Dortmund. . Auf der Messe gibt es Hub-Hochsitze, Mammut-Elfenbein, Jagdreisen und Zielfernrohre – und auch Produkte für die zwischenmenschliche Pirsch
Man trifft leider viel zu selten Menschen, die so begeistert von ihrer letzten Polizeikontrolle erzählen wie Udo Röck. Er fuhr Tieflader, doch der Pick-up mit hochklappbarem Hochsitz hinten drauf sah für die überholenden Polizisten eher ungesichert aus. Da irrten sie – und begeisterten sich spontan für den Hochsitz.
„Die sagten, der ist genial; schauen Sie, meine Frau hat das gefilmt“, sagt Röck, der schwäbische Erfinder, und wischt an seinem Smartphone. Nach der Messe wird er den Hub-Hochsitz der Polizei auch offiziell präsentieren: als mobilen Beobachtungspunkt in Menschenmengen. „Da macht keiner mehr was.“
800 Aussteller legen ihre Ware vor
In erster Linie ist die Weltneuheit aber doch für Jäger, die nach oben wollen, deshalb steht Röck ja auch noch fünf Tage auf der „Jagd und Hund“. Europas größte Jagdmesse hat am Dienstag in Dortmund begonnen, 800 Aussteller legen ihre Waren vor, und zum Thema Jagd gibt es alles Denkbare und Unvorstellbare: Waffen und Loden und Nachtsichtgeräte, Trophäen, Geländefahrzeuge – und Reflektorwesten für den stets gefährdeten Jagdhund.
Im weitesten Sinne zur Jagd gehören natürlich auch jene „Flirtpostkarten“, die man laut der Zeitung „Messepirsch“ „mit dem passenden Lächeln an ein sympathisches Gesicht überreicht“.
Greifvögel als Anziehungspunkt
Das mag für die Karte „Haste Bock?“ angehen, aber eine wie „Suche Frau mit Eigenjagd. Aussehen ab 500 ha egal“ führt, wenn es ganz schlecht läuft, weder zu Frau noch zu Jagdrevier.
In Halle 4 ziehen die großen Vögel die Leute an. Häufigster Satz: „Darf ich den mal fotografieren?“ Den Adler, den Rotmilan, den Bussard, den Habicht . . . oder den Uhu von Elmar Vill. Der Mann aus dem Münsterland erzählt gerade, wie man mit Vögeln jagt: „Wenn man ihm die Beute wegnimmt, dann jagt der nie wieder mit einem.“
Also: Sollte Ihr Raubvogel Beute machen, bieten Sie ihm ganz schnell ein mitgebrachtes Leckerchen – dann entscheidet er sich aus Bequemlichkeit dafür und gegen die schwer zu zerlegende Beute.
„Artenschutz greift nicht, sie sind schon ausgestorben“
Jagdmodenschauen gibt es hier und Hundevorführungen, Bläsergruppen und Schießstände; Raucher-Ecken direkt am Löseplatz für Hunde und Jagdreisen in alle Welt: Malaysia, Namibia, Abchasien, Mecklenburg . . .
Es gibt aber auch Stände, die sind weniger jagd-nah, wie die kleine „Mammut-Welt“ des Schmuckdesigners Ingo Knoppe. Er macht aus Mammut-Elfenbein Ketten und Anhänger, weil, ach was, der Werkstoff in größten Mengen zur Verfügung steht: „Ein gewisses Kontingent taut jedes Jahr in Sibirien auf. Und Artenschutz greift nicht, sie sind ja schon ausgestorben.“ Logisch. Kommt man nur nicht selbst drauf. Darauf einen Imbiss: Wild-Burger mit „Wilddieb-Kräuterlikör“. Sie werben: „Verboten gut.“