Dortmund. . Ein roter Teppich vor der ehemaligen Zeche Hansemann: In Dortmund wurden am Wochenende die Steiger-Awards 2018 verliehen.

Der Samstagabend bricht herein über Dortmund, und um die alte Kaue der ehemaligen Zeche Hansemann pfeift ein bitterkalter Wind. Sascha Hellen kommt trotzdem ins Schwitzen. Immer wieder stürmt er in dünnem Sakko nach draußen zum Roten Teppich, wo eine Limousine nach der anderen vorfährt und die geladenen Gäste aussteigen. Schnell führt Hellen sie rein – in das Blitzlichtgewitter der wartenden Fotografen. Schließlich hat er persönlich sie alle eingeladen zur Verleihung der 13. Steiger-Awards.

Veranstalter mit dickem Telefonbuch

Ende vergangenen Jahres hat die Firma des Bochumers, die Hellen Medien Projekte GmbH, Insolvenz anmelden müssen. Zwar hat der 40-Jährige immer behauptet, der Award und seine anderen Veranstaltungen seien davon nicht betroffen, viele aber trauen ihm im Vorfeld nicht mehr zu, ausreichend Prominente ins Revier zu locken.

Ein Irrtum, wie sich am Samstag herausstellt. „Hellen hat in der Branche einen sehr guten Ruf“, sagt einer der geladenen Gäste. „Der Mann gilt als zuverlässig und seriös.“ Und so kommt die erste Reihe der Prominenz aus Politik, Sport, Show, Film und Musik noch immer, wenn Herr Hellen anruft. Nur Chris Rea hat kurzfristig abgesagt. „Krank“ sei der Mann, bedauert Moderator Werner Hansch. „Sehr krank.“

Eintrittspreis von 190 Euro pro Karte

Natürlich bleiben Fragen rund um die Verleihung der „Ruhrpott-Oscars“. Wie sich so eine Veranstaltung trägt, trotz des strammen Eintrittspreises von 190 Euro pro Karte für nicht geladene Gäste, ist eine davon. Nach welchen Kriterien Hellen die Preisträger auswählt, ist eine andere. Antworten darauf gibt es an diesem Abend erwartungsgemäß nicht.

Gleich elf Mal wird das hübsch verglaste Stück Kohle verliehen. Otto Rehhagel ist der erste, der einen Steiger bekommt (Lebenswerk Sport) und viel ist in der Laudatio seines Ex-Spielers Marco Bode die Rede von Toleranz und Respekt. Zwei Begriffe, die sich durch viele Reden des Abends ziehen und dabei noch um „Geradlinigkeit, Offenheit, Menschlichkeit“ ergänzt werden.

Die Ehe als größte Lebensleistung

Dafür lässt man sich gerne ehren. Rehhagel nickt, sieht seine „größte Leistung im Leben“ allerdings darin, dass er 54 Jahre mit Ehefrau Beate zusammen ist. Beifall, Lachen, die Stimmung steigt.

Liz Mohn, Matriarchin des Bertelsmann-Konzerns, wird von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in der Kategorie „Charity“ ausgezeichnet. Anderen etwas geben sei das Credo Mohns, lobt die Ministerin die Gründerin der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. „Unsere Familie hat immer verstanden, dass sie der Gesellschaft viel zu verdanken hat und dass sie etwas zurückgeben muss“, bedankt sich die 76-Jährige.

Ehrung für Weltmeister Horst Eckel

Heino Ferch wird in der Kategorie Film ausgezeichnet. Dann zieht sich der Abend etwas, auch weil der israelische Diplomat Avi Primor (Kategorie Toleranz) nach einer knappen Viertelstunde feststellt, er werde sich wohl nicht an die vorgegebene Redezeit von dreieinhalb Minuten halten. Ja und dann lässt es sich Rolf Zuckowski (Preisträger Musik national) nicht nehmen statt einer Dankesrede ein kurzes Konzert zu geben. „Wie schön, dass ihr geboren seid...“

Küsschen für den Steiger: Ina Müller.
Küsschen für den Steiger: Ina Müller.

Zwar fasst sich Claus Theo Gärtner (Preisträger Kategorie Film) anschließend extrem kurz, aber für Ina Müller (Kategorie: Unterhaltung) ist es trotzdem schon zu spät. Sie habe schon etwas getrunken, räumt sie ehrlich und sympathisch ein. „Alles, was ich jetzt sage, könnte ich morgen bereuen.“

Bei Horst Eckel hört der Applaus nicht auf

Der heimliche Höhepunkt des Abends kommt dann sogar ganz ohne Worte aus. Da steht Horst Eckel (86), letzter noch lebender Spieler der Deutschen Fußball WM-Elf von 1954, gerade noch von Heribert Faßbender gelobt, schweigend vor der Bühne und schaut auf einer Leinwand die letzten Sekunden des WM-Finales von `54. Obwohl die Mägen der Gäste knurren, hören ihre Hände da nicht auf zu klatschen.

„War wieder schön“, sagt ein zahlender Gast, der schon „ein paar Jahre“ kommt, weil es hier im Revier „nichts vergleichbares“ gibt. Das soll es weiter geben. Der Steiger, ist Werner Hansch jedenfalls überzeugt, werde die Werte des Bergbaus „noch lange erhalten“. Glück Auf.

Und hier die Liste der Preisträger 2018:

Sportliches Lebenswerk: Otto Rehhagel, Horst Eckel.
Charity: Liz Mohn
Nachwuchs: Band „Zweikanalton“
Film: Heino Ferch
Toleranz: Avi Primor
Kunst/Fotografie: Anne Geddes
Europa: Xavier Bettel
Musik National: Rolf Zuckowski
Film Lebenswerk: Claus Theo Gärtner
Entertainment: Ina Müller