Düsseldorf. . Trotz aller Krisen reisen wieder mehr deutsche Touristen in die Türkei. Auch weil andere Urlaubsregionen die Preise teils drastisch erhöht haben.
Aus Duisburg kommen sie, nach Antalya wollen sie. Deshalb stehen Marvin (21), Marco (24), Jonas (21) und Florian (22) auch an einem der Abfertigungsschalter Halle C des Düsseldorfer Flughafens. Jan schaut auf die Uhr. 13 Uhr. „Morgen um diese Zeit liegen wir schon lange am Pool“, verkündet er. Die anderen nicken und beschreiben noch einmal in aller Kürze das Ziel der Reise. „Paaarty“. Ausgerechnet in der Türkei? Marco nickt. „Eine Woche ,all inclusive’ für unter 300 Euro. Besser geht es nicht.“
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Das Quartett aus Duisburg ist kein Einzelfall. „Auch wenn die Anzahl deutscher Urlauber in der Türkei im Vergleich zu 2015 nach wie vor deutlich zurückliegt, sehen wir seit einiger Zeit eine Wiederbelebung der Nachfrage bei kurzfristigen Buchungen“, sagt TUI-Sprecherin Anja Braun. Beides kann der Deutsche Reiseverband (DRV) bestätigen. Schon im vergangenen Jahr sei die Zahl der Türkeireisenden „drastisch eingebrochen“ und von 5,6 Millionen auf 3,9 Millionen zurückgegangen. Und auch für die laufende Saison seien die Frühbuchungen in die Türkei noch einmal gesunken. „Seit Ostern aber gehen die Zahlen wieder nach oben“, weiß eine DRV-Sprecherin.
Türkei häufiger gebucht als Mallorca-Reisen
Denn am Ende zählen doch wieder Hotelauswahl und Preis. „Wer jetzt im Sommer kurzfristig buchen wollte, hat schnell festgestellt, dass es in weiten Teilen des Mittelemeers kaum noch freie Betten gibt“, sagt die DRV-Sprecherin. Und die, die frei sind, sind so teuer wie lange nicht mehr. „Vor allem in Spanien haben die Preise kräftig angezogen.“
Wahrscheinlich wird die Türkei beim Veranstalter FTI auch deshalb „in der aktuellen Sommersaison häufiger gebucht als Mallorca“. Mehr noch: „Es ist bei uns eines der am stärksten nachgefragten Zielgebiete“, sagt FTI-Sprecherin Veronica Bahnmann und weiß auch, warum das so ist: „In puncto Preis-Leistungs-Verhältnis ist das Reiseland kaum zu übertreffen. Das wissen die Kunden zu schätzen.“ Ob sich das nach den jüngsten Entwicklungen ändert, lässt sich noch nicht sagen. Massive Einbrüche würden aber nicht erwartet, sagt eine Sprecherin der Rewe-Reisesparte DER Touristik mit Marken wie ITS und Jahn Reisen.
„Wir sind ja Touristen, keine Aktivisten“
Am Donnerstag jedenfalls sind in Düsseldorf die Schlangen vor den Schaltern, an denen es die Bordkarte Richtung Türkei gibt, noch lang. „Wir waren im letzten Jahr schon mal da“, erzählt Claudia (42) aus Dortmund. „Das Personal war nett, das Essen lecker und der Preis echt günstig. Warum also sollten wir nicht wieder dahin?“
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Zum Beispiel, weil der türkische Präsident Erdoğan gerne mal Deutsche verhaften lässt. Carsten Müller aus Wattenscheid winkt ab. „Uns wirft schon niemand ins Gefängnis. Wir sind ja Touristen, keine Aktivisten.“ Und die Terrorgefahr? Müller zuckt mit den Schultern. „Im Zug nach Düsseldorf hätte auch eine Bombe hoch gehen können.“ Und wirklich sicher, sagt er dann noch, was fast jeder sagt seit einigen Jahren, „bist du doch nirgendwo mehr“. Seine Schwester Kerstin hat trotzdem mal im Internet auf die Seiten des Auswärtigen Amtes geschaut. Allerdings nicht wegen verschärfter Sicherheitswarnungen. „Ich wollte nur gucken, ob ich einen Reisepass brauche.“
Touristen wähnen sich in Urlaubsorten in Sicherheit
Ein paar Meter weiter stehen Saad (46) und Feride (37) aus Essen an, um ihr Gepäck abzugeben. Drei Wochen wollen sie in der Türkei bleiben. „Tauchen und Freunde besuchen“, sagen sie. Angst haben sie nicht, Faride spricht von einem „mulmigen Gefühl“. Dennoch haben sie nicht lange gezögert. „Als wir im vergangenen Jahr drüben waren, war das genau in der Zeit des Putschversuches“, sagt Saad. „Das härtet ab.“ Allerdings habe man von den Ereignissen in Ankara und Istanbul auch nicht viel mitbekommen in den Urlaubsregionen.
Darauf setzen auch die Jungs aus Duisburg, wenn man sie fragt, ob sie sich nicht vor Bomben oder Messerangriffen fürchten. „In den Urlaubsorten ist noch nie etwas passiert“, weiß Florian. Erst recht nicht in den Hotelanlagen. „Und unser Hotel“, weiß der Auszubildende schon jetzt, „werden wir mit Sicherheit nicht verlassen. Denn draußen in den Kneipen müssten wir unser Bier ja zahlen.“