Essen. Elf Warenhäuser von Karstadt und Hertie kamen seit 2009 im Revier auf den Markt. Sie wurden abgerissen, umgebaut - oder sind noch in der Schwebe.

Ruhrgebiet. Künstlerisch gestaltete Schaufenster sind auch keine Lösung. Dahinter brennt gerade Licht, zu erkennen ist gut aufgeräumte Leere. Das alte Karstadt-Haus von Recklinghausen ist der Klotz am Bein des Altstadtmarkts, deutlich weniger Menschen sind hier unterwegs als früher – dafür steht auch in den umliegenden Straßen mehr leer.

Eine Lösung sei daher wichtig, sagt Bürgermeister Christoph Tesche (CDU) und verhandelt mit zwei Investorengruppen. Denn Recklinghausen hat das letzte alte Karstadt/Hertie-Haus im Ruhrgebiet, für das sich noch keine Zukunft angebahnt hat – fairerweise muss man aber dazuschreiben, dass es ja noch bis Mai 2016 geöffnet hatte. Eineinviertel Jahr? Ist eigentlich nicht lange, um ein Monument umzuwidmen.

Zur Erinnerung: Seit 2009 kamen elf solcher Kästen im Revier auf den Markt; Erbstücke von Karstadt und/oder Hertie, die man nicht ausschlagen konnte. Sie standen halt da: unnützer Raum in bester Lage und mit unklaren Besitzverhältnissen. In einer Größe, die kein Unternehmen mehr stemmt, und mit zweiten und dritten Etagen versehen, in die kein Kunde sich mehr bemüht für Untertassen oder Kinderstiefel. Heute sind fast alle Häuser wieder im Geschäft oder im Umbau oder wenigstens versprochen. Eine Übersicht.

Herne

Der Zweifelsfall: Herne schien schon durch zu sein. Die Firma Landmarken will das leerstehende Hertie-Haus als „Neue Höfe Herne“ mit Einzelhandel, Wohnen und Dienstleistungen neu beleben. So sollte auch der Schnitt geheilt werden, der durch die Fußgängerzone geht: Bis Hertie ist sie gesund, dahinter siech.

Doch jetzt gibt es Probleme bei der Vermarktung der Geschäftsflächen der „Neuen Höfe“. Landmarken-Vorstand Norbert Hermanns sagt, es sei nicht bei allen angekommen, „dass Herne eine Stadt im Wandel mit besonderen Chancen ist“. Verhandlungspartner hätten „etwas muffelig“ reagiert. Ende offen.

Velbert

Ein kleines Geheimnis: Lange Zeit schien es so, als bleibe Hertie in Velbert ein hartnäckiger Ladenhüter und städtebaulicher Missstand direkt in der Innenstadt. Aber im April ist der Verkauf besiegelt worden. Erwerber soll ein mittelständisches Unternehmen aus der Umgebung sein, aus dem Namen wird ein Geheimnis gemacht. Von Abriss und Neubau bis zu Sanierung ist alles denkbar, heißt es. Nur eines nicht: eine große Handelsimmobilie.

Dortmund

Für Studenten: Auch Dortmund hat so einen kolossalen Schandfleck in der Innenstadt. Das leerstehende Karstadt-Technik-Haus fand nach 2010 immer wieder Zwischennutzer, zuletzt aber niemanden mehr. Seit März diesen Jahres ist bekannt: Es wird abgerissen. Stattdessen sollen 430 Zimmer und Appartments für Studenten hier entstehen. Das angestrebte Niveau ist hoch, die Mieten sind es auch: 450 bis 500 Euro.

Gladbeck

Neues Leben: In Gladbeck gibt es ein Hertie-Haus, das wehrt sich. Erst brach im Zuge des Abrisses eine Fassade zusammen und brachte Menschen in Gefahr, dann stürzte ein riesiger Bagger samt Fahrer um. 2018/19 soll an dieser Stelle ein kleineres Einkaufszentrum eröffnen. Der zusammengeschlagene Vorgängerbau bleibt auf eine Weise aber auch: Die riesigen, teils zweigeschossigen Keller sind damit verfüllt.

Bottrop

Auch nebenan in Bottrop geht es voran, hier sollen die ersten Geschäfte im Nachfolgebau noch dieses Jahr eröffnen. Und hier ist sogar ein neues Kaufhaus mit im Spiel: die Kette „Moses“ aus Rheinland-Pfalz. Das neue „Handelshaus“ wird auch einen neuen Namen erhalten. Investor und Wirtschaftsförderung haben schon 200 Vorschläge eingesammelt. Sie reichen von A wie Alte Mitte bis Z wie Zentrop. Nun können sich alle Bottroper Bürger an der Entscheidung beteiligen: Unter www.bottrop.de/bot-impulse wird bis 31. August abgestimmt.

Essen, Datteln, Herdecke, Lünen

Ende gut . . .: In Essen-Rüttenscheid wurde das Gebäude durch ein neues, kleineres Einkaufszentrum ersetzt. Das gilt nach großen Umbauarbeiten auch für Datteln, Herdecke und Lünen, wo viele Wohnungen entstanden. Als Erfolgsgeschichte gilt aber insbesondere Gelsenkirchen-Buer, wo Investoren aus dem Ort selbst das alte Kaufhaus als „Linden-Karree“ mit Mischnutzung neu erfanden. Als Vorbild wird das auch in anderen Städten diskutiert.

Und sonst: steht seit wenigen Wochen das Sinn-Leffers-Gebäude in der Bochumer Innenstadt leer.