Herne. Die Premiere der ersten „Winterkirmes“ in Crange kam gut an. Nur die Parkgebühren sorgen für großen Unmut bei den Besuchern.
Richtiger Ort, falsche Zeit. Lea (3) steht vor dem Haus des Weihnachtsmannes, aber es ist niemand zu Hause. Nur ein paar hübsch verpackte Geschenke liegen vor der Bank der hölzernen Hütte. „Der Weihnachtsmann hat viel zu tun“, startet Leas Mutter einen Erklärungsversuch für die Abwesenheit des älteren Herren. „Er kommt bestimmt bald wieder.“ Muss er auch, denn schließlich ist er fest eingeplant auf dem Cranger Weihnachtszauber, der am Freitag in Herne seine Premiere erlebte.
Man könnte sich die Sache leicht machen. Sagen, dass dieser Zauber wie Cranger Kirmes im Winter ist. Ein wenig Ballermann im Schnee. Aber genau das soll er nicht sein, trotz Spiegelzelt und großer Berghütte. „Das darf nicht in eine Festivität ausarten, die nicht zu Weihnachten passt“, stellte der Herner Oberbürgermeister Frank Dudda noch einmal klar. Und Organisator Sebastian Küchenmeister sekundiert: „Wir wollen kein Party- und Rambazamba-Publikum. Wir richten uns auf Familien aus.“
Fahrgeschäfte schließen schon um 22 Uhr
Das hat offenbar ganz gut geklappt. „Sehr schön“ findet Marie Roderfeld den Winterzauber. Mit Töchterchen Elena-Juline (2) ist sie gekommen und hat schnell festgestellt: „Für Kinder gibt es hier ganz viel zu gucken.“ Der Vater des kleinen Mädchens nickt. „Fürs erste Mal nicht schlecht. Kann man jedenfalls weiterempfehlen.“
Auch interessant
Timo, Flo und Marcel sind sich da noch nicht ganz so sicher. Auch weil hier viel früher als auf der – von ihnen hoch geschätzten – Cranger Kirmes Feierabend ist. Um 22 Uhr schließen alle Fahrgeschäfte und Buden, schon 30 Minuten zuvor wird die Musik abgestellt. „Da muss man mal sehen, ob hier Stimmung aufkommt“, sagt Timo. „Oder einfach früher kommen als im Sommer“, schlagen die beiden anderen vor.
Zu früh ist aber auch schlecht. Erst mit Einbruch der Dunkelheit entfaltet sich der Zauber der Weihnacht auf Crange. Wenn die Lichter an den vielen Weihnachtsbäumen leuchten und die Händlergasse weihnachtlich erstrahlt. Deko gibt es hier und Obst, Liköre und Wanduhren, Wurst und Käse, aber auch Japanisches Heilöl. „Gewagte Mischung“, findet Susanne Hoffmann. „Aber das hat man ja oft auf Weihnachtsmärkten.“
Parkgebühren kosten fünf Euro
Und es gibt da noch die Kirmes. Mit Riesenrad, „Break Dance“, Kettenkarussell, Autoscooter, Geisterbahn und was man sonst noch so kennt vom Rummel. Mit vielen Ständen, an denen es heiße und kalte Leckereien sowie Glühwein ebenso wie Bier gibt. Letzteres im 0,3 Liter-Glas für drei Euro. „Geht in Ordnung“, sagt Marcel. Ist immerhin zwei Euro weniger als die Parkgebühr. Die ist am Eröffnungstag der größte Aufreger. Fünf Euro, um sein Auto abzustellen, das finden die Besucher wahlweise „happig“ oder „unverschämt“. Und manche Mutter findet die Schneewittchen-Figuren im kleinen Märchenpark „gruseliger als die Geisterbahn“ gleich nebenan.
Aber das ist offenbar schnell wieder vergessen. Auch weil das Wetter am ersten Tag ein Traum ist. Trocken und schön kühl. „Glühwein-Wetter“, sagt einer, und immer voller werdende Stände geben ihm Recht. Da stehen sie dann zusammen, stampfen sich die Füße warm und nippen vorsichtig am heißen Wein. Und in den meisten Unterhaltungen fällt irgendwann das Wort „gelungen“.
Als Frank Dudda dann um kurz nach 17 Uhr einen großen roten Knopf drückt und damit die Lichter am gigantischen Weihnachtsbaum einschaltet, als Mariah Carey behauptet „All I Want for Christmas is you“, ist die Cranger Sommer-Kirmes weit weg und Weihnachten plötzlich überraschend nah. Fehlt nur noch, dass der Santa selbst wieder nach Hause kommt.