Duisburg. . Weil immer mehr Filialen schließen: Duisburg ist die erste deutsche Großstadt, in der ein Bus der Sparkasse durch die Stadtteile tingelt.

„Der Bücherbus kommt“, steht noch an dem Verkehrsschild, doch der Bücherbus kommt längst nicht mehr nach Duisburg-Ungelsheim, dafür parkt da jetzt der Sparkassen-Bus, denn die richtige Sparkasse schließt hier nächste Woche.

Bus statt Filiale: In Duisburg rollen jetzt Sparkassen-Busse durch die Stadt

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    Bankkaufmann Thomas Cleef hat den Sechs-Tonner eingeparkt, macht die Klappe über dem Bankautomaten des Busses nach außen auf und arretiert sie über dem Kopf: „Dann bleibt wenigstens das Geld trocken.“ Nicht ganz unwichtig. Es schüttet gerade auch noch auf Ungelsheim.

    Überweisungen und Kontoauszüge

    Nach monatelanger Debatte hat die Duisburger Sparkasse mehrere Filialen geschlossen, dieser Bus soll sie jetzt, naja, ersetzen – als erster Sparkassenbus in einer deutschen Großstadt. Sechs Haltestellen steuert er seit letzter Woche fahrplanmäßig an, und was das soll, drücken große weiße Buchstaben auf der knallroten Karosserie so aus: „Nähe ist einfach.“

    Denn der Bus, DU-S 47, acht Meter lang und fast drei hoch auf der Basis eines Fiat Ducato, bringt den verlorenen Orten den Bankautomaten zurück und den Kontoauszugsdrucker.

    Beratungsgespräche sind nicht vorgesehen

    Man kann innen Überweisungen eingeben oder abgeben, Daueraufträge bearbeiten lassen und Termine in echten Filialen ausmachen. „Alles, was Sie auch in der Geschäftsstelle im Stehen erledigen“, sagt Cleef. Also: Längere Beratungsgespräche sind nicht vorgesehen.

    Das große Manko aber ist: Bargeld gibt es ausschließlich aus dem Automaten; gerade ältere Leute, die oft ihr Geld noch beim Kassierer holen, bekommen hier nichts oder müssen sich überwinden und sich das Geld ziehen lassen. Bargeld-Einzahlungen sind auch nicht möglich, aus Sicherheitsgründen kommen Cleef und sein Kollege Thomas Saager gar nicht mit echtem Geld in Berührung.

    „Für die Mobilen ist der Bus nicht so tragisch“

    Sie kommen noch nicht einmal an das Geld des Automaten im Code-gesicherten Heck. Das musste mal geschrieben werden für alle Duisburger Bankräuber, weil der zweite große Satz außen auf der Karosserie einen falschen Eindruck machen könnte: „Hier gibt’s Bargeld.“

    „Für die Mobilen ist der Bus nicht so tragisch“, sagt Helmut Schmitz, der Vorsitzende des Bürgervereins in Ungelsheim. Allerdings kennt Schmitz, der manchmal noch ein Taxi steuert, aus Vororten ohne Sparkasse Fälle wie diese: „Dann kommen Senioren, die wollen zur nächsten Filiale, wo sie Geld holen. Die Fahrt kostet sie 15 Euro. Das passiert nicht ein Mal in der Woche, das passiert öfter.“

    Aus der Geschäftsstelle wird eine Wohnung

    Der Vorsitzende des Bürgervereins Duisburg-Serm, Rainer Kreh.
    Der Vorsitzende des Bürgervereins Duisburg-Serm, Rainer Kreh. © Volker Hartmann

    Und sein Kollege im Vorort Serm, Rainer Kreh, sagt: „Die Leute sind sehr geteilt. Viele sagen, ich brauche das nicht. Aber gerade Ältere wollen nur mit Bargeld umgehen. Die wollen keine Karte, keinen Automaten und kein Internet.“

    Bei ihm, in Serm, einem der Dörfer im Duisburger Süden, steht der Bus nun auf dem Parkstreifen. Knapp neben der geschlossenen Automatenfiliale, deren Fenster abgeklebt sind, eine Wohnung wird daraus.

    „Da war mein erster Arbeitsplatz“, erinnert sich Saager, der Bankkaufmann im Bus. Dann kommt der erste Besucher, Klaus Drechsler, er sagt: „Die Neugier treibt mich hierher. Wir haben so viel darüber diskutiert.“ Bei ihm, in Mündelheim, gibt es ja wenigstens noch Automaten.

    „Ich hole da kein Geld.“ – „Ich finde das gut.“

    Zwei alte Damen dann, zwei grundverschiedene Meinungen. Katharina Paß kommt nur, um zu gucken. Über die geschlossene Automatenfiliale sagt sie: „Das ist ja das Traurige, dass die nicht mehr da ist.“ Obwohl der Sparkassen-Bus jetzt praktisch unter ihrem Fenster steht, ist sie entschieden: „Ich hole da kein Geld.“ Lieber setzt sie sich in den 946er-Linienbus nach Huckingen, wo noch eine Geschäftsstelle fortbesteht.

    Dann kommt Margit Block, Überweisungsformular in der einen Hand, Bankkarte in der anderen. „Ich finde das gut“, sagt die 78-Jährige: „Die Nachbarn sagen auch, das ist natürlich gut.“ Cleef nimmt die Überweisung an, den Bankautomaten beherrscht Frau Block selbst.

    Und irgendwann ist die Sermer Zeit rum.Und „Nähe ist einfach“ fährt weg.