Dortmund. . Nach dem weißen „Phoenix“ am gleichnamigen See sollen die Bürger bald an einem zweiten Weinberg ernten. 320 Rebstöcke der Traube „Cabaret Noir“.
Ernsthaft, die Traube heißt „Cabaret“, und es ist auch nicht bloß Show: Der nächste Wein aus Dortmund wird ein roter. Nach dem Erfolg des weißen „Phoenix“ vom gleichnamigen See im „Neuen Emschertal“ hat die Emschergenossenschaft nun einen zweiten Weinberg angelegt. Mit 320 Rebstöcken – was qua Gesetz aus der Bierstadt eine Winzergesellschaft macht. . .
Aber erst müssen die Pflänzchen Trauben tragen, bevor aus ihnen ein Cabernet Sauvignon werden kann. Drei bis vier Jahre dürfte es dauern, bis mehr hängt als „vernascht“ werden kann, wie Winzerin Tina Krachten sagt. Die Essenerin (!), die in Dortmund (!) Wein anbaut, erntet dafür von den Kollegen aus Rheinland-Pfalz viel Spott. „Die lachen nur“, sagt die studierte Expertin, aber vielleicht kennen sie schlicht die Historie nicht: Dortmund hatte schon im Mittelalter Weinberge, Straßen wie Winzerweg und Faßstraße erzählen davon, und der Klimawandel macht es wieder möglich. Am Phoenixsee lieferte der jüngste Jahrgang fast einen halben Hektoliter Weißwein, aus 96 Stöcken oberhalb des Ufers.
Und nun also rot. Im Stadtteil Barop fand man einen Hang dafür, der auf Wein aus der Familie „Piwi“ (für „Pilzwiderstand“) nur so wartete: eine „Sonnenfalle“ oberhalb des Rüpingsbachs, der kürzlich noch eine Köttelbecke war. „Emscher-Südhang“, wie man in Dortmund jetzt wie selbstverständlich sagt. Dort haben Ehrenamtliche die Stöcke gesetzt, als sie tatsächlich noch nicht mehr waren als ein Stück Holz. Die Feuerwehr legte Wasserschläuche, die Stadtwerke öffneten Hydranten, und so lernten nach elf Stunden lehmverkrustete Leute, „wie man Reben richtig pflanzt“, sagt Tina Krachten. „Das kann man fürs Leben gebrauchen.“
Demnächst üben sie auch das Ausgeizen und das Festbinden und das Einbringen der „Zwischensaat“, Klee und Raps machen den Hang locker; der Weinberg ist ein Mitmachprojekt. Lesen dürfen die Bürger dereinst auch, die Ernte aber bitte nicht mitnehmen. Die geht zum Winzer, dass sie Wein werde.
So guter wie der weiße, der in diesem Jahr deutlich süßer sein soll. Allein, es sind nur 40 Liter. Es war ja derart heiß, dass die Ehrenamtlichen an der Emscher drei Wochen früher pflücken mussten, um den Wespen eine letzte Beerenauslese abzutrotzen – und der Federweiße in der Hitze kippte. Haben sie also Rosé getrunken. Was übrigens eine Idee wäre für Weinberg Nummer 3. Angeblich ist der schon in Planung.
>>INFO: EHRENAMT IM DIENSTE DES WEINS
Wer sich beteiligen möchte an der Pflege von Wein und -berg, kann sich an Sonja Heldt wenden, die bei der Emschergenossenschaft für Mitmach-Projekte verantwortlich ist. Im kommenden Jahr wird sie gemeinsam mit Winzerin Tina Krachten einmal monatlich freitags Freiwillige anlernen. heldt.sonja@eglv.de
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