Duisburg/Pokhara. . Im Fall der nach Nepal abgeschobenen Bivsi macht sich der Petitionsausschuss des NRW-Landtags für eine Rückkehr stark. Was die Familie dazu sagt.

Immer wieder muss sie weinen. Genau wie ihre Mutter. Aber es sind Tränen der Freude. Vor ein paar Minuten haben Bivsi Rana und ihre Eltern im fernen Nepal erfahren, dass der Petitionsausschuss des Düsseldorfer Landtags sich dafür ausgesprochen hat, die vor knapp sechs Wochen ausgewiesene Familie wieder in Deutschland leben zu lassen. Es ist keine Entscheidung, es ist eine Empfehlung. Aber es ist offenbar mehr, als die Ranas zu hoffen gewagt haben. „Wir sind überglücklich“, sagt die 15-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung.

Früh am Abend ist es in Nepal, als in Pokhara, circa 200 Kilometer westlich von Kathmandu, das Telefon klingelt. Es ist der Anruf, auf den die Familie den ganzen Tag gewartet hat. „Wir waren schon sehr nervös“, sagt das Mädchen. Denn sie wussten, dass der Ausschuss in Düsseldorf tagte. Und dass seine Empfehlung ihr Schicksal endgültig besiegeln oder aber der Beginn einer neuen Hoffnung sein könnte.

Nun also klingelt es. Und als sie drangehen, ist am anderen Ende Stephan Kube, Elternpflegschaftsvorsitzender des Duisburger Steinbart-Gymnasiums, Bivsis Schule in Deutschland. Die Schule, aus der man sie am 29. Mai Hals über Kopf aus dem Unterricht geholt, um sie und ihre Eltern ins Flugzeug nach Nepal zu setzen.

Seitdem hat Kube gekämpft für sie. Hat Pressekonferenzen abgehalten, Schülerschaft und viele Lehrer mobilisiert, Kontakte geknüpft und nach immer neuen Wegen gesucht, nicht nur Bivsi, sondern auch ihre Eltern wieder nach Duisburg zu holen. Zusammen mit der Schülersprecherin, Sarah Habibi, war er vor gut zwei Wochen im Landtag, um eine halbe Stunde lang mit den Mitgliedern des Petitionsausschusses zu sprechen. „Viele haben geholfen“, wiegelt Kube ab. Doch er ist es, der der Familie im fernen Nepal gestern die gute Nachricht überbringen darf. „Ich glaube, wir haben es geschafft“, sagt er. Der Rest geht im Jubel aus Südasien unter.

„So ganz“, sagt Bivsi später, „können wir das noch nicht realisieren.“ Obwohl sie sich nichts sehnlicher gewünscht haben, als zurück nach Deutschland zu kommen, zurück in das Land, das sie juristisch korrekt abgeschoben hat, aber das für Bivsi immer noch „meine Heimat“ ist. Nepal, sagt sie, habe sie in den letzten Wochen gestresst. 30 Grad heiß war es, sehr schwül, und „überall gab es Moskitos“. Schlecht geschlafen hat sie, das Essen nicht vertragen, nicht viel verstanden von dem, was die Menschen um sie herum gesprochen haben. „Ich war ja noch nie im meinem Leben hier.“

Wiedersehen mit dem Bruder ist die größte Freude

Bei Verwandten sind sie untergekommen. Erst in der Hauptstadt Kathmandu, dann in Pokhara bei ihrer Tante. Dort ist sie auch an ihrem Geburtstag am 11. Juni. „Alle haben sich ganz toll um mich gekümmert“, sagt sie. Überhaupt seien die Verwandten alle nett, aber bei ihnen zu wohnen, sei natürlich keine dauerhafte Lösung. „Wir wollen auch keinem zur Last fallen“, erklärt Bivsi.

Wenn alle zuständigen Behörden der Empfehlung des Ausschusses folgen, müssen sie das auch nicht. Und auch wenn es noch ein paar Wochen dauern kann, bis der Flieger zurück nach Deutschland geht, weiß das Mädchen schon jetzt, auf wen es sich am meisten freut. „Zum einen auf die Leute aus meiner Klasse.“ Die dann eine zehnte ist. Noch mehr aber auf den älteren Bruder Biswash (21), der zu Ausbildungszwecken nach Deutschland gekommen ist und ein ganz normales Visum hat. „Er fehlt mir ganz fürchterlich.“

Am Dienstagabend aber ist keine Zeit für Wehmut. „Nach diesem Tag“, freut sich Bivsi, „werden wir wohl ein wenig feiern.“