Dortmund. Drei Kinderärzte aus Dortmund behandeln nur noch Stammpatienten und Notfälle. Die Ärzte seien schon lange überfordert, klagt der Verband.
Drei der 44 Kinder- und Jugendärzte in Dortmund nehmen keine neuen Patienten mehr an. Stattdessen werden dort nur noch Stammpatienten und Notfälle behandelt, bestätigte Jens Flintrop von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe am Mittwoch.
„Ein Aufnahmestopp hört sich groß an. Während der Grippewelle sind die Praxen aber alle voll und so ein Stopp ist schnell ausgesprochen“, erläutert der Sprecher. Ein Mangel an Kinderärzten sei jedenfalls nicht der Grund für diese Maßnahme. In Dortmund liege der Versorgungsgrad sogar bei 135 Prozent, ab 110 Prozent wird von einer Überversorgung gesprochen.
Beruf hat sich verändert
Diese Kalkulationen werden aber auch kritisch gesehen. „Die Bedarfsplanungen basieren auf Zahlen von Ende der 1980er Jahre“, so Michael Achenbach vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Die Behandlungszeit pro Patient sei mittlerweile deutlich gestiegen, es gebe mehr Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen. Also seien auch mehr Ärzte notwendig, um den Bedarf zu decken. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass Praxen überlastet sind. Viele Ärzte schaffen das nicht mehr“, sagt Achenbach, der selbst eine Praxis in Plettenberg betreibt.
Nachwuchssorgen bei den Kinderärzten gebe es besonders im ländlichen Bereich. Viele junge Ärzte seien außerdem nicht bereit, 60 Stunden in der Woche zu arbeiten und suchen sich eine Teilzeitstelle. „Die Flüchtlingswelle hat uns schon vor Herausforderungen gestellt, jetzt nimmt auch die Zahl der Geburten zu“, beschreibt Achenbach.
Die Grippewelle hätte besonders kleine Kinder getroffen, was die Kinder- und Jugendärzte weiter belastet. „Da ist Holland in Not. Da kann man dann auch nachvollziehen, wenn die Ärzte nicht mehr können", sagt Achenbach. „Wenn die Grippewelle überstanden ist, wird sich die Lage wieder entspannen“, so Flintrop.