Köln. . Früher führte Jürgen Domian ein auch für Fernsehjournalisten sehr seltsames Leben: Er schlief, wenn andere wach waren, und er war munter, wenn die meisten Menschen in den Federn lagen. Dann setzte er sich die großen Kopfhörer auf, schaute in die Fernsehkamera und wartete auf Anrufe. Nacht für Nacht war der Moderator mit seiner Sendung „Domian“ eine Art öffentliches Sorgentelefon, und dabei für viele Menschen ein Anker in der Not. Jetzt, rund ein Jahr nach der letzten Sendung, kann man Domian durchaus zu normalen Tageszeiten in Köln auf der Straße treffen. „Ich bereue es nicht, dass ich aufgehört habe und bin da mit mir im Reinen“, sagt der Journalist, der in der kommenden Woche, genau am 21. Dezember, 60 Jahre alt wird.

Früher führte Jürgen Domian ein auch für Fernsehjournalisten sehr seltsames Leben: Er schlief, wenn andere wach waren, und er war munter, wenn die meisten Menschen in den Federn lagen. Dann setzte er sich die großen Kopfhörer auf, schaute in die Fernsehkamera und wartete auf Anrufe. Nacht für Nacht war der Moderator mit seiner Sendung „Domian“ eine Art öffentliches Sorgentelefon, und dabei für viele Menschen ein Anker in der Not. Jetzt, rund ein Jahr nach der letzten Sendung, kann man Domian durchaus zu normalen Tageszeiten in Köln auf der Straße treffen. „Ich bereue es nicht, dass ich aufgehört habe und bin da mit mir im Reinen“, sagt der Journalist, der in der kommenden Woche, genau am 21. Dezember, 60 Jahre alt wird.

„Das Talken fehlt mir, aber nicht die Nacht.“ 21 Jahre Nachtarbeit, das habe an ihm gezehrt und ihm auf die Gesundheit geschlagen. Ein paar Tage nach der letzten Sendung, die in der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember 2016 lief, sei er krank geworden. „Ich musste mehrere Wochen im Krankenhaus verbringen. Die ganze Anspannung war abgefallen, der Akku war einfach leer.“ Inzwischen gehe es ihm jedoch wieder gut, bekräftigte Domian jetzt im Gespräch.

An seinen neuen Tagesrhythmus habe er sich inzwischen gewöhnt. „Ich genieße es immer noch, morgens gegen acht Uhr aufzustehen und beim Bäcker Brötchen zu holen. Abends kann ich mich jetzt auch mal entspannt mit Freunden treffen – das ging ja jahrelang gar nicht.“ In den vergangenen Monaten habe er begonnen, einige soziale Kontakte wieder aufzufrischen, die im Laufe der Zeit eingeschlafen waren.

Kaum vorstellbar, aber es waren 25 000 Anrufe

Mit insgesamt rund 25 000 Anrufern hat Domian in seiner Sendung gesprochen, die im WDR-Fernsehen und im Radiosender 1Live lief. Ob Liebe, Krankheit, Tod, Verbrechen, skurrile Sexpraktiken oder verrückte Erlebnisse: Kein Thema war tabu.

Tausende Menschen versuchten jede Nacht zwischen 1.00 und 2.00 Uhr, zu Domian durchzudringen, um ihm – und mit ihm all den anderen Nachteulen an den Geräten – ihr Herz auszuschütten.

An einige besonders intensive Unterhaltungen denke er manchmal noch zurück, sagt Domian. „Manche Gespräche mit Menschen, die ein sehr schweres Schicksal hatten, werde ich wohl nicht vergessen. Wahrscheinlich auch, weil ich da besonders gefordert war – etwa, wenn ein Schwerkranker anrief, der sagte, dass er nur noch ein paar Tage zu leben habe.“

Anrufer aus seiner Sendung seien es auch gewesen, die ihn zu seinem aktuellen Buch inspiriert hätten, mit dem er zurzeit auf Lesetour ist. In „Dämonen“ geht es um das Thema Suizid. In der Stille Lapplands – Domians bevorzugtes Urlaubsziel – fragt sich der Protagonist Hansen: „Muss man leben, nur weil man lebt?“

Das große Thema Tod treibt Domian nach eigenen Angaben schon seit seiner Kindheit um, immer wieder habe er sich damit beschäftigt. Sein vorheriges Buch unter dem Titel „Interview mit dem Tod“ wurde ein Bestseller. Außer dem Bücherschreiben arbeitet Domian nach eigenem Bekunden jetzt aber auch an einem Konzept für eine neue Fernseh-Talkshow. „Eine Talkshow mit unbekannten Menschen – das ist mein Ding“, sagt er. Es gebe aber noch nichts Spruchreifes. Eines jedoch sei schon sicher: „Ich talke nicht mehr in der Nacht.“