Bochum. . 2012 fand ein Ausflügler in Bochum Fußabdrücke eines Ursauriers. Er heißt jetzt „Fährtinand“. Die Stadt Bochum hat mit der Stelle Großes vor.

Die damalige Unsicherheit des Geologen Volker Wrede spricht noch heute aus ihm. Auf einem Foto, das ein Dortmunder Familienvater ihm als Mail zugesandt hatte, meinte Wrede Ende 2012 den „etwas undeutlichen Abdruck eines Fußes vielleicht“ zu erkennen.

Er leitete das Foto weiter an den großen Fährtenleser Sebastian Voigt in Württemberg, dessen Antwort eindeutig ausfiel: „Ganz toll! Kann ich Freitag kommen?“

316 Millionen Jahre alt

Saurier-Fährte in Bochum

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    Was der Dortmunder nahe der Ruhr in Bochum-Stiepel gefunden hatte, gilt heute als die älteste Tierfährte Deutschlands. 316 Millionen Jahre alt. Bis sich alles klärte, vergingen damals allerdings noch einige Forschungsmonate – definitiv wussten sie anfangs nur, dass das Tier Füße hatte.

    Heute ist das Tier zur Fährte längst identifiziert: eine Art Ur-Saurier, so groß wie ein Schwein, sehr schlecht zu Fuß, was ihn in Ermangelung irgendwelcher Fressfeinde nicht wirklich beschwerte. Der Name: „Ichniotherium praesidentis“.

    Feucht-warmes Dauerklima

    Doch da man damit außerhalb der Biologie nicht wirklich durchdringt, heißt das Individuum seit Dienstag „Fährtinand“. Kombiniert aus „Fährte“ und „Ferdinand“, Sieger eines Namenswettbewerbes, der am Dienstag entschieden wurde.

    Die älteste Tierfährte ist auch deshalb eine Sensation, weil das Ruhrgebiet nicht gesegnet ist mit einschlägigen Funden: Das – erdgeschichtlich betrachtet – typische feucht-warme Dauerklima des Ruhrgebiets ließ Spuren einfach nicht aushärten.

    Knochen und Kralle eines Tyranno-Verwandten

    Schüler der 6a der Bochumer Lessingschule besuchen die Fundstelle.
    Schüler der 6a der Bochumer Lessingschule besuchen die Fundstelle. © Ingo Otto

    „So etwas zu finden, ist extrem unwahrscheinlich“, sagt Volker Wrede, der Geologe und Vorsitzende des „Geoparks Ruhrgebiet“. Erschwerend kommt hinzu: Zur besten Zeit der Saurier war das Revier, wenn man genau hinschaut, im Meer.

    Bleiben Knochen und Kralle eines Tyranno-Verwandten, gefunden 2009 in Dortmund. Man nimmt leider von ihm an, dass er wegen besagten Meeres als Wasserleiche dorthin getrieben sein könnte. Aus Bottrop und aus Duisburg gibt es Zähne und Knochen von Elasmo- und Mosasauriern, welche passenderweise Schwimmsaurier waren.

    Andere Spuren nur 280 Millionen Jahre alt

    Und dann muss man das Ruhrgebiet schon deutlich verlassen, um auf den Raubsaurier „Monster von Minden“ zu stoßen – auch das vermutlich das Ergebnis eines Namenswettbewerbes. Unser Urtier „Ichniotherium praesidentis“ (Fährtinands Gefährten) hinterließ hingegen schon früher Abdrücke, gefunden in Zechen in Recklinghausen und Castrop-Rauxel. Sie sind aber nur 280 Millionen Jahre alt.

    Die Stadt Bochum jedenfalls will aus dem Fundort jetzt einen touristischen Anziehungspunkt machen: mit Zuwegung, Findlingen und einer unentschlossen versteckten Dinosaurierplastik.

    „Damit Besucher einen Entdeckungsmoment haben“, sagt Dieter Hartwig vom Grünflächenamt. Nur ein Gerücht ist hingegen, das Ausflugslokal „Zur alten Fähre“ direkt neben der Fundstelle würde demnächst „Zur alten Fährte“ heißen.