Duisburg. . Schon seit 2016 gibt es Streit. Vorwurf diesmal: die Berufung von Hannelore Kraft ins Kuratorium. Auch sie habe das Techno-Fest damals gewollt.
Es gärte schon lange zwischen der „Stiftung Duisburg
24.7.2010“ und dem Betroffenen-Verein „Lopa2010“. Nun führt eine Personalie dazu, dass der Verein das Tischtuch endgültig zerschneidet: Dass Ex-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft als neues Mitglied ins Kuratorium der Stiftung einzieht, sei „unzumutbar“. Man werde deshalb „nach zwei Jahren Stillschweigen einen endgültigen Schlussstrich unter die Zusammenarbeit ziehen“, teilte der Verein am Freitag mit.
Jürgen Widera, Vorstand der Stiftung und Ombudsmann für die Opfer der
Loveparade, reagiert verwundert: Es gebe ohnehin „null Zusammenarbeit“ mit „Lopa2010“. Tatsächlich wurde diese bereits 2016 aufgekündigt. Damals traten zwei Vertreter des Vereins aus dem Beirat der Stiftung aus, die sie ein Jahr zuvor noch mit gegründet hatten.
Der seither immer wieder erhobene Vorwurf: Die Stiftung, in der Vertreter aus Politik und Wirtschaft, der Stadt Duisburg, der Notfallseelsorge und Hinterbliebene der Loveparade-Opfer sitzen, kümmere sich zu wenig um die damals Verletzten. „Sie tut nichts für uns“, sagt „Lopa“-Sprecherin Nadine Lange, die am Prozess in Düsseldorf als Nebenklägerin teilnimmt und seit der Loveparade traumatisiert ist. Im Beirat seien die Betroffenen „überhaupt nicht vertreten“, trotzdem spreche die Stiftung, so Lange, „immer wieder in unserem Namen“.
Eine „hanebüchene Behauptung“, sagt Jürgen Widera: Eine Betroffene sei sehr wohl im Beirat, habe aber nicht gleichzeitig eine Verbindung zum Verein. Ein zweiter Sitz, der den Betroffenen zusteht, konnte, bestätigt Widera, seit dem Austritt der beiden Lopa-Männer bislang nicht neu besetzt werden.
Verein kritisiert die Verwendungder finanziellen Mittel
Dass nun Hannelore Kraft, laut Stiftung auf Wunsch der Hinterbliebenen, ins Kuratorium rückt, gibt „Lopa2010“ erneut Anlass zur Kritik: Schließlich habe auch die Ministerpräsidentin das Techno-Fest in Duisburg gewollt und gefördert, bei dem 21 Menschen starben und 650 verletzt wurden. Zudem, so Nadine Lange, gebe die Stiftung Geld aus „für Sachen, die wir nicht brauchen“. Mehr noch: Es sei „bis heute fraglich, wen die Stiftung warum und mit was unterstützen möchte“.
Auch hier widerspricht Vorstand Widera: Man helfe bei Problemen mit Versicherungen, vermittle Therapieplätze, betreue die jährliche Gedenkveranstaltung und die Gedenkstätte in Duisburg. Auch letzteres war von „Lopa2010“ mehrfach angezweifelt worden.
Für den seit Dezember laufenden Prozess hatte das Land NRW der Stiftung zudem Mittel zugesagt, um Seelsorger und Psychologen zu finanzieren. Sie stehen bei jedem Verhandlungstag bereit. Am Tag ihrer Aussage, sagt Nadine Lange, habe man ihr aber keine Hilfe angeboten. „Das hätte ich mir gewünscht.“