Gelsenkirchen. . Ich sehe was, was du nicht siehst . . . Mit diesen komischen Brillen auf dem Kopf schaut man schon schön bescheuert aus – dafür erblickt man auch aufregende, anregende Abenteuer, wo andere bloß vor Wände starren: Willkommen in der virtuellen Realität!

Ich sehe was, was du nicht siehst . . . Mit diesen komischen Brillen auf dem Kopf schaut man schon schön bescheuert aus – dafür erblickt man auch aufregende, anregende Abenteuer, wo andere bloß vor Wände starren: Willkommen in der virtuellen Realität!

Deutschlands erstes frei zugängliches Festival für Virtual Reality, „Places 2018“, findet natürlich im Ruhrgebiet statt. Außergewöhnliche Technologien benötigen eben außergewöhnliche Orte. Wo anders also als im Angesicht des rustikalen Charmes von Gelsenkirchen-Ückendorf könnte man schöne neue Welten entstehen lassen.

Vom 19. bis 22. April gibt es rund um den Wissenschaftspark nicht nur Vorträge und Vorführungen, sondern auch einen Hackathon. Das ist ein Marathon für Hacker, 24 Stunden lang können junge Entwickler aus ganz Deutschland in Teams zukunftsweisende Anwendungen für Virtual Reality (VR, siehe auch Kasten) programmieren.

Der Veranstalter verspricht nicht ohne eine gewisse Vollmundigkeit Trends für eine „Schlüsseltechnologie der Zukunft, die unsere Arbeits- und Freizeitwelt revolutionieren wird“. Kann denn eine solche VR-Brille die Wahrnehmung der Menschen derart verändern, dass es auch die Gesellschaft verändert? Oder handelt es sich doch letztlich bloß um eine zugegeben lässige Spielerei für große Jungs?

„Mit dem Controller vor der Konsole zu sitzen, war gestern“, heißt es dazu in der Ankündigung, „Virtual Reality bietet eine neue, dimensional ganzheitliche Form des Entertainment.“ Damit soll man nicht bloß körperlos reisen können an die Sehnsuchtsziele dieser Welt, sondern zum Beispiel auch in die Vergangenheit.

Besonders spannend sind die 30 sogenannten Erlebnisstationen. Beim VR-Spiel „Zoom-Mission“ kann man wilde Kreaturen live erleben. Ein Ranger-Team fährt durch den Regenwald, um dort entlaufene Tiere einzufangen und zurück ins Gehege zu bringen. Wer es etwas ernsthafter mag: Geflüchtete Menschen können dank VR alltägliche Situationen in einem geschützten Raum erleben und fürs Leben in Deutschland lernen. Es gibt auch Programme für die Demenztherapie oder gegen den Laden-Leerstand.

Wer steckt dahinter? Insane Urban Cowboys ist ein Verein, gegründet von jungen Künstlern und Kulturschaffenden in Gelsenkirchen. Was sie eint, ist der Glaube an die kreative Kraft des Reviers. Und das zieht mit: 25 Partner sind beim Places-Festival mit an Bord, Unternehmen und Unis. Das Zeiss Planetarium Bochum zum Beispiel oder die Essener Folkwang Universität der Künste vergrößern das Spektrum künstlicher Dimensionen.

„Es wird viel probiert, aber es soll nicht nur gedaddelt werden“, erklären die virtuellen Cowboys Roman Pilgrim (33) und Matthias Krentzek (35). Man wolle Nerds, Gamer, Künstler und Unternehmer zusammenbringen, auch wissenschaftliche, soziologische, philosophische und medizinische Aspekte vermitteln. „VR wird unseren Erlebnishorizont erweitern.“