Gelsenkirchen-Erle. . Ex-Fußballprofi Thorsten Legat bereitet sich zurzeit in Gelsenkirchen-Erle auf seinen MMA-Debüt-Kampf gegen Fitness-Model Dominic Harrison vor.
Thorsten Legat ist in seinem Element. Der ehemalige Fußball-Bundesliga-Profi kratzt, beißt und kämpft. Der Schweiß läuft ihm die Stirn runter. Allerdings: Ein Ball ist weit und breit nicht zu sehen. Und Legats Füße stehen nicht auf sattem, grünen Fußballrasen, sondern auf gut gepolsterten Matten – dem Boden des Fight-Clubs in Gelsenkirchen-Erle.
Denn dort bereitet sich der 49-Jährige auf seinen ersten Kampf im Mixed Martial Arts vor – der wohl härtesten Kampfsportart. MMA kombiniert Kampftechniken aus verschiedenen Kampfsportarten. In einem achteckigen Käfig kommt diese „Kreation verschiedener Kampfkünste“, wie Legat sagt, dann zur Anwendung. In einem solchen Oktagon, wie der Käfig aufgrund seiner acht Ecken auch genannt wird, steht Legat an diesem heißen Sommervormittag. Ihm gegenüber: Sein Trainingspartner Jens, knappe zwei Meter groß. Legat kämpft, arbeitet, seine Glatze glänzt schnell vor Schweiß. Dass sein Trainingspartner einen knappen Kopf größer ist als Legat selbst, hat einen guten Grund.
Gegner ist zwei Meter groß
Denn auch Legats Gegner in seinem ersten MMA-Kampf ist nicht gerade klein gewachsen. Am 1. September wird der ehemalige Schalke-Profi in der Kölner Lanxess-Arena auf Dominic Harrison treffen. Ein Fitness-Model, das sich auf dem sozialen Netzwerk Instagram präsentiert. Durch den Kampf gegen Legat will Harrison eine eigene MMA-Karriere starten. Wie Jens ist er knappe zwei Meter groß, durchtrainiert – und 22 Jahre jünger als Legat. Bedenken hat der aber nicht. „Ob der jetzt 20 oder 50 Jahre alt ist, ob der einen Instagram-, Fitness-, oder YouTube-Body hat, das ist mir egal“, sagt Legat, der seit seinem siebten Lebensjahr Kampfsport betreibt. „Der denkt, der alte Mann hat nichts drauf. Aber ich kann viel mehr einstecken als er. Da müsste er schon 30 Mal neu geboren werden, um da ran zu kommen.“
Und mit dem Einstecken hat er Recht. Legat lässt für einen kurzen Moment seine Deckung fallen, der Fuß von Jens trifft ihn am Kopf. „Legat!“, schreit der 49-Jährige laut. Nicht, weil der Treffer ihm weh tut. Sondern, weil er sich ärgert. „Der Treffer ist gut gekommen. Aber das macht mir nichts, das hat man ja gesehen.“ Auch Trainingspartner Jens ist beeindruckt von Legat: „Der kann schon ordentlich einstecken.“
Fitness-Model ist Favorit
Legats Nehmer- und Kämpferqualitäten – darin sieht Trainer Deniz Haciabdurrahmanoglu den größten Vorteil gegenüber Harrison, der übrigens genau wie Legat erst seit drei Monaten MMA-spezifisch trainiert. „Thorsten ist sehr fleißig“, sagt er, während er seine Augen weit öffnet, um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen. Ob er schon mal einen Kämpfer mit einer vergleichbaren Mentalität trainiert hat? „Selten. Er ist schon eine Ausnahme“, lobt der Trainer seinen Schützling.
Der gilt gegen Harrison als Außenseiter. Doch nicht aus der Sicht von Haciabdurrahmanoglu. „Thorsten ist sehr fleißig, setzt viel um, und sein Gegner trainiert auch erst seit drei Monaten. Den Willen, den Thorsten hat, muss er erstmal schlagen.“
„Ich hätte auch nach Köln oder Leverkusen gehen können, aber ich bin Ruhrpottler, hier bin ich zuhause“
Haciabdurrahmanoglu ist gleichzeitig auch der Inhaber des German MMA Championship, in dessen Rahmen der Kampf zwischen Legat und Harrison ausgetragen wird. „Wir wollten einen Promikampf haben, und da ist der Name Thorsten Legat mit als erster gefallen.“ Dass er gleichzeitig auch Legats Trainer wurde, erklärt der Ex-Bundesligaspieler so: „In NRW ist keiner so gut wie Deniz. Ich hätte auch nach Köln oder Leverkusen gehen können, aber ich bin Ruhrpottler, hier bin ich zuhause.“
Nach Hause will Legat auch, als gegen Ende des Trainings die Glocke bimmelt, die Runde vorbei ist – so sieht er zumindest aus. Völlig kaputt und ausgepowert schmeißt er seinen Mundschutz in die Ecke, legt sich auf den Boden. „Ne, da gehört der nicht hin“, sagt sein Trainer, steht auf, und steckt Legat seinen Mundschutz wieder zwischen die Zähne: „Eine Runde noch!“ Eine Runde noch, auf den Matten des Fight Clubs in Erle. Legat kratzt, beißt und kämpft.