Essen/Bochum. . Filialen im Ruhrgebiet warteten Montagmorgen vergeblich auf den Ansturm. Nur einige Frauen deckten sich groß ein. Sie kamen besonders früh.
Es ist kalt, es möchte offenkundig regnen, aber Natalia Spindler steht auf dem windumtosten Platz, den sie entschlossen wollte: auf Platz eins der zu erwartenden Menschenmenge, wenngleich vor verschlossener Tür.
„Ich muss schnell zur Arbeit“, sagt sie, aber ihr Wunsch lässt die Öffnungszeiten dieser Lidl-Filiale in der Bochumer Innenstadt leider völlig kalt. Acht Uhr geht’s los. In einer halben Stunde. Spindler wartet. „Ich seh’ das immer bei den Kindersachen: fünf Minuten, alles weg.“
Zusammenarbeit soll das Image verbessern
Am Montagmorgen hat Lidl in 28 Ländern dieser Welt begonnen, die Kollektion „Esmara by Heidi Klum: Heidi & the City“ zu verkaufen. In den USA speziell, wo die Firma sich gerade ausdehnen möchte und Heidi Klum sehr populär ist wegen einer Art „Americas next Top Designer“-Fernsehstaffel. So great!
Insgesamt aber soll die Zusammenarbeit mit Prominenten das Image der Discounter langfristig aufhellen, wie es auch schon Deichmann versuchte. Um Aufmerksamkeit geht es, weniger um Umsatz: Als Aldi an einem Montagmorgen im April 2016 Jette-Joop-Klamotten anbot, hinterließen die erregten Interessentinnen in den Filialen immerhin eine Schneise der kauffreudigen Verwüstung.
16 Kisten Klum zwischen Bier und der Kühlung
An diesem Montag kann davon keine Rede sein. Endlich acht Uhr. Sieben Leute stehen vor der Tür, als sie zur Seite weicht. Zivilisiert geht es vorbei an den Klum-Plakaten an den Wänden, den Klum-Transparenten, die von der Decke hängen, vorbei auch an „#Letswow“, dem Slogan.
Dann: 16 Kisten Klum. Strickmäntel und Ponchos, Miniröcke und Jeans, Blazer und Blusen zwischen polnischem Bier zur Linken und der Käse-Kühlung vor Kopf.
In der Truhe rechts sind, ah, Eis und Fisch. Man sieht es nicht sofort. Eine ausgezogene Jacke liegt darauf. Ihre Besitzerin probiert an. Die Lederjacke. Nicht etwa die in Leo. „Ich bin ein bisschen zu alt, ich trage keine Leopardenmuster.“ Ansonsten keine Wühltischbilder.
„Gute Sachen, und mir gefallen die Preise“
„#Letswow ist ein Statement, das sich an jede Frau richtet“, heißt es auf den Lidl-Seiten. Oder: „#Letswow bringt den New York City Spirit überall hin.“ Nun, in die Kohlenstraße in Bochum-Stahlhausen offenbar nicht, eine weitere Filiale, wo die Sachen sich auch später noch stapeln.
Oder in der Helenenstraße in Essen: das gleiche Bild. „Heidi Klum hätte vor drei Jahren gezogen. Jetzt ist es damit zu spät“, mutmaßt eine Kundin.
Natalia Spindler und ihre Kollegin Tatjana Platonava haben sich jedenfalls groß eingedeckt. „Gute Sachen, und mir gefallen die Preise“, sagt Tatjana Spindler. Schuhe, Jacken. Hosen in verschiedenen Größen. Dezenterweise werden sie sie erst zu Hause anprobieren. Hinter der Fischtruhe wäre es aber auch zu eng gewesen.