Dortmund/Essen. Endgültige Freiheit für den Essener Dirk K. (53), der aus Gerichtssicht drei Jahrzehnte zu Unrecht in der geschlossenen Psychiatrie gesessen hat: Fast 33 Jahre nach dem Mord an einem Siebenjährigen in Essen-Stadtwald sprach das Landgericht Dortmund ihn am Donnerstag in einem Wiederaufnahmeverfahren frei. Von einem Justizskandal wollte Richter Ulf Pennig nicht sprechen. Das Urteil von 1986 sei zwar aus heutiger Sicht falsch. Dennoch sei es nicht fehlerhaft.

Endgültige Freiheit für den Essener Dirk K. (53), der aus Gerichtssicht drei Jahrzehnte zu Unrecht in der geschlossenen Psychiatrie gesessen hat: Fast 33 Jahre nach dem Mord an einem Siebenjährigen in Essen-Stadtwald sprach das Landgericht Dortmund ihn am Donnerstag in einem Wiederaufnahmeverfahren frei. Von einem Justizskandal wollte Richter Ulf Pennig nicht sprechen. Das Urteil von 1986 sei zwar aus heutiger Sicht falsch. Dennoch sei es nicht fehlerhaft.

Am 22. April 1985 war der sieben Jahre alte Nara-Michael aus Essen-Stadtwald vom Spielen nicht nach Hause gekommen. Kurze Zeit später wurde er ermordet und sexuell missbraucht in einem Wald gefunden. Dirk K. aus der Nachbarschaft geriet in Verdacht, auch weil er schon vorher sexuelle Kontakte zu Jungen gehabt haben soll. Bei Vernehmungen gestand er, widerrief dies aber im eigentlichen Prozess. Dennoch sah das Essener Schwurgericht ihn im November 1986 als Mörder, wenn auch schuldunfähig wegen „mittelgradigen Schwachsinns“.

1997 legte ein zur Tatzeit 15 Jahre alter Junge, auch aus der Nachbarschaft, bei seiner Psychotherapeutin ebenfalls ein Geständnis ab. Die Essener Staatsanwaltschaft stufte es als nicht glaubhaft ein, weil es nicht zum Tathergang passe. Dirk K. blieb in der geschlossenen Psychiatrie.

Erst 2013 entdeckte sein neuer Anwalt Achim Lüdeke das zweite Geständnis, erreichte so die Wiederaufnahme. Im Februar 2016 kam Dirk K. frei, lebt seitdem unter Betreuung im Ruhrgebiet.

Seit Mai 2017 verhandelte das Dortmunder Schwurgericht, kam am Donnerstag zu einem Freispruch aus Mangel an Beweisen. Vieles lässt sich nach 30 Jahren nicht mehr rekonstruieren, auch gutachterliche Bewertungen haben sich geändert. Wer Nara-Michael umgebracht hat, können die Dortmunder Richter nicht sagen. Denn auch der Mann mit dem zweiten Geständnis hatte dies widerrufen.

Dirk K. hatte in seinem vom Anwalt verlesenen letzten Wort betont, er habe den Jungen nicht getötet: „Der Mörder läuft frei herum.“ Mittlerweile gilt er gutachterlich auch nicht mehr als mittel-, sondern nur noch als leichtgradig schwachsinnig. Für die Zeit der Unfreiheit wird der Staat ihn entschädigen. Der Gerichtssprecher schätzt die Summe auf mehrere hunderttausend Euro.