Bielefeld. Karten, Luftbilder und Geländemodelle von Flüssen, Straßen oder Grundstücken: Geobasisdaten bergen wertvolle Informationen. Bis vor zwölf Monaten waren sie ein teures Gut in Nordrhein-Westfalen. Seit dem 1. Januar 2017 stehen die Daten zum kostenlosen Download auf dem landesweiten Portal „open.nrw“ zur Verfügung.
Karten, Luftbilder und Geländemodelle von Flüssen, Straßen oder Grundstücken: Geobasisdaten bergen wertvolle Informationen. Bis vor zwölf Monaten waren sie ein teures Gut in Nordrhein-Westfalen. Seit dem 1. Januar 2017 stehen die Daten zum kostenlosen Download auf dem landesweiten Portal „open.nrw“ zur Verfügung.
Ein digitales Modell von einem Quadratkilometer Gelände konnte im Jahr 2016 noch um die 80 Euro kosten, sagt Christian Elsner vom NRW-Geodatenzentrum, das bei der für die Landesvermessung zuständigen Bezirksregierung Köln angesiedelt ist. „Das war natürlich ein Hemmnis für viele Nutzer“, sagt Elsner. Als die Landesregierung die Kosten gestrichen hat, habe es einen Ansturm auf die Daten gegeben: Allein innerhalb der ersten zwei Wochen des Jahres seien über „open.nrw“ so viele Daten abgerufen worden wie im ganzen Jahr 2016 zusammen.
Pro Monat im Jahr 2017 hatte etwa der landeseigene Kartendienst TIM-online, über den man unter anderem Luftbilder ähnlich wie bei Google Earth findet, 50 Millionen Klicks. „Das ist einfach toll“, so Elsner. Geodaten sind zum Beispiel Koordinaten, Größen oder Höhen. Sie können für alle möglichen Nutzer interessant sein: für Städteplaner, für Gründer, aber auch für Privatmenschen. Auch über Hochwassergebiete, Trinkwasserqualität und Freizeitangebote in der eigenen Region können sich Nutzer informieren.
Das Landesvermessungsamt und die Katasterbehörden erheben die Daten. Bisher lagen die Datensätze bei den Behörden, jetzt stehen sie jedem zur Verfügung. „Wenn man damit umgehen kann, kann man damit zaubern“, sagt Elsner. Aber klickt sich der Laie durch die Daten, braucht er schon etwas Geduld, bis er das Richtige findet. „Das braucht auch ein bisschen Zeit, bis alle das verstanden haben“, räumt Elsner ein.
Kritiker fordern simple Datenformate
„Geodaten sind so ohne weiteres nicht nutzbar“, meint auch Wolfgang Beckröge vom Geonetzwerk des Regionalverbands Metropole Ruhr. Erst Apps oder Online-Tools machen die Daten nutzerfreundlich. Das Geonetzwerk hat zum Beispiel ein Solarpotenzialkataster entwickelt: Anwohner können mit wenigen Klicks auf einer digitalen Karte herausfinden, ob ihr Dach für eine Photovoltaikanlage geeignet ist. Die Anwendung arbeitet unter anderem mit Höhendaten.
„Damit stärken wir vor allem die Gründerszene“, hatte Ex-Innenminister Ralf Jäger Anfang 2017 zum Verzicht auf Gebühren für Geodaten gesagt. Ob dieses Ziel nun erreicht wurde oder nicht, ist schwer zu messen. Wer da auf die Datensätze klickt, weiß man nicht – die Nutzung funktioniert anonym.
Die Daten seien größtenteils eher von Experten für Experten formatiert, kritisiert Marc Kleemann. Er arbeitet für die münstersche Firma „con terra“, die Verwaltungen und Unternehmen bei der Öffnung von Geodaten berät.
„Wir werben dafür, dass die Datenformate vereinfacht werden“, sagt Kleemann. Ein junger Programmierer, der eine App entwickeln möchte, könne mit den aktuellen Formaten wenig anfangen.
Langfristig erwartet Wolfgang Beckröge Vorteile für die Unternehmen, weil sie leichter an qualifizierte Daten kommen. „NRW ist da auf jeden Fall Vorreiter“, sagt Kleemann. Neben Thüringen ist NRW das einzige Flächenland, das seine Geobasisdaten zum kostenlosen Download bereitstellt.
Auf dem Weg zum „Open Government“, zu dem Open Data gehört, sind die Geodaten wohl nur einer von vielen Schritten. Es sind schließlich nicht alle denkbaren Daten online, die vom Land erhoben werden. „Mir fehlen die statistischen Daten“, sagt Wolfgang Beckröge.
Er wünscht sich zum Beispiel auch eine Öffnung von Daten zur Bevölkerung und Angaben zur Bevölkerungsstruktur in den Städten und Gemeinden. Christian Elsner denkt auch an ältere, zum Beispiel für Hobby-Historiker relevante Daten, die noch nicht richtig formatiert sind oder nur analog in den Archiven liegen. „Wir sind dabei, das sukzessive auszubauen“, sagt Elsner.