Oberhausen. . Weltstar Noa und Enea aus Israel verbindet: Oberhausen. Wie die Mutter 1985 ist aktuell die Tochter beim internationalen Jugendaustausch „Multi“.

Sie sieht aus wie die große Schwester und da spürt man auch gleich diese Verbundenheit, wie sie nur bei Mutter und Tochter sein kann: Achinoam Nini (49) – international besser bekannt als Sängerin Noa, die mit den größten Stars der Welt Musik macht – und Enea (15) aus Israel. Ihre Geschichte wiederholt sich gerade in Oberhausen und soll hier erzählt werden.

Mutter und Tochter.
Mutter und Tochter. © Privat

Multi, das ist der internationale Jugendaustausch, bei dem Enea am Tag der Landung in diesen Augusttagen ihren 15. Geburtstag feiert. Für zwei Wochen lebt die junge Frau nun bei Gasteltern im Revier, wird Workshops erleben und Ausflüge machen und Partys feiern. Wie ihre Mutter Noa, als sie im gleichen Alter hier war. Mit großer runder Brille und langen schwarzen Locken. Daran erinnert sich der heutige Weltstar für unsere Redaktion.

„Für mich ist das etwas ganz Besonderes. Meine Tochter macht die gleichen Erfahrungen wie ich in dem selben Alter wie ich.“ Wir schreiben das Jahr 1985. Zum ersten Mal kam der Teenager der Boyer High School aus Jerusalem zum mittlerweile etablierten Jugendaustausch Multi nach Oberhausen. Noa: „Ich erinnere mich ganz genau, als wäre es gestern.“ Vom Technischen Hilfswerk wurden damals Betten ausgeliehen für die Gäste, die im Klubheim von Rot-Weiß Oberhausen auf dem alten Vereinsgelände an der Landwehr unterkamen.

Zwischen Wimpeln und Girlanden

Zwischen Girlanden an der Decke und Fußballwimpeln an der Wand entstand auch das Foto auf der Abschiedsparty, die angesichts vieler entstandener Freundschaften von vormals Wildfremden seither traditionell mit Tränen vertont wird. „Die Tendenz zur künstlerischen Klasse war schon früh zu erkennen“, sagt mit Blick auf die Gitarre auch Wolfgang Heitzer, der von Anfang an zu den Multi-Machern gehörte und inzwischen auch schon 62 Jahre alt ist.

Das war der Kohlenpott: Noa 1985 als Schülerin mit dem ewigen Multi-Macher Wolfgang Heitzer nach einer Fahrt unter Tage im Bergwerk Prosper Haniel.
Das war der Kohlenpott: Noa 1985 als Schülerin mit dem ewigen Multi-Macher Wolfgang Heitzer nach einer Fahrt unter Tage im Bergwerk Prosper Haniel. © Privat

Der ewige Organisator ist es auch, der auf dem Foto von der Unter-Tage-Fahrt neben der kohlegeschwärzten jungen Noa zu sehen ist. Das war auf Prosper Haniel in Bottrop. „Eine unvergessliche Erfahrung“, schwärmt Noa noch immer. Solche Aktionen stehen bis heute auf dem Programm, wenn die Welt zu Gast ist im Revier, um ein Gefühl für die Heimat des anderen zu bekommen.

Eine riesige Friedensdemonstration

Im darauf folgenden Jahr jeweils erkunden die jungen Ruhris das Leben der Teilnehmer von Baschkortostan bis China, Peru oder eben Israel. „Für mich ist die Multi eine riesige Friedensdemonstration, weil eben alle über ihren Tellerrand hinausschauen, was für die persönliche Entwicklung so wichtig ist“, sagt Noa, die selbst seit jeher zu den unentwegten Aktivisten in den Verständigungsprozessen einer viel zu komplizierten Politik zählt.

Große Brille, große Gitarre, große Begeisterung schon damals für die Musik.
Große Brille, große Gitarre, große Begeisterung schon damals für die Musik. © Privat

Nur: Sängerin, Star, Botschafterin, klar. Aber eben auch: Mutter. Aufgeregt sei sie, und froh, dass die Tochter von einer Freundin begleitet wird. Zur Beruhigung trägt sicherlich bei, dass die ebenfalls 15-jährige Aviya Mitglied ist im israelischen Judo-Nationalkader… Trotzdem: Noa verfolgt die Multis via Facebook, whatsappt täglich mit ihrer Enea – das Mutterherz! Aber ja: „Ich weiß sie zum Glück in guten Händen!“

Und, wie waren nun die ersten Eindrücke der zweiten Generation so weit weg von zu Hause? Nun ja, Heimweh am ersten Tag, ganz normal. Aber als Enea am nächsten Morgen ein paar Jungs beim Fußball ausgedribbelt hatte, war die Welt schon wieder in Ordnung, und jetzt ist ständig Programm bis zum großen Finale. Auch dann wird sich Geschichte wiederholen, wenn die Tränen fließen und aus Fremden Freunde geworden sind – und die Grenzen zumindest für diese Jugendlichen wieder ein Stück weit schrankenloser.

Die große Abschiedsparty. Hier gibt’s traditionell Tränen.
Die große Abschiedsparty. Hier gibt’s traditionell Tränen. © Privat

Eine Portion Extra-Rührung ist dabei übrigens nicht ausgeschlossen. Denn Mama Noa hat, wie es der Zufall so will, um diesen Dreh herum in Belgien einen Auftritt. „Vielleicht schaue ich dann auch mal bei meinen Multis in Oberhausen vorbei, es ist ja nicht weit…“

>> SIE SANG BEIM PAPST UND BEIM ESC

Achinoam Nini alias Noa (49) nutzt die Bühne der Musik seit jeher als Botschafterin für den Frieden, sang einst „Ave Maria“ für Papst Johannes Paul II.

Für die Verständigung im Nahen Osten trat Noa 2009 mit der palästinensischen Christin Mira Awad beim European Song Contest ESC an („ There Must Be Another Way“). Sie arbeitete zusammen u.a. mit Quincy Jones, Sting, Stevie Wonder, Carlos Santana und Peter Maffay. 1997 sang sie den Titelsong zu Roberto Benignis oskarprämiertem Film „Das Leben ist schön“.

Passend zum Tag der Menschenrechte tritt Noa am 10. Dezember für einen guten Zweck, nämlich Kinderprojekte, im Ebertbad in Oberhausen auf. Ticketpreis: 25 Euro, Vorverkauf: 0208/2054028, ebertbad.de.