Essen/Bochum. Ein 30.000 Quadratmeter großes Strohfeld hat in Bochum gebrannt. Experten warnen vor erhöhter Waldbrandgefahr: “Die Pflanzen sind pulvertrocken.“
Das anhaltende Freibadwetter macht Bauern, Förstern und der Feuerwehr zunehmend Sorgen. Grund ist der ausbleibende Regen, gepaart mit hohen Temperaturen. Schon gab es die ersten Brände: Ein brennender Trecker setzte am Montagnachmittag in Bochum rund 30.000 Quadratmeter Strohfeld in Brand. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte an dem Feld an der Straße "Am Schultenhof" in Bochum Bergen brannte der Trecker auf einem abgemähten Strohfeld lichterloh.
Der Brand hatte sich bereits auf mehrere Tausend Quadratmeter Feld ausgedehnt. Auch ein großer Haufen Stroh und Mist auf der Feldmitte brannten bereits. Die Flammen dehnten sich durch den Wind weiter in Richtung einer Kleingartenanlage aus. Der Einsatz der Feuerwehr dauerte mehrere Stunden. Verletzt wurde zum Glück niemand.
Waldbrandgefahr bereits auf Gefahrenstufe vier
Auch in Düsseldorf Hubbelrath brannte am Montag ein Feld. In Witten musste die Feuerwehr am vergangenen Wochenende vier Flächenbrände löschen. Eine Wetteränderung ist nicht in Sicht: "Es bleibt überwiegend warm und trocken", sagt Meteorologe Gerd Budilovsky vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Essen.
In den Wäldern herrscht erhöhte Waldbrandgefahr. Für weite Landesteile gilt Gefahrenstufe vier - von fünf möglichen. Förster Matthias Klar vom Forststützpunkt Emscherbruch des Regionalverbandes Ruhr in Gelsenkirchen appelliert an die Bürger, keine brennenden Zigarettenstummel an den Wegesrand zu werfen. "Die Pflanzen sind pulvertrocken und dann noch der Wind. Nachts gibt es im Moment keine Taubildung." Ein Feuer könne sich da ganz schnell entzünden.
Ackerbauern rechnen mit großen Einbußen
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Auch die Natur leide: Klar sprach vom "Wasserstress der Pflanzen". Gerade ältere Bäume hätten Probleme mit der Trockenheit. So würden manche Buchen im mittleren Ruhrgebiet schon Blätter verlieren oder ganz absterben. Schon im vergangenen Jahr habe es eine Trockenheit gegeben. In diesem Jahr sei das Frühjahr "wahnsinnig trocken" gewesen. Sein Wunsch: "Immer nachts ein richtig schöner Landregen, der richtig durchgeht: drei, vier Tage hintereinander.
"Auch vielen Ackerbauern macht das Wetter zu schaffen. "Wir rechnen mit Ertragseinbußen in einem erheblichen Ausmaß", sagt Heinrich Brockerhoff, Getreideexperte bei der Landwirtschaftskammer NRW in Köln. Er schätzt, dass die Erträge häufig mindestens zehn Prozent unter dem Durchschnitt liegen werden. Bei Raps könnten es sogar über 30 Prozent sein. Es sei eine Raps-Ernte zu erwarten, "die die Kosten nicht decken wird". Bei der vor einigen Tagen begonnenen Ernte von Wintergerste seien Erträge und Qualitäten im Westen zwar zufriedenstellend bis gut, im Osten NRWs gebe es wegen geringerer Niederschläge aber ebenfalls Einbußen.
Talsperren sind noch gut gefüllt
Beim Winterweizen, der wichtigsten Getreideart in NRW, seien die Auswirkungen der Hitze dramatischer. "Denen wird jetzt wirklich der Wasserhahn zugedreht." Auf den Feldern herrschten in der Sonne mitunter 50 Grad - zu viel für die Pflanzen, um noch weiterzuwachsen. "Es kommt zur Notreife. Die Dicke der Körner nimmt nicht mehr zu." Am besten zurecht mit der Hitze kämen noch die Zuckerrüben. "Sie können eine trockene Phase einigermaßen gut überstehen. Sie werden sich normal weiterentwickeln, sobald wieder Wasser da ist.
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"Auch der für die Ruhr zuständige Wasserwirtschaftsverband beobachtet die Entwicklung genau. Über die Ruhr und ihre Nebenflüsse werden rund 4,6 Millionen Menschen im Ruhrgebiet mit Trinkwasser versorgt. Die acht Talsperren des Ruhrverbandes geben derzeit 16 600 Liter Wasser in der Sekunde ab, damit immer genug Wasser in dem Fluss ist. Ohne die Sperren wäre die mittlere Ruhr bei Schwerte-Villigst am vergangenen Wochenende streckenweise trockengefallen, wie der Verband mitteilt.
Sorgen macht sich der Verband aber nicht. Die Talsperren seien immer noch zu knapp 84 Prozent gefüllt. Der Füllstand liegt damit nur wenig unter dem langjährigen Mittel. "Die Wasserspeicher im Sauerland sind daher auch für eine mögliche Fortsetzung der sommerlichen Hitzewelle gut gerüstet", heißt es. (mit dpa)