlt hatte.

Auseinandersetzungen um angebliche Blüten? „Das war in den vergangenen Jahren bei uns wirklich kein Thema“, sagt Sparkassen-Sprecher Volker Schleede auf Nachfrage. Und Mario Hüskens, stellvertretender Chef der Revisionsabteilung, sieht „100-prozentige Sicherheit“ für Bankkunden: Die Geldautomaten werden „ausschließlich“ mit Banknoten gefüttert, die nach einschlägigen Sicherheitsvorschriften von der Landeszentralbank auf ihre Echtheit überprüft worden seien.

Am Kassenschalter bestehe ein ebenso niedriges Risiko, Falschgeld ausgehändigt zu bekommen. Dafür sorgten die automatischen Prüfungen mit „Geldzählmaschinen neuester Generation“ und die Erfahrung der Mitarbeiter mit entsprechenden Schulungen.

Der Euro macht es Fälschern schwerer

Ein Beleg: Im Schnitt platzen allein bei der Sparkasse Essen 20 Blütenträume am Schalter. Nur vor drei Jahren gab’s mit 25 Fällen eine Häufung: In Stoppenberg tauchten mehrere falsche Fünfziger aus. Die nachgemachten Scheine wurden genauso aus dem Verkehr gezogen wie der Betrüger.

Von solchen statistischen Ausreißern einmal abgesehen, sind Falschgeld-Delikte seit Einführung des Euro aber eher auf dem Rückzug, heißt es bei der Essener Polizei. Genaue Fallzahlen darf die Essener Behörde nach eigenen Angaben nicht nennen. Da habe die Bundesbank den Hut auf. Das Vertrauen in die Währung sei schließlich ein hohes Gut.