Bonn/Leipzig. . Den ersten Ostermarsch gab es vor 60 Jahren. Am Karfreitag des Jahres 1958 versammelten sich in London mehr als 10 000 Menschen zu einer Demonstration gegen die britischen Atomwaffen. Die Aktion war ein Fanal. Seitdem gehen in verschiedenen Ländern jedes Jahr zu Ostern Tausende Menschen auf die Straße, um gegen Kriege und atomare Rüstung zu protestieren. In der Bundesrepublik führte der erste Ostermarsch 1960 mit rund 1500 Teilnehmern zum Truppenübungsplatz Bergen-Hohne in der Lüneburger Heide.

Den ersten Ostermarsch gab es vor 60 Jahren. Am Karfreitag des Jahres 1958 versammelten sich in London mehr als 10 000 Menschen zu einer Demonstration gegen die britischen Atomwaffen. Die Aktion war ein Fanal. Seitdem gehen in verschiedenen Ländern jedes Jahr zu Ostern Tausende Menschen auf die Straße, um gegen Kriege und atomare Rüstung zu protestieren. In der Bundesrepublik führte der erste Ostermarsch 1960 mit rund 1500 Teilnehmern zum Truppenübungsplatz Bergen-Hohne in der Lüneburger Heide.

Mit Demonstrationen, Fahrradtouren und Mahnwachen will die deutsche Friedensbewegung auch in diesem Jahr zu Ostern ihre Themen in die Öffentlichkeit bringen. Das in Bonn ansässige „Netzwerk Friedenskooperative“ listet rund 100 Veranstaltungen auf. Gründe zur Beteiligung gebe es immer noch genug, sagt Netzwerk-Sprecher Kristian Golla: „Die Weltlage ist äußert brisant, sie ist sehr problematisch und sehr unübersichtlich.“ US-Präsident Donald Trump sei unberechenbar. „Er ist ein Quereinsteiger und hat vom politischen Geschäft keine Ahnung.“

Der „Bundesausschuss Friedensratschlag“ und die „Kooperation für den Frieden“ sind so etwas wie die Dachverbände der Friedensbewegung. Sie haben einen gemeinsamen Aufruf zu den diesjährigen Ostermärschen veröffentlicht. Er kritisiert unter anderem deutsche Rüstungsexporte und Auslandseinsätze der Bundeswehr.

Einer Erhöhung der Rüstungsausgaben auf die von der Nato geforderten zwei Prozent des Gesamtetats erteilt der Appell eine Absage. Das Geld sei besser in Bildung, Gesundheit und Umwelt investiert. Die Bundesregierung wird aufgefordert, den von der großen Mehrheit der UN-Mitgliedsstaaten beschlossenen Vertrag zum Verbot von Atomwaffen zu unterzeichnen. Zudem müsse die „todbringende Abschottung Europas gegen Flüchtlinge“ sofort beendet werden.

Örtliche Bündnisse setzen zudem eigene Themen. Die Leipziger Ostermarschierer machten bereits gestern den Anfang. Unter dem Motto „Musik statt Krieg“ haben sie eine Kundgebung vor der Nikolaikirche mit „Schmiedeaktion und Taubenflattern“ organisiert. Die meisten Aktionen finden an Karfreitag und den Ostertagen statt, darunter auch der traditionelle „Ostermarsch Ruhr“, der über drei Tage von Duisburg nach Dortmund führt.

Im schleswig-holsteinischen Jagel wollen Demonstranten zum Fliegerhorst der Luftwaffe ziehen, in Stuttgart richtet sich der Protest gegen die dort geplante Militärmesse ITEC. An der Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau nehmen die Ostermarschierer auch die zivile Atomkraft ins Visier, im benachbarten Dülmen ist eine Blockade der US-Kaserne „Tower Barracks“ angekündigt.

150 000 Teilnehmer im Jahre 1967

Beflügelt von den Protesten der Studenten, hatten die Ostermarschierer in der Bundesrepublik in der zweiten Hälfte der 60er Jahre enormen Zulauf. 1967 beteiligten sich 150 000 Demonstranten an Oster-Aktionen in mehr als 200 Städten, ein Jahr später waren es doppelt so viele. Auch wegen interner Grabenkämpfe zerfiel die Bewegung danach: Streit entzündete sich vor allem daran, dass die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) und ihre „Massenorganisationen“ den Einmarsch der Warschauer Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei rechtfertigten.

Eine Renaissance erfuhren die Ostermärsche 1982 mit der Debatte über die Nachrüstung der Nato mit atomaren Mittelstreckenwaffen, Zehntausende versammelten sich damals an den geplanten Standorten für Cruise Missiles und Pershing-II-Raketen. Die Kriege gegen Jugoslawien und den Irak mobilisierten in den 90er und 2000er erneut zahlreiche Menschen.

In den vergangenen Jahren pendelte sich die Zahl bei einigen tausend Ostermarschierern ein. Mit einer ähnlichen Beteiligung rechnet Kristian Golla auch in diesem Jahr. Für ihn und seine Mitstreiter sind die Osterdemonstrationen schon längst nicht mehr der Zählappell der Friedensbewegung. „Eigentlich ist gar nicht das Thema, wie viele Leute zu den Ostermärschen kommen“, sagt Golla. „Wichtig ist, dass auch noch nach 60 Jahren etliche Menschen sichtbar gegen Kriege und Aufrüstung Position beziehen.“