Dortmund. . In den Dortmunder Westfalenhallen hat die weltgrößte Messe für Miniaturzüge, Schiffsnachbauten und ferngesteuerte Kampfroboter begonnen.

Wenn zwei sich hauen, sind Tribünen ja immer voll. Deshalb ist auch Andreas Holtermann guter Dinge, was die Kämpfe am Wochenende angeht: Funkferngesteuerte Kampfroboter machen einander dann konsequent kaputt oder schieben den Gegner wenigstens final in die Grube.

„Der hier hat einen Hammer, das ist laut und sieht geil aus“, sagt Holtermann am Stand der „German Roboteers Association“ aus Bochum; andere fahren mit Schwungscheiben in den Gegner rein, volle Pulle, versteht sich, oder hebeln ihn aus. Doch was die Tribünen begeistert, steht für Holtermann erst an zweiter Stelle. Und davor? „Sich den Roboter auszudenken und zu bauen.“

Zigtausend Modelle in Glasvitrinen

Hätte man sich eigentlich denken können als Besucher der „Intermodellbau“. Seit Donnerstag ist die Messe in der großen und einigen, naja, kleineren Westfalenhallen wieder geöffnet, ist nach eigenen Angaben die „weltgrößte Messe für Modellbau und Modellsport“.

Da stehen zigtausende Autos und Kipper in Glasvitrinen, Löschzüge und Polizeibullis, Draisinen, Flugzeuge, Motorräder, Straßenwalzen, Rettungswagen und total echt wirkende 20-Tonner – zehn Zentimeter lang. „Autos!“, strahlt der kindliche Besucher, „Guck’ mal, wie das gearbeitet ist!“, der ältere. Sie machen viele Fotos.

Männer basteln vor aller Augen

Männer sitzen an umdrängten Tischen und basteln vor aller Augen. „Hier baut für Sie Alfred Sladek“, steht dann auf dem Schild davor, oder „Hier baut für Sie Jürgen Rathert“. Hinten in Halle vier baut Leo Bettonviel aus Vlijmen; er baut eine amerikanische Stadt mit Scherchen, Pinzettchen und Linealchen und legt grad Schindelchen aus gehärtetem Altpapier auf ein Dachstuhllein.

„Es ist schön, den Leuten etwas zu zeigen“, sagt der Holländer, beugt sich vor: „Und unter uns, es ist langweilig, vier Tage nur Zug zu fahren“ – Modellzüge in Landschaften meint er.

„Ein Jahr haben wir nur recherchiert“

Die amerikanische Stadt, die er baut, die denkt er sich einfach aus, und das kam so: Mit Freunden hat er mal die Stadt s’Hertogenbosch nachgebaut, erheblich erschwert durch die schlechte Idee, es sollte die Stadt sein, wie sie im Jahr 1900 aussah. „Ein Jahr haben wir nur recherchiert.“ Noch Fragen, warum er heute Fantasieprodukte baut?

Aber weiter. In dem großen Becken in Halle fünf schwimmt jetzt eine ferngesteuerte Flotte, die könnte im Original ein mittleres Land in Schach halten. Der Flugzeugträger „Ronald Reagan“, das Schlachtschiff „Missouri“, der Panzerkreuzer „Graf Spee“ und weitere Einheiten. „Die Erbauer wollen nicht Krieg verherrlichen, aber sie haben hier die Möglichkeit, Details en masse darzustellen“, erklärt gerade Wilfried Brücker per Mikrofon.

Modellbau ist männlich

Die Schattenseiten von so viel Detailtreue an Deck kennt der Oberhausener freilich auch. „Es sind immer noch ältere Herrschaften da, die sagen: Ich bin darauf gefahren, das war nicht so.“ Die echte „Missouri“ wird eventuell nicht mit Wasser geschossen haben, so wie das Modell. Aber weiß man’s?

Deutlich ist auch: Modellbau ist männlich. Am Kinderstand von Märklin sind noch recht viele Mädchen, unter den Erwachsenen aber kaum Frauen. Oh, da steht ja eine! Wie sich herausstellt, ist es Claudia von der „IG Kölner Truck-Modellbau“.

„Ja, stimmt“, sagt sie auf Nachfrage zu ihrem Lebensgefährten, „ich kenne außer Monika niemanden.“ Doch auch bei dem Paar gibt es unterschiedliche Interessen: Er baut lieber, sie fährt lieber. Leo, ihr Freund, sagt es so: „Was sie kaputtfährt, muss ich reparieren.“