Velbert-Mitte. . Eine Vermieterin berichtet, wie ein Messi eine Wohnung zurückließ. Trotz Kündigung hatte er dort mehr oder weniger unbemerkt weiter gelebt.

Schimmel in Küche und Bad, Zigarettenkippen überall, schmutziges Geschirr, eine verstopfte Toilette – und der Gestank: „Ich konnte nicht einmal mehr heulen, als wir die Wohnung gesehen haben“, erzählt die Hausbesitzerin. Was sie mit dem inzwischen ehemaligen Mieter erlebt hat, hat sie Kraft gekostet. Inzwischen ist die Wohnung entkernt, seit Mitte Dezember unbewohnt. Aber noch immer hängt ein muffiger, feucht-fauliger Geruch in der Luft.

Aber von vorne: Im Oktober 2016 kaufte die Dame das Mehrfamilienhaus, „den Mieter im Erdgeschoss habe ich sozusagen ,geerbt’“, erzählt sie. Die Vorbesitzer hätten ihr gesagt, dass „der Mann zwar Hartz IV bezieht, die Miete immer pünktlich kommt. Mir war das egal. So lange die Miete kommt und es ordentlich ist, passt das schon.“

Die Miete bleibt aus

Doch im März 2017 blieb die Rate aus. „Wir haben ihn dann angeschrieben, aber es gab keinerlei Reaktion“, erinnert sie sich. Als dann den zweiten Monat in Folge keine Zahlung erfolgt, kündigt sie den Mietvertrag. Wieder keine Reaktion. Im Juni erfolgte dann die Aufforderung, die Wohnung zu räumen. „Als wieder keine Reaktion kam, haben wir unseren Anwalt eingeschaltet und ein Verfahren eingeleitet“, berichtet die Vermieterin.

Stadtwerke haben Strom und Gas abgestellt

Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Die Stadtwerke hatten dem Mieter längst Strom und Gas abgestellt, da er Rechnungen nicht bezahlt hat. Zum Gerichtstermin erscheint der Mieter nicht, schließlich, Mitte Dezember, soll die Wohnung geöffnet werden. Der Gerichtsvollzieher ist dabei, ein Anwalt, unabhängige Zeugen und der Schlüsseldienst. Doch „keiner von uns war auf das vorbereitet, was wir in der Wohnung vorfinden sollten“, berichtet die Frau. Auf dem Kühlschrank habe eine Waffe gelegen – ein Paintball-Gewehr, wie sich kurz darauf herausstellt. Zudem hat der Mann trotz Kündigung die Wohnung bewohnt. Damit er nicht auffällt, hat er unter anderem die Toiletten-Spülung nicht betätigt, Eimer und Schalen für sein „Geschäft“ genutzt.

Mieter hat Strom abgezwackt

Und er hat offenbar Strom abgezwackt: Im Wohnzimmer ist ein Loch in den Fußboden gebohrt, ein Kabel führt in den Keller. In der Wohnung finden die Vermieter ein „abenteuerliches, selbst gebautes Netzwerk aus Mehrfachsteckdosen und Verlängerungskabeln.“ Der Mann bekommt noch Zeit, seine Sachen zu packen, dann muss er die Wohnung verlassen. „Wir haben dann erstmal alle Fenster aufgerissen und gelüftet.“

In den Tagen danach beginnt das Aufräumen: Alles, was noch ganz ist, muss eingelagert werden, der Rest kommt in den Müll. „Wir haben aus einer Wohnung mit 45 Quadratmetern insgesamt 30 Kubikmeter Müll geholt“, berichtet die Vermieterin. Nur mit Atemschutz und Handschuhen geht es in die Wohnung.

Mittlerweile ist die Sanierung vorangeschritten: Neue Kabel sind gelegt, die Sanitäranlage erneuert. Aber fertig ist die Wohnung noch lange nicht.

<<<MIETER LEHNTE HILFE AB

„Wir haben ihm mehrfach Hilfe angeboten“, erzählt die Vermieterin. „Wir haben uns mit ME-aktiv in Verbindung gesetzt und gefragt, ob wir helfen können.“ Doch er habe die Hilfe nicht annehmen wollen.

Spätestens bei seinem JVA-Aufenthalt hätte er Unterstützung von Sozialarbeitern bekommen können, klagt sie.