Herne. . Eine Woche vor der Eröffnung der Cranger Kirmes geht es recht beschaulich zu. Gäste der gastronomischen Betriebe lieben die Ruhe vor dem Ansturm.
Die Cowboys von Fuzzy’s Lachsaloon ruhen noch, der Breakdance tanzt noch nicht, und das Riesenrad dreht erst recht nicht, weil es noch gar nicht da ist auf dem Cranger Kirmesplatz. Es trifft erst heute oder morgen ein. Eine beschauliche Ruhe herrscht auf dem Gelände, einige Buden sind schon aufgebaut, ein paar Fahrgeschäfte. Sie haben noch gut eine Woche Pause, bevor es losgeht, endlich. Die Zahl der Neugierigen, die es bis zur Eröffnung am kommen Donnerstag kaum abwarten können, hält sich in Grenzen. Eltern schieben mit Kinderwagen durch die Gassen, meist ältere Kirmes-Fans drehen eine Runde mit dem Rad über den Rummel, und einige machen es sich in den gastronomischen Betrieben gemütlich: in „Steinmeisters Bierpavillon“, am „Förderturm“ und beim „Ritter“ direkt am Rhein-Herne-Kanal.
Dort sitzen auch Erika Borowiak (73) und Iris Speller (63) bei einem Pilsken. „Das ist jetzt viel spannender, wenn alles aufgebaut wird, spannender als die Kirmes, wenn sie läuft“, lacht Iris Speller. Früher hat sie selbst beim „Ritter“ hinter der Theke gestanden, als Aushilfe während der Kirmes, heute sitzt sie lieber auf der anderen Seite. Ihr ehemaliger Chef hat bei der Hitze einen Strohhut aufgesetzt und werkelt an einem Schild herum, auf dem steht, na was wohl?: „Aushilfen gesucht.“ Albert Ritter ist bekanntlich auch Chef des Deutschen Schaustellerbundes und damit Kirmesmacher schlechthin.
Aufbau-Leute kommen mit Bärenhunger
Er kommt gerade von der Rheinkirmes in Düsseldorf und berichtet nicht ohne Stolz, dass auch Oberbürgermeister Dudda schon dagewesen sei. „Der hat eine Currywurst verputzt und sich dann wieder in seine klimatisierten Räumlichkeiten zurückgezogen“, schmunzelt der Mann mit dem sonnigen Gemüt. Um die Mittagszeit herum, weiß Ritter, kommen weniger Besucher, dafür aber mehr Bedienstete von Schaustellerbetrieben. Aufbau-Leute, die einen Bärenhunger mitbringen, ausreichend für Ritters Currywurst XXXL – oder ist es sogar XXXXL?
Durstig, jedenfalls, sind bei der Hitze auch die Gäste von Steinmeisters Pavillon, auch am Förderturm steht der Zapfhahn nicht still: „Wenn es so heiß bleibt, ist das nicht gut fürs Geschäft. Dann gehen die Leute viel später zur Kirmes“, weiß Wirtin Gudrun Molitor, die ihr Alter mit „die 50 schon geknackt“ angibt. Seit 20 Jahren kommt der Förderturm nach Crange, und Gudrun Molitor fragt: „Sascha, hasse ma Bonbons?“ Karin Hackenberg (73) trinkt Altbier an der Theke, zieht an einer Zigarette: „Wir kommen jedes Jahr hierhin, um vor Kirmesbeginn diese knisternde Atmosphäre zu erleben“, sagt sie.
Ordnung mit Metermaß und Kreide
Platzmeister Tibo Zywietz (33) von der Herner Stadtverwaltung schiebt in diesen Tagen Überstunden. Mit Metermaß und Kreide weist er die Schausteller auf ihre Plätze ein, millimetergenau: „Nichts, was Sie hier sehen, stellt sich von allein auf.“
Auch die Betreiber des Süßigkeitenstandes sind schon da, Manuela Borken (51) und ihr Lebensgefährte Wolfgang Heinz (61), dessen Eltern schon eine Schießbude und eine Schiffschaukel betrieben. Das Paar gehört zu den wichtigsten Elementen der Kirmes überhaupt. Was wäre Crange ohne Zuckerwatte, ohne gebrannte Mandeln und Lebkuchenherzen mit „Ich liebe dich“ darauf? Für Manuela Borken ist die Cranger Kirmes immer der Höhepunkt des Jahrmarkt-Jahres: „Die Zeit bleibt stehen, das Herz schlägt höher.“