Die „Heino-Affäre“ der Heimatministerin hat wieder die Tücken der politischen Krisenkommunikation vor Augen geführt. Was war passiert: Die CDU-Politikerin Ina Scharrenbach hatte sich vom Schlagersänger Heino am Rande des ersten „Heimatkongresses“ in Münster eine 37 Jahre alte Langspielplatte schenken lassen. Darauf hatte der bald 80-jährige Barde einst „die schönsten deutschen Heimat- und Vaterlandslieder“ gesungen.

Die „Heino-Affäre“ der Heimatministerin hat wieder die Tücken der politischen Krisenkommunikation vor Augen geführt. Was war passiert: Die CDU-Politikerin Ina Scharrenbach hatte sich vom Schlagersänger Heino am Rande des ersten „Heimatkongresses“ in Münster eine 37 Jahre alte Langspielplatte schenken lassen. Darauf hatte der bald 80-jährige Barde einst „die schönsten deutschen Heimat- und Vaterlandslieder“ gesungen.

Scharrenbachs PR-Leute präsentierten stolz das Foto mit dem Promi. Blöd nur, dass sich unter den 24 Vaterlandsliedern etliche Stücke finden, die außerordentliche Popularität vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus genossen. Besonders berüchtigt: „Wenn alle untreu werden“, das als „Treuelied“ zum Repertoire der mörderischen SS gehörte.

Auch ohne Tiefenprüfung des Gastgeschenkes hätte auffallen können, dass Heino nicht gerade das Heimatbild verkörpert, das Scharrenbach mit einer neuen 113-Millionen-Förderung für engagierte Bürgervereine eigentlich aus dem vergessenen Winkel der Ich-Gesellschaft holen will. Trotzdem wurde er zum Gesicht des „Heimatkongresses“; die Langspielplatte machte alles nur noch schlimmer.

Wenn einem die Botschaft derart verrutscht, gibt es eigentlich nur zwei Lösungen: Flucht nach vorn oder Ende mit Schrecken. Wenn man sich auf das Gedankenexperiment einlässt, hätte ein Horst Seehofer in vergleichbarer Lage vermutlich die rustikale Vorwärtsverteidigung gewählt. Heino und seine Fans in Schutz nehmen, die politisch korrekten Tugendwächter attackieren, jedes Mikrofon volley nehmen. Basta-Kanzler Gerhard Schröder hätte womöglich die komplett andere Variante gewählt: Heino als „Heimatbotschafter“ abberufen, Langspielplatte ans „Haus der Geschichte“ schicken, auf allen Kanälen „Wir haben verstanden“ senden.

Scharrenbachs Verteidigung war dagegen irgendwie nicht Fisch und nicht Fleisch. Ein bisschen Distanzierung von Heino, der sich in Eigenverantwortung zum Heimatkongress angemeldet habe. Ein wenig Herumdeuten an „SS-Liedern“, die auch schon in anderem Kontext gesungen wurden.