Duisburg. . Nach dem Brand in der Duisburger Tafel sucht die Polizei einen Mann. Die ehrenamtlichen Helfer sind fassungslos. 60 Personen kamen täglich zur Ausgabestelle.

„Dieser Brand trifft die Ärmsten der Armen“: Petra Klein, Leiterin der Duisburger Tafel, steht fassungslos vor dem abgebrannten Container an der Düsseldorfer Straße. Alles ist verkohlt, Regale umgestürzt, Bretter gesplittert. Ein Paar Schuhe verrußt. Die Kleiderkammer befand sich hier, die Essensausgabe und eine Vorratskammer. Unter einem Teppich aus weißem Lösch-Schaum liegen nur noch Trümmer.

Auch interessant

Ein Feuer hat das Gebäude der Duisburger Tafel in der Nacht vollständig zerstört. Der eingeschossige Container stürzte in sich zusammen. Wie die Feuerwehr Duisburg mitteilte, wurden die Einsatzkräfte am späten Sonntagabend gegen 22.30 Uhr über das Feuer an der Düsseldorfer Straße 348 informiert. Die Löscharbeiten dauerten bis zum Morgen – konnten aber nicht verhindern, dass das Containergebäude komplett in sich zusammenfiel. „Ich konnte das gar nicht glauben, als ich das gehört habe.“ Petra Klein hat die Nachricht am frühen Montagmorgen aus dem Radio erfahren und ist sofort nach Hochfeld geeilt.

Kunden wird die warme Tasse Kaffee fehlen

Karin Landefeld, eine der Ehrenamtlichen, steht daneben. „Ich habe hier gestern Nachmittag abgeschlossen und alles war normal. Ausgerechnet jetzt. Es geht auf den Winter zu und unsere Kunden freuen sich morgens über eine warme Tasse Kaffee“, erklärt die Ehrenamtliche. Es sind Stammgäste wie Erika Pscheidl, die es nicht fassen können, was sie sehen. „Ich weiß gar nicht, wie ich durch den Tag kommen soll.“

Noch sichtlich geschockt stehen Karin Landefeld (li.) und Petra Klein vor dem abgebrannten Gebäude.
Noch sichtlich geschockt stehen Karin Landefeld (li.) und Petra Klein vor dem abgebrannten Gebäude. © Tanja Pickartz

Die 60-Jährige hat nur wenig Geld zur Verfügung, war froh, dass sie sich hier Lebensmittel holen konnte. Doch die Tafel war für sie noch viel mehr. „Es treffen sich immer die gleichen Leute. Wir frühstücken gemeinsam, spielen Karten. Am Wochenende haben wir hier sogar eine Hochzeit gefeiert.“ Anfangs, gibt sie zu, sei es für sie eine Überwindung gewesen, zur Tafel zu gehen. „Jetzt hatte ich gerade Fuß gefasst.“

Schlafsäcke, die an Obdachlose gegeben werden: verbrannt

Die Ehrenamtlichen Iris Bischoff und Ulrike Grohnert informieren alle, die neu ankommen. Sie helfen regelmäßig mit. „Die Leute sind so dankbar, dass es uns gibt und dass sie hier etwas warmes bekommen“, wissen beide. Einigen würde man auf der Straße nicht ansehen, dass sie zu den Kunden der Tafel gehören. Aber es kommen auch Obdachlose, die nach warmen Schlafsäcken, Unterwäsche oder Socken fragten. Auch das – alles verbrannt.

Brand bei der Duisburger Tafel

file7317clfwurn8g2g01bq0
file7317cjmtonl10jrzqq1v
file7317dkluefa1cma5dkwq
file7317dkn4vfo14g7231cj6
file7317dkmgk1t12fbdr1bq0
file7317dkdldzd16f0ep1sgk
file7317dkc2wups4fb31rq4
file7317dirffo9nr8j31sgk
file7317digv687quf29sp
file7317digo7xg1e76qr1os
file7317digqwzn1mmctokwq
file7317clff3d2tg9r09sp
file7317clg5s6h86cuo1rq4
file7317cjtjg1euqtb49sp
file7317ditcc0n1gxv2tq1v
file7317cl9kc8wyhxpn9hw
file7317cjcseiawk5pnkwq
file7317cjkxyqg13qt3eohe
file7317cjqrordcs6ce9hw
file7317cj602k5j04g59of
file7317cj64jvth3dvpohe
file7317cjb7krt1n466f1bq0
file7317cjp7cftbl1jc1rq4
file7317cjaa25v18px7s9hw
file7317cj7q43b1sjioq1v
1/25

Am Montagnachmittag soll es eine Versammlung der Ehrenamtlichen Tafel-Mitarbeiter geben, um zu beraten, wie es weiter gehen könnte. Die Tafel hat am zerstörten Standort rund 60 bis 70 Menschen pro Tag mit Frühstück und frisch gekochtem Mittagessen versorgt. Insgesamt zählen rund 5000 Personen in Duisburg zu den Kunden, die an den bisher vier Standorten im Stadtgebiet versorgt wurden. „Wir wissen noch nicht, wie es weitergeht. Wir werden vielleicht kurzfristig etwas improvisieren können, aber eine neue langfristige Lösung zu finden, wird schwierig“, erklärt Günter Spikofski, Geschäftsführer der Duisburger Tafel.

Am meisten wäre ihm und den anderen mit einem neuen Haus geholfen. Aber Spikofski macht sich nichts vor: „Unsere Kunden will nicht jeder in der Nachbarschaft haben.“ Netterweise habe es von anderen Organisationen bereits Hilfsangebote gegeben. Geldspenden seien gerne gesehen, Kleider und Lebensmittel könnten allerdings momentan nicht angenommen werden, weil es keine Lagermöglichkeiten gibt. Ob das beliebte Weihnachtsessen ausfallen muss, kann er noch nicht sagen. „Wir haben wirklich gerade vordringlichere Sorgen, und müssen überhaupt schauen, wie es weiter geht.“

Die Polizei sucht Zeugen

Die Polizei ermittelt derzeit, wie es zu dem Brand kommen konnte. Ein Brandsachverständiger muss die Spuren noch untersuchen. „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir weder einen technischen Defekt noch eine vorsätzliche Tat ausschließen“, erklärt ein Polizeisprecher auf Nachfrage unserer Zeitung. Es gibt allerdings einen Zeugenhinweis. Wie die Polizei berichtet, hat eine Anwohnerin gegen 22.30 am Sonntagabend eine Beobachtung gemacht: Sie war auf dem Weg zu ihrem Pkw, der hinter der Tafel parkte. Ein Mann kam ihr schnellen Schrittes vom späteren Brandort entgegen, der Richtung Paul-Esch-Straße lief. Er soll 40 bis 45 Jahre alt sein und rund 1,75 Meter groß, der Mann hatte einen leichten Bart, trug einen schwarzen Kapuzenpullover und einen Rucksack.

Zeugenhinweise nimmt das Kriminalkommissariat 11 entgegen unter T. 0203-280-0.