Plettenberg. Die „Storm Force 1“ im Plettenberger Aqua Magis ist die erste Windrutsche der Welt. Aber die Region bietet viele Superrutschen. Hier die besten!
Noch weht kein Wind. Und trotzdem habe ich ein mulmiges Gefühl, als ich in den Schlund der „Storm Force 1“ blicke – der „ersten Windrutsche der Welt“, wie das Freizeitbad AquaMagis im sauerländischen Plettenberg wirbt. Aber lohnt sich das? Ist diese Wasserrutsche wirklich extremer als alle anderen in NRW – und wie sieht's mit den Eintrittspreisen aus?
Die besten Wasserrutschen in der Region [Stand 8/2018]
Neben mir steht Schwimmmeister Uwe Dahm, Schnurrbart, brauner Teint. Er weiß, wie man Leute beruhigt. „Für den Notfall ist vorne in der Röhre eine Klappe zum Ausstieg“. Na dann ...
Der Einstieg der rundum geschlossenen Röhre hat den Charme eines Computertomographen. Ich kann fühlen, wie mein Herz pocht. Ausprobieren möchte ich die Weltneuheit trotzdem. Ich setze mich auf das Rutschkissen, ziehe mich nach vorne. Plötzlich presst sich die Lehne gegen meinen Rücken – und ich rausche loooooooooooooooooos.
Der Wasserrutschen-Prototyp
Eine der ersten Anlagen wurde 1817 in Paris eröffnet: Die „Niagara-Fälle“ im Jardin Ruggieri mündete in einen 20 Meter tiefer liegenden Fluss. Später gab es Wasserrutschen als Attraktion auf Jahrmärkten.
Wie im Flugzeug spüre ich den Schub beim Start. Auf einem Wasserfilm werde ich durch den weißen Kanal gedrückt, vorbei an bunten LED-Lichtern. Fahrtwind streift meinen Körper, wirbelt durchs Haar. Den Wind erzeugt eine Turbine, die direkt über dem Einstieg liegt. Das Brummen ist laut. Kein Wunder, kann der Rotor doch theoretisch Böen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 Kilometer pro Stunde erzeugen – das entspricht etwa der Kraft, mit der Orkantief Friederike im Januar durch die Region fegte. Mit der „Storm Force 1“ hat das AquaMagis in Plettenberg nun seine achte Großrutsche in Betrieb genommen. Aufwendige Röhrenkonstruktionen, entwickelt von einer Schweizer Firma, sind das Markenzeichen des Wasserparks. Looping-Rutsche, Stehrutsche, High-Speed-Röhre – und nun eben was mit Wind.
Der rasante Spaß ist allerdings erst ab 14 Jahren freigegeben und kostet extra. Pro Fahrt (gut 20 Sekunden) wird eine Gebühr von zwei Euro fällig (ab 10 Euro frei). Nur an Wochentagen außerhalb der Schulferien ist die Fahrt kostenfrei. Auch bei anderen Neuheiten sei anfangs eine Gebühr fällig gewesen, erklärt Claudia Ullrich, Marketingleiterin im AquaMagis, später. „So kann der Ansturm auf die neuen Rutschen abgedämpft werden.“
Die Wasserrutschen-Rekorde
Die längste Wasserrutsche Europas steht in Erding bei München. „Magic Eye“ ist 360 Meter lang, eine Fahrt dauert über eine Minute.
Die längste Wasserrutsche der Welt ist (laut Guinness-Buch) mit 600 Meter eine mobile Rutsche im Action-Park New Jersey.
Der Wind hat das Luftkissen inzwischen vollends gepackt, so dass sich das weiße Gefährt in die Kurven wirft. Links herum, rechts herum, geradeaus: festhalten! Im Gegensatz zu typischen Rutsch-Konstruktionen gibt es hier allerdings kein Gefälle. Die Windrutsche, die von außen an einen Teilchenbeschleuniger erinnert, bleibt auf einer Ebene.
Das Brummen in der Röhre wird jetzt übertönt – von mir. „Wuhu!“, brülle ich begeistert. Nach zwanzig Sekunden nähert sich die Zielgerade. Ich rase durch die letzte Kurve und platsche mit einem breiten Grinsen in ein schmales Becken. Nochmal!