Düsseldorf. . Vodafone und Agentur für Flugsicherheit EASA wollen ein digitales Schutzsystem für Drohnen entwickeln. Erste Tests waren erfolgreich.
Um Flugzeuge vor gefährlichen Kollisionen mit Drohnen zu bewahren, wollen die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) und der Düsseldorfer Telekommunikationskonzern Vodafone ein digitales Schutzsystem für den Luftverkehr entwickeln. Nach Angaben von Vodafone ist es unter Testbedingungen erstmals in Europa gelungen, die mit einer Mobilfunkkarte ausgestatteten Drohnen außerhalb des Sichtfelds zu lokalisieren und fernzusteuern. Auf diese Weise könnten Drohnen, die in die Sicherheitszone der Airports eindringen, rechtzeitig abgedrängt werden.
Mit der explodierenden Zahl von Drohnen, die auf den Markt kommen, wachsen auch die Gefahren. Einer Marktstudie des Fachportals „Drohnen-Studie“ sind im vergangenen Jahr allein in Deutschland mehr als eine Million dieser kleinen Hobby-Fluggeräte verkauft worden. Die Deutsche Flugsicherung registriert eine zunehmende Zahl von Drohnen in den Einflugschneisen der Flughäfen. Bis zum Spätsommer seien es in diesem Jahr mehr als 100 Zwischenfälle, im gesamten Jahr 2017 indes nur 88 gewesen. In Köln/Bonn gab es siebenmal Drohnenalarm, in Düsseldorf zweimal. Im Frühjahr hatte eine Drohne massiv den Verkehr am Flughafen Köln/Bonn behindert. Eine Startbahn musste zeitweise gesperrt werden, weil das Gerät den Flugzeugen zu nah gekommen war. Im Herbst 2017 war in Kanada eine Drohne mit einem Flugzeug kollidiert. Experten sehen die größten Gefahren darin, dass Drohnen in Triebwerke gelangen oder Fenster der Flieger zerstören.
„Mobilfunk kann Drohnen sehen, die für herkömmlichen Radar unsichtbar sind. Das macht den Luftraum für alle Verkehrsteilnehmer und für uns Menschen am Boden sicherer“, sagt Hannes Amtesreiter, Deutschlandchef von Vodafone. Gemeinsam mit der EASA hat das Unternehmen in seinem Mobilitätslabor in Aldenhoven/Kreis Düren, wo unter anderem auch das autonome Fahren erprobt wird, inzwischen erste Tests abgeschlossen. Ziel der Europäischen Agentur für Flugsicherheit ist es, Drohnen auch über längere Distanzen hinweg zu lokalisieren und zu beaufsichtigen, um künftig auch Schulen, Krankenhäuser und Gefängnisse zu schützen. Sie gehören neben Flughäfen, Industrieanlagen, Naturschutzgebieten und obersten Behörden zu den „sensiblen Bereichen“, die laut einer Verordnung des Bundes von Drohnen nicht überflogen werden dürfen.
Drohnen sind ein Wachstumsmarkt
Um den Schutz vor Drohnen im eigenen Land zu verbessern, hat auch die Deutsche Flugsicherung in Zusammenarbeit mit der Telekom ein Forschungsprojekt gestartet. Per Mobilfunk sollen Drohnen auf Abwegen besser überwacht werden können. Die EASA und Vodafone streben nach eigenen Angaben eine Lösung für ganz Europa an. „Diese Versuche sind hilfreich bei der Entwicklung eines regulatorischen Rahmens für Drohnenflüge. So schaffen wir die Voraussetzungen für wichtige neue wirtschaftliche Potenziale in Europa“, sagt Yves Morier, der bei der EASA für Flugsicherheitsstandards verantwortlich ist.
Die EU sieht im Geschäft mit Drohnen einen großen Wachstumsmarkt. Einer von der Kommission in Auftrag gegebenen Studie zufolge könnte eine regulierte Drohnen-Dienstleistungsbranche bis zum Jahr 2050 europaweit jährlich mehr als 15 Milliarden Euro Umsatz generieren und 100.000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. „Drohnen werden immer häufiger zu wichtigen Helfern für uns Menschen - im Alltag, in der Industrie und im Einsatz für unsere Rettungskräfte“, erklärt Vodafone-Deutschlandchef Ametsreiter. Beide Partner schließen nicht aus, dass künftig alle Drohnen europaweit mit einer Mobilfunkkarte ausgestattet werden müssen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten.