Heiligenhaus. . Jörg Ludwig ist wegen Erkrankungen auf Hilfsmittel angewiesen. Er und seine Frau fühlen sich vom Medizinischen Dienst nicht ernst genommen.
„So langsam kann ich nicht mehr, ich fühle mich schikaniert!“ Kerstin Ludwig ist am Ende. Seit dem Jahr 2000 pflegt sie ihren schwer erkrankten Mann Jörg. Nun benötigt er ein neues Bett, doch weil das sehr teuer ist, will der Medizinische Dienst dieses erst einmal vor Ort aufbauen – und direkt wieder mitnehmen. „Eine Zumutung“, findet Ludwig.
COPD, Diabetes – Jörg Ludwig geht es schon lange nicht mehr gut. „Ich pflege meinen Mann seit achtzehn Jahren, mittlerweile bin ich selber krank geworden dadurch“, berichtet Kerstin Ludwig. Denn durch das Schwergewicht ihres Mannes ist die Pflege kompliziert, „das ist eben alles nicht sehr einfach.“ Doch damit genau das einfacher wird, hat das Ehepaar nun ein Sitz- und Aufstehbett beantragt. „Das würde mir sehr helfen, da alles auf Knopfdruck automatisch funktioniert.“
Krankenkasse zeigt Verständnis
Genau das sieht der Medizinische Dienst aber als fraglich an, laut Gutachten wird bezweifelt, dass Jörg Ludwig selber in der Lage ist, diese Automatik zu bedienen. „Mein Mann fährt ein E-Mobil, ist damit auch in der Stadt unterwegs, war sein Leben lang Berufskraftfahrer. Also als ob er damit nicht klar kommen würde“, ärgert sich Ludwig. Und lacht, aber mehr aus Resignation, denn lustig sei das schon alles lange nicht mehr. „Man bittet doch ungern um Hilfe, aber wenn man es tut, dann wird es schon seinen Grund haben. Ich bin enttäuscht von meiner Krankenversicherung.“
Doch die zeige Verständnis, sagt Pressesprecherin Andrea Hilberath von der Techniker Krankenkasse in Nordrhein-Westfalen: „Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade Frau Ludwig nach all den Jahren der Pflege auch körperlich leidet und wir sind ja auch bemüht, zu helfen, damit die Situation für alle einfacher wird.“
Das Bett kostet rund 12000 Euro
Allerdings sei das benötigte Bett eben mit rund 12 000 Euro auch sehr teuer, „und im Interesse aller Beitragszahler, die das ja alles indirekt mitfinanzieren, müssen wir natürlich bei jedem Fall gründlich prüfen, ob die Hilfsmittel auch wirklich benötigt und benutzt werden können.“
Und da habe der Medizinische Dienst eben Zweifel gehabt, deswegen beantragt, dass vor Ort erst geprüft werden müsse, ob Jörg Ludwig mit dem Bett klar kommen würde. „Wir haben kein großes Haus“, sagt Kerstin Ludwig, „das Bett an einem Tag ab- und aufzubauen ist eine reine Zumutung. Für alle Betroffenen.“
Riesiger Aufwand
Doch das gehe nicht anders, erklärt Andrea Hilberath: „Wir müssen erst wissen, ob der Patient damit klar kommt. Das ist ja auch ein riesiger Aufwand für uns, das machen wir nicht, um die Kunden zu verärgern.“ Sollte Jörg Ludwig mit dem Bett klar kommen und der Medizinische Dienst das bestätigen, stünde auch der Anschaffung nichts im Wege.
Kerstin Ludwig ist jedoch skeptisch, ihr Ehemann war zwischenzeitlich erneut im Krankenhaus. Der Probetermin für das neue Bett musste daraufhin verschoben werden. Einen neuen Termin gibt es bislang allerdings noch nicht. „Ich würde mich freuen, wenn endlich Ruhe einkehren könnte“, sagt Kerstin Ludwig.
>> Man kann sich auch unabhängig beraten lassen
- Wer sich ungerecht behandelt fühlt oder nachfragen zu Behandlungsmethoden hat, der kann sich auch unabhängig beraten lassen.
- Möglich ist dies zum Beispiel auf www.patientenberatung.de. Der Verein bietet kostenlose Beratung bei Fragen rund um das Recht eines Patienten.
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